3726/J XXVII. GP

Eingelangt am 08.10.2020
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ANFRAGE

 

 

des Abgeordneten Mag. Gerald Hauser

und weiterer Abgeordneter

an die Bundesministerin für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus

betreffend finanzielle Absicherung des Privatvermieterverbandes Österreichs

 

Der Urlaub in Österreich hat bis zur Coronakrise stetig an Bedeutung gewonnen. „Im Kalenderjahr 2019 (endgültige Ergebnisse) wurden insgesamt 152,7 Mio. Nächtigungen gemeldet: das entspricht gegenüber 2018 einem Plus von 1,9%.[1] Nach der Corona-Krise soll der heimische Tourismus wieder wachsen, viele ländliche Gebiete profitieren von der Wertschöpfung, welche dieser mit sich bringt. Eine Studie zeigt auf, dass Investitionen der Privatvermieter überwiegend in einem Umkreis von 60 Kilometern getätigt werden und sind somit Konjunkturmotor für gesamte Regionen.“[2]

 

Allerdings werden die einzelnen Beherbergungsanbieter sehr unterschiedlich unterstützt. So hat der Privatvermieterverband Österreich nur wenig finanzielle Mittel zur Verfügung. Das Budget des Verbandes hat im Jahr 2019 ungefähr 10.000,- Euro betragen, öffentliche Mittel hat der Privatvermieterverband 2019 nicht erhalten. Ganz anders zum Beispiel der Urlaub am Bauernhof, welcher auf die Mittel aus der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) zugreifen kann. Laut Transparenzdatenbank hat Urlaub am Bauernhof folgende Förderungen aus der GAP erhalten:

 

Quelle: transparenzdatenbank.at

 

Diese Förderungen sind durchaus sehr wichtig und notwendig. Da sie die ländlichen Gebiete stärken und eher einen naturverträglichen sanften Tourismus unterstützen.

 

Im Vergleich steigen die privaten Vermieter von Gästezimmer und Ferienwohnungen schlecht aus. Diese erhalten so gut wie keine Förderungen. Rund 41.000 private Beherbergungsbetriebe gibt es in Österreich. Neben dem klassischen „Bed & Breakfast“ bieten sie vermehrt auch Ferienwohnungen an.[3] Bei den Touristen wird der Urlaub bei den kleinen Vermietern immer beliebter. In Tirol beträgt der Anteil der „Alpinen Gastgeber“ – wie die 2400 Privatvermieter dort genannt werden – bereits rund 25 % aller Nächtigungen des Landes.[4] (Im Jahr waren verzeichnete Tirol insgesamt 49.897.145 Nächtigungen.)

 

Nicht nur aus der Sicht der aktuell schweren Situation im Tourismus wäre eine Unterstützung dringend notwendig. Die kleinen Vermieter tragen zum kleinstrukturierten Tourismus und zur Akzeptanz des Tourismus in der Bevölkerung bei, da viele vor Ort vom Tourismus profitieren. Die private Vermietung sichert den Arbeitsplatz zuhause und ist daher auch gesellschaftspolitisch wertvoll. Besonders in ländlichen Räumen wird diese kleinstrukturierte und nachhaltige Form des Tourismus nachgefragt und sollte auch seitens der Politik entsprechend unterstützt werden.

 

„Ein Privatvermieter-Gast gibt 75% seines Urlaubsbudgets in der Gemeinde/Region aus und nur 25% beim Unterkunftgeber. Ein Hotelgast konsumiert 75% seines Urlaubsbudgets in der Unterkunft und nur 25% in der Gemeinde/Region. Die Privatvermietung stellt also eine wichtige Säule der regionalen Wirtschaft und der Arbeitsplatzsicherung, sowie dem familiären Einkommen dar.“[5]

 

Nur ein starker Privatvermieterverband kann die Zukunft der privaten Vermieter sichern, daher muss dieser entsprechend finanziell ausgestattet werden. Ohne „Urlaub am Bauernhof“ auch nur einen Cent wegnehmen zu wollen, ist die massive finanzielle Untergewichtung des österreichischen Privatvermieterverband in Relation zu „Urlaub am Bauernhof“ nicht argumentierbar und muss dringend verbessert werden, auch damit die private Vermietung im Rahmen des häuslichen Zu- und Nebengewerbes konkurrenzfähig bleibt.

