3955/J XXVII. GP

Eingelangt am 28.10.2020
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Anfrage

der Abgeordneten Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen

an den Bundesminister für Soziales‚ Gesundheit‚ Pflege und Konsumentenschutz

betreffend Antibiotikaresistenz in Österreich

 

Die Tageszeitung „Der Standard“ berichtete kürzlich über Antibiotikaresistenz, die unter anderem bei längeren Krankenhausbehandlungen ein großes Problem darstellt (1). Die aktuelle COVID-19-Krise ist somit auch ein gravierender internationaler infektiologischer Gesundheitsnotfall. Wir erleben derzeit, was es bedeutet, wenn bei einer Erkrankung Behandlungsmöglichkeiten fehlen und der Bedarf an Therapieoptionen in der Intensivmedizin ansteigt. Antibiotikaresistenzen sind ein zunehmendes Problem vor dem die WHO und viele Expertinnen regelmäßig warnen. Schon heute führen antibiotikaresistente "Superbugs" EU-weit schätzungsweise zu mehr als 33.000 Todesfällen pro Jahr. Weltweit könnte die Zahl 2050 auf zehn Millionen ansteigen (2, 3).

Einflussbare Faktoren diese Problem zu minimieren finden sich unter anderem im gezielten Einsatz von Antiotika sowohl in der Humanmedizin als auch in der Veterinärmedizin. 2018 lag laut AGES (Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit) der Verbrauch von Antibiotika bei mehr als 70 Tonnen in der Humanmedizin und rund 50 Tonnen in der Veterinärmedizin. Weltweit ist der Verbrauch in den letzten 15 Jahren um 65 Prozent gestiegen, so eine Studie im Fachjournal "PNAS" (4, 5, 6).

Jede dritte Verschreibung eines Antibiotikums ist laut einer US-Studie und einer deutschen Studie als „nicht korrekt oder passend einzustufen“ (7, 8). Im europäischen Vergleich weißt Österreich mit einem Verbrauch von 13,3 Dosen pro 1000 Einwohner einen weit höheren Verbrauch als beispielsweise die Niederlanden auf, welche mit einem Verbrauch von 8,9 Dosen pro 1000 Einwohner eine vergleichbare Lebensqualität aufweist (9, 10).

 

Quellen:

 

(1) https://www.derstandard.at/story/2000119448915/im-spital-mit-covid-19-kampf-den-keimen

(2) https://www.derstandard.at/story/2000120344652/superbugs-antibiotikaresistente-keime-auf-dem-vormarsch?ref=article

(3) https://www.ecdc.europa.eu/en/news-events/33000-people-die-every-year-due-infections-antibiotic-resistant-bacteria

(4) https://www.ages.at/themen/ages-schwerpunkte/antibiotika-resistenzen/vertriebsmengen/

(5) https://www.pnas.org/content/115/15/E3463

(6) https://www.sozialministerium.at/Themen/Gesundheit/Antimikrobielle-Resistenzen-und-Gesundheitssystem-assoziierte-Infektionen/Antimikrobielle-Resistenzen/AURES---der-österreichische-Antibiotikaresistenz-Bericht.html

(7)

https://www.cdc.gov/media/releases/2016/p0503-unnecessary-prescriptions.html

(8): https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/60644/DAK-Report-Aerzte-verordnen-zu-haeufig-Antibiotika

(9) https://www.oecd.org/health/health-systems/AMR-Tackling-the-Burden-in-the-EU-OECD-ECDC-Briefing-Note-2019.pdf

(10) https://www.ecdc.europa.eu/sites/portal/files/documents/Final_2017_EAAD_ESAC-Net_Summary-edited%20-%20FINALwith%20erratum.pdf




 

Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgende

Anfrage:



1.    Waren die bisher gesetzten Maßnahmen im Bereich antimikrobieller Resistenzen (AMR) die im Nationalen Aktionasplan zur Antibiotikaresistenz (NAP-AMR) dargestellt sind, erfolgreich?

a.    Wenn ja, welche Verbesserungen konnten erzielt werden?

b.    Wenn nein, wieso nicht?

2.    Welche Maßnahmen wurden bisher gesetzt, um die Eindämmung der Entstehung und Ausbreitung von Antibiotika-Resistenzen sektorübergreifend zu verfolgen?

a.    Waren diese Maßnahmen erfolgreich? Wenn ja, welche Verbesserungen konnten erzielt werden?

b.    Welche zusätzlichen Maßnahmen sind geplant?

3.    Welche Maßnahmen wurden bisher gesetzt, um Resistenz-Entwicklungen frühzeitig zu erkennen und laufend gezielte Präventionsstrategien ableiten zu können?

a.    Waren diese Maßnahmen erfolgreich? Wenn ja, welche Verbesserungen konnten erzielt werden?

b.    Welche zusätzlichen Maßnahmen sind geplant?

4.    Welche Maßnahmen wurden bsiher gesetzt, um Therapie Optionen zu erhalten bzw. zu verbessern?

a.    Waren diese Maßnahmen erfolgreich? Wenn ja, welche Verbesserungen konnten erzielt werden?

b.    Welche zusätzlichen Maßnahmen sind geplant?

5.    Welche Maßnahmen wurden gesetzt, um Infektionsketten frühzeitig zu unterbrechen und Infketionen zu vermeiden?

a.    Waren diese Maßnahmen erfolgreich? Wenn ja, welche Verbesserungen konnten erzielt werden?

b.    Welche zusätzlichen Maßnahmen sind geplant?

6.    Welche Maßnahmen sind geplant, um die Aufklärung über Antibiotika, die richtige Verwendung von Antibiotika und Antibiotikaresistenzen sowohl in der Bevölkerung als auch in medizinischen und tiermedizinischen Fachkreisen zu intensivieren?

7.    Wird die Forschung an neuen Antibiotika bzw. Reserveantibiotika gefördert?

a.    Wenn ja, wie und in welchem Umfang? Waren die gesetzten Anreize erfolgreich?

b.    Wenn nein, weshalb nicht?


 

8.    Effizienterer Verwaltungsvollzug durch Transparenz. Aufwand für die Anfragebeantwortung:

a.    Wie viele Personen insgesamt waren bei der Anfragebeantwortung involviert?

b.    Wie viele Arbeitsstunden insgesamt fielen für die Anfragebeantwortung an? (Angabe in Halbstunden, z.B. 1,5h)

c.    In welchem Ausmaß könnte eine strukturierte, laufende Datenoffenlegung (Transparenz) diesen Aufwand reduzieren? (Angabe in % und/oder Stunden)