3447/J XXVII. GP
Eingelangt am 21.09.2020
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Anfrage
der Abgeordneten Mag. Felix Eypeltauer, Kolleginnen und Kollegen
an den Bundesminister für Bildung‚ Wissenschaft und Forschung
betreffend Fachkräftemangel BIM
Die Türkis-Grüne Regierung widmete das letzte Kapitel des Regierungsprogramms dem Thema "Digitalisierung & Innovation". Auf Seite 321 des Programms wurde in einem kurzen Punkt erstmals BIM erwähnt: "Building Information Modeling (BIM) verstärkt in der öffentlichen Beschaffung berücksichtigen". BIM ist eine innovative Arbeitsmethode im Planungs-, Abwicklungs- und Betreiberprozess von Gebäuden, die bei öffentlichen Ausschreibungen in anderen europäischen Ländern bereits Standard ist.
Die Staaten Niederlande, Dänemark, Finnland, Schweden und Norwegen schreiben die Nutzung von BIM bei öffentlich finanzierten Bauvorhaben bereits seit 2008 vor. Deutschland führte die verpflichtende Anwendung von BIM für öffentliche Ausschreibungen ab einem Bauvolumen von € 5 Millionen im Jahr 2018 ein. Vergleicht man den Stand Österreichs bei der Anwendung von BIM mit den USA oder China, wird der eklatante Entwicklungsrückstand noch deutlicher. Die USA gelten als Erfinder des BIM und entwickeln dieses seit den frühen 70er Jahren erfolgreich weiter. China fing zwar erst in den letzten Jahren an, BIM vermehrt zu verwenden, jedoch zeigen die rasanten Wachstumsraten der Anwendung, die Wichtigkeit die die Chinesen dieser innovativen Arbeitsmethode zuschreiben.
Eine verpflichtende Anwendung von BIM in öffentlichen Ausschreibungen kann nicht von heute auf morgen geschehen. Es benötigt einen Stufenplan, der die österreichische Bauwirtschaft mit sämtlichen Akteur_innen gezielt auf die Umstellung vorbereitet.
Erst bei entsprechendem Bewusstsein und Know-How über BIM in Baubranche, der Verfügbarkeit von ausreichend entsprechenden Fachkräften, Facility Management und in den Behörden ist die BIM-Verpflichtung in öffentlichen Ausschreibungen sinnvoll. Wesentlich ist die Ausbildung junger Techniker_innen im Bereich BIM. Dies erfordert entsprechende Lehr-, Aus- und Weiterbildungspläne und Weiterbildungsmöglichkeiten. Die TU Graz schrieb im Jahr 2016 eine Professur für Building Infomation Modeling aus, die bis heute nicht besetzt wurde (https://www.tugraz.at/fileadmin/user_upload/Institute/BBW/pdf/Ausschreibung_BIM-Langfassung__Deutsch.pdf).
Einige große Planungsbüros und
Baufirmen in Österreich haben schon seit Jahren BIM in ihren Prozessen
eingeführt, um einerseits Prozesse in der Planung, im Bau und
schlussendlich im Bereich des Facility Managements effizienter gestalten zu
können und andererseits, um an internationalen Ausschreibungen teilnehmen
zu können.
Ein rezentes Positivbeispiel aus dem privaten Sektor ist die Ausschreibung,
Planung und derzeitige Errichtung des IKEA-Westbahnhof, die komplett via BIM
durchgeführt wurden bzw. werden.
Um den Anschluss an diese Revolution im Bauwesen nicht völlig zu verpassen, benötigt der österreichische (Bau-)Wirtschaftsstandort eine schlagkräftige BIM-Strategie seitens der Politik. Auch für die öffentliche Hand liegen die Vorteile von Vergaben via BIM in Sachen Sparsamkeit, Wirtschaftlichkeit und Zweckmäßigkeit von Bauprojekten auf der Hand.
Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgende
1. In welchen Bildungseinrichtungen in Österreich werden derzeit Einheiten angeboten, die BIM-Wissen vermitteln bzw. indirekt mit dem Thema BIM in Verbindung gebracht werden?
a. Bitte um Nennung der Bildungseinrichtung, des Bundeslandes, des Namens des Faches, der angebotenen Lehreinheiten, Jahr des Beginns des Angebots und durchschnittliche Schüler/Studentenanzahl
b. Gibt es Pläne dieses Lehrangebot auszubauen? Wenn ja, bitte um Nennung der wichtigsten Meilensteine
2. Welche Erklärung hat das Ministerium für die mangelnde Ausbildung im Bereich BIM?
3. Weshalb wurde die Professur Building Information Modeling an der TU Graz im Jahr 2016 nicht vergeben?
a. Wie viele Bewerbungen gab es für diese Professur?
b. Welche Erklärung hat das Ministerium für die gescheiterte Ausschreibung?
c. Wird die Professur abermals ausgeschrieben werden?
i.Wenn ja, wann?
4. Sind im Zuge der nächsten Leistungsvereinbarung mit den Universitäten weitere BIM-Professuren geplant?
a. Wenn ja, an welchen Universitäten?
5. Ist beim nächsten Ausbau der Fachhochschulen geplant, ein BIM-Angebot zu schaffen?
a. Wenn ja, an welchen Fachhochschulen und in welchem Ausmaß?
6. Welche Forschungsförderungsprogramme im Bereich BIM existieren bzw. sind in Planung?
7. Welche HTL-Zweige existieren bzw sind in Planung, die BIM umfassen?
8. Besteht eine Strategie, um den Mangel an Fachkräften im Bereich BIM entgegenzuwirken?
a. Wenn ja, welche?
b. Wenn nein, wieso nicht?
9. Mit welchen anderen Ministerien steht das BMBWF in Verbindung, um das Regierungsvorhaben "Building Information Modelling (BIM) verstärkt in der öffentlichen Beschaffung berücksichtigen" umzusetzen?
10. Gibt bzw gab es Kooperationen mit privaten Unternehmen und Vereinen im Bereich BIM?
a. Wenn ja, mit welchen Unternehmen/Vereinen?
b. Sind derartige Kooperationen geplant?