4020/J XXVII. GP

Eingelangt am 09.11.2020
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ANFRAGE

 

 

des Abgeordneten Peter Schmiedlechner

und weiterer Abgeordneter

an die Bundesministerin für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus

 

betreffend Stärkung der heimischen Honigproduktion

 

 

Die Imkerei ist in Österreich kleinstrukturiert. Im Jahr 2019 wurden 390.607 Bienenvölker (+4,8 %) von 30.237 (+1,7 %) Imkerinnen und Imkern gehalten.[1] Von den Imkern ist nur ein sehr kleiner Teil Berufsimker, welche von dieser Arbeit auch leben können. Die heimischen Produzenten konkurrieren mit Importen aus der ganzen Welt, wo die Standards und Preise oft niedriger sind als bei uns und können deswegen die Imkerei oft nur nebenberuflich ausüben.

 

Die Imkerinnen und Imker leisten zusätzlich zu der Honigproduktion auch einen wichtigen Beitrag zur Bestäubung von Kultur- und Wildpflanzen (laut BMNT 80 % aller heimischen Pflanzen[2]) und sind somit unverzichtbar für die gesamte pflanzliche Lebensmittelproduktion. Der Honig ist als ein gesundes Lebensmittel sehr wertvoll. In der Volksheilkunde kommt dem Honig seit jeher große Bedeutung zu, er ist als Hausmittel weit verbreitet und beliebt. Honig wird eine entzündungshemmende, antibiotische und antiallergische Wirkung nachgesagt. Zudem soll Honig auch das Immunsystem und das Herz-Kreislauf-System stärken.“[3]

 

Dieses Jahr war die Honigernte besonders schlecht. Die Bienenvölker mussten wegen dem wechselhaften Wetter entweder aufgefüttert werden oder sind verhungert. Das Bienensterben ist auch in besseren „Bienenjahren“ ein Thema, dieses Jahr war aber eine besondere Herausforderung und es ist mit viel weniger Honig als in den letzten Jahren zu rechnen.

 

„Die produzierte Honigmenge in Österreich schwankt, je nach Honigjahr, zwischen 4'000 und 6'500 t. Der durchschnittliche Honigertrag je Volk lag im Jahr 2019 in etwa bei 26 kg […].“[4] Laut Statistik Austria wurden im Wirtschaftsjahr 2018/19 (1. Juli 2018 bis 30. Juni 2019) in Österreich insgesamt 8,6 Millionen Tonnen Honig als Nahrungsmittel verbraucht. Dies entspricht einem Pro-Kopf-Verbrauch von durchschnittlich einem Kilogramm pro Jahr.

 

 

Wie aus der Statistik hervorgeht, ist die Selbstversorgung mit Honig in Österreich nicht gegeben – aktuell liegt sie bei 46 Prozent. Das bedeutet, dass mehr als die Hälfte des in Österreich konsumierten Honigs importiert wird.

 

Die Herkunft des Honigs ist auf der Etikette zu deklarieren. Die Honigverordnung legt im § 7 fest, wie man diese Herkunftsbezeichnung angeben muss: Auf dem Etikett ist das Ursprungsland in dem bzw. sind die Ursprungsländer in denen der Honig erzeugt wurde anzugeben. Hat der Honig seinen Ursprung in mehr als einem EU-Mitgliedstaat oder Drittland, so kann statt dessen folgende Angabe gewählt werden:

·         Mischung von Honig aus EU-Ländern

·         Mischung von Honig aus Nicht-EU-Ländern

·         Mischung von Honig aus EU-Ländern und Nicht-EU-Ländern

 

Die Herkunftsangabe „Mischung aus EU- und Nicht-EU-Ländern“ bedeutet, dass die ganze Welt als Lieferant in Frage kommt. Solche Angabe ist komplett überflüssig bzw. es ist keine Herkunftsangabe.

 

Um eine heimische Produktion zu stärken und damit die Bestäubung zu garantieren, die Qualität des Honigs sicherstellen und eine bessere Selbstversorgung zu erreichen, braucht es dringend Maßnahmen um die Imkerinnen und Imker in Österreich zu unterstützen.

 

In diesem Zusammenhang richten die unterfertigten Abgeordneten an die Bundesministerin für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus folgende

 

 

Anfrage

 

 

1.    Wie hat sich der Verbrauch von Honig in Österreich in den Jahren 2010 bis 2017 - auch im Vergleich zum EU-Durchschnitt - entwickelt, pro Kopf und insgesamt?

2.    Sind Maßnahmen geplant, um die Selbstversorgung mit Honig zu verbessern?

a.    Falls ja, welche und wann? (Bitte um Nennung der Maßnahme jeweils mit Details und Zeitplan.)

b.    Falls nein, warum nicht?

3.    Aus welchen Ländern wurde Honig in den letzten 3 Jahren nach Österreich importiert (bitte jeweils mit Mengen)?

4.    Sind Maßnahmen geplant, damit der Konsum von Honig steigt (es handelt sich um sehr gesundes Lebensmittel)?

5.    Was will das Bundesministerium gegen den extrem niedrigen Anteil der hauptberuflichen Imkerinnen und Imker an der Gesamtzahl aller Imkerinnen und Imker in Österreich unternehmen?

a.    Gibt es bereits laufende Maßnahmen und welche Wirkung haben diese gezeigt?

b.    Sind neue Maßnahmen geplant? Falls ja, welche und wann?

c.    Wie hat sich der Anteil der hauptberuflichen Imkerinnen und Imker in den letzten 10 Jahren entwickelt?

6.    Wird Honig aus Ländern, wo Gentechnik erlaubt ist, nach Österreich importiert?

a.    Falls ja, welche Maßnahmen werden gesetzt, um den Honig auf Rückstände von gentechnisch veränderten Pflanzenbestandteilen zu untersuchen?

b.    Falls ja, wie oft kam es dazu, dass man gentechnisch veränderte Pflanzenbestandteile im Honig nachweisen konnte?

7.    Ist eine genauere Herkunftskennzeichnung vom Honig geplant?

a.    Falls ja, wann und wie wird diese genau ausgestaltet sein?

b.    Falls nein, warum nicht?

8.    Ist eine Angabe der Herkunft vom Honig in verarbeiteten Lebensmitteln geplant?

a.    Falls ja, wann und wie wird diese genau ausgestaltet sein?

b.    Falls nein, warum nicht?



[1] Grüner Bericht 2020, Seite 49

[2] https://www.bmlrt.gv.at/land/produktion-maerkte/tierische-produktion/bienen/Honig.html

[3] https://www.netdoktor.at/gesundheit/naturmedizin_alpenkraeuter/so-gesund-ist-honig-6860597

[4] https://www.schweizerbauer.ch/vermischtes/allerlei/magere-honigernte-in-oesterreich-58921.html