In diesem Zusammenhang richten die unterfertigten Abgeordneten an die Bundesministerin für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus folgende

 

Anfrage

 

1.    Ist die finanzielle Ausstattung des Privatvermieterverbandes Österreichs ausreichend?

2.    Wie begründen Sie die markanten Unterschiede bei der finanziellen Ausstattung des Privatvermieterverbandes Österreich und des Verbandes „Urlaub am Bauernhof“?

3.    Handelt es sich aus Ihrer Sicht nicht um eine Ungleichbehandlung, wenn die Zimmer- und Ferienwohnungsvermieter unterschiedlich behandelt werden, je nachdem ob sie einen Bauernhof besitzen oder nicht?

4.    Wird es Änderungen bei den Bedingungen für private Vermieter von Zimmern und -wohnungen im Rahmen des häuslichen Zu- und Nebenerwerbs geben?

a.    Wenn ja, welche und wann?

b.    Wenn ja, sind Änderungen beim Vertrieb geplant?

c.    Wenn ja, sind Änderungen beim Service geplant?

d.    Werden Sie eine Möglichkeit schaffen, dass auch in den privaten Ferienwohnungen im Rahmen des häuslichen Zu- und Nebenerwerbs ein Frühstück serviert werden darf?

                                          i.    Wenn ja, wann?

                                        ii.    Wenn nein, warum nicht?

e.    Wenn ja, sind Änderungen bei den Vorgaben zum Marketing geplant?

f.     Wenn nein, warum nicht?

5.    Ist eine Änderung der Anzahl der zu vermietenden Betten, derzeit maximal 10, für die Privatvermieter im Rahmen des häuslichen Zu- und Nebenerwerbs geplant?

a.    Wenn ja, welche?

b.    Wenn nein, warum nicht?

6.    Würden Sie eine Erhöhung der Anzahl der zu vermietenden Betten für die Privatvermieter im Rahmen des häuslichen Zu- und Nebenerwerbs auf maximal 15 Betten unterstützen?

7.    Wie viele Vermieter von privaten Gästezimmern und Ferienwohnungen im Rahmen des häuslichen Zu- und Nebenerwerbs gibt es in Österreich?

a.    Wie hat sich die Anzahl der Vermieter in den einzelnen Bundesländern in den letzten fünf Jahren entwickelt?

b.    Wie viele Betten haben diese im Durchschnitt? (Bitte um eine Auflistung der letzten fünf Jahre nach den Bundesländern.)

8.    Wie viele Nächtigungen wurden durch private Vermieter von Gästezimmern und Ferienwohnungen im häuslichen Zu- und Nebenerwerb erzielt? (Bitte um eine Auflistung der letzten fünf Jahre nach den Bundesländern.)



[1] https://www.statistik.at/web_de/statistiken/wirtschaft/tourismus/beherbergung/ankuenfte_naechtigungen/index.html#:~:text=Ankunfts%2D%20und%20N%C3%A4chtigungsstatistik%3A%20Anstieg%20der,Mit%20112%2C7%20Mio.

[2] BMLRT, Plant T, Tourismus Österreich 2019, Seite 43

[3] https://www.bedandbreakfastaustria.at/de/der-verband/unter-einem-dach-vereint

[4] https://www.tourismuspresse.at/presseaussendung/TPT_20200414_TPT0003/die-krise-als-chance-fuer-tiroler-privatvermieter-bild

[5] https://www.5min.at/201711116446/privatvermieter-fordern-zeitgemaesse-gesetze/