4402/J XXVII. GP

Eingelangt am 03.12.2020
Dieser Text ist elektronisch textinterpretiert. Abweichungen vom Original sind möglich.

Anfrage

 

 

der Abgeordneten Mag. Martina Künsberg Sarre, Kolleginnen und Kollegen

an den Bundesminister für Bildung‚ Wissenschaft und Forschung

betreffend Lüftung und Luftreinigung in Schulklassen 

Die Luftqualität in geschlossenen Räumen spielt nicht nur für Wohlbefinden und Konzentrationsfähigkeit eine große Rolle, sie ist vor allem auch in der Coronakrise ein relevanter Faktor für eine Reduktion des SARS-CoV-2-Übertragungsrisikos.

Schulklassen müssen zurzeit regelmäßig den Unterricht unterbrechen und Stoßlüften, um etwaige Viruspartikel, die sich im Raum ausgebreitet haben könnten, auf natürlichem Wege abzutransportieren. Das richtige Lüften vertreibt Krankheitserreger erwiesenermaßen effizient, wobei bspw. alleiniges Kippen der Fenster nicht ausreichend ist. Schülerinnen und Schüler sitzen nun nicht nur ständig in der kalten Zugluft, sie sind – je nach Einschätzung der Gefährdungslage durch die Gesundheitsbehörden und das BMBWF – potentiell auch noch zusätzlich mit der Maßnahme des verbindlichen Tragens eines Mund-Nasen-Schutzes auch während des Unterrichts in den Klassenzimmern konfrontiert.

Dass es auch anders geht, zeigt unter anderem Bayern. Der Freistaat hat 36 Millionen Euro bereitgestellt, um kurzfristig zumindest für jene Klassen Luftfilteranlagen anzuschaffen, in denen keine oder nur eingeschränