3405/J XXVII. GP

Eingelangt am 16.09.2020
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ANFRAGE

 

 

des Abgeordneten Mag. Gerald Hauser

und weiterer Abgeordneter

an die Bundesministerin für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus

betreffend Reisebüros unter Druck

 

Reisen sind Luxusgut und werden in Krisen weniger nachgefragt. Nur kurz kam der Reisebürobranche die sich entspannende Situation von Juni bis August dieses Jahres zugute, leider sind derzeit wieder viele Reisewarnungen ausgesprochen worden, was zu Stornierungen und Umbuchungen führt. Reisebüros haben auf Grund fehlender Buchungen kaum Einnahmen, die Kosten laufen allerdings weiter, und auch die bereits bezahlten Anzahlungen bzw. die bereits vollständig geleisteten Zahlungen für Reisen müssen zurückerstattet werden.

 

Viele Reisebüros werden schließen müssen. Heuer haben bereits 13 Reisebüros in Österreich Insolvenz angemeldet. Eine deutsche Umfrage rechnet mit 60 Prozent aller Betriebe. Bei den Reiseveranstaltern in Deutschland ist es gut die Hälfte, die ihre Lage derart dramatisch einschätzt. Knapp die Hälfte der Reisebüros in Deutschland musste der Umfrage zufolge bereits Mitarbeiter entlassen, ähnlich verhält es sich bei den Reiseveranstaltern.[1] Die Zahlen aus Deutschland sind allarmierend, und es ist anzunehmen, dass auch in Österreich die Entwicklung ähnlich ist. Bereits bekannt sind die Schätzungen von Umsatzrückgängen - die Reisebüros in Österreich rechnen mit einem Umsatzrückgang bis 80 Prozent.[2] Bei diesen Umsatzeinbrüchen reicht das Geld nicht einmal, um die Fixkosten zu decken.

 

Die Aussicht auf neue Buchungen fehlt, derzeit ist die Situation so ungewiss, dass nur wenige einen Urlaub bei den Reisebüros buchen. Flüge, Züge und Einzel-übernachtungen buchten schon immer viele selbst, aber insbesondere Fernreisen, Geschäftsreisen, Kreuzfahrten und Studienreisen waren ein sicheres Geschäft für die Reisebüros. Ausgerechnet diese Zweige brechen komplett weg.[3] Die Personalkosten laufen aber weiter, auch die Kurzarbeit wird bei den meisten Reisebüros nicht ausreichen, um die Krise gut zu meistern.

 

Der Tourismus zählt zu den Branchen, die von den Folgen der Coronavirus-Pandemie besonders hart getroffen wurden, und es bräuchte gerade deshalb eine besondere Aufmerksamkeit und Unterstützung für diese Branche.

 

 

 

 

In diesem Zusammenhang richten die unterfertigten Abgeordneten an die Bundesministerin für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus folgende

 

Anfrage

 

1.    Wie viele Reisebüros in Österreich werden nach Schätzungen des BMLRT auf Grund der Corona-Krise schließen? (Bitte in absoluten Zahlen und in Prozent.)

a.    Mit wie vielen Arbeitslosen ist im Zusammenhang mit diesen Pleiten zu rechnen?

b.    Was sind die volkswirtschaftlichen Kosten dieser bevorstehenden Pleitewelle?

2.    Wie schätzt das Bundesministerium die Lage der Reisebürobranche ein?

a.    Wie hoch werden die Umsatzrückgänge 2020 ausfallen?

b.    Wie sind die Prognosen für 2021?

3.    Wie schätzt das Bundesministerium die Lage der Fremdenführer ein?

a.    Wie hoch werden die Umsatzrückgänge 2020 ausfallen?

b.    Wie sind die Prognosen für 2021?

c.    Wie viele Fremdenführer haben seit Anfang der Krise ihr Gewerbe ruhend gestellt?

d.    Wie viele Fremdenführer haben Corona-Hilfen beantragt?

                                          i.    Wie viele davon haben diese Hilfen bereits erhalten?

                                        ii.    Wie hoch waren die geleisteten Hilfen im Durchschnitt?

4.    Wie schätzt das Bundesministerium die Lage der selbständigen Reiseleiter ein?

a.    Wie hoch werden die Umsatzrückgänge 2020 ausfallen?

b.    Wie sind die Prognosen für 2021?

c.    Wie viele selbständige Reiseleiter sind seit Anfang der Krise arbeitslos geworden?

d.    Wie viele selbstständige Reiseleiter haben Corona-Hilfen beantragt?

                                          i.    Wie viele davon haben diese Hilfen bereits erhalten?

                                        ii.    Wie hoch waren die geleisteten Hilfen im Durchschnitt?

5.      Wurden bereits Corona-Hilfen an Unternehmen der Reisebürobranche ausbezahlt?

a.    Wenn ja, aus welchen Fonds wurden wie viele Mittel ausbezahlt?

b.    Wenn ja, wie viele Anträge wurden jeweils gestellt?

c.    Wenn ja, wie viele Anträge wurden aus welchen Gründen abgelehnt?

d.    Wenn ja, wie hoch waren die durchschnittlichen ausbezahlten Beträge?

e.    Wenn nein, warum nicht?

6.    Welche weiteren Hilfen plant die Regierung für die Reisebürobranche vor dem Hintergrund der sich wieder verschärfenden Situation für die Betriebe?

 



[1] https://www.bild.de/geld/wirtschaft/wirtschaft/corona-schockzahlen-mehr-als-jedes-zweite-reisebuero-vor-dem-aus-72594410.bild.html

[2] https://www.salzburg24.at/news/oesterreich/corona-krise-reisebueros-erwarten-80-prozent-weniger-umsatz-91953391

[3] https://taz.de/Reisebueros-und-Corona/!5701249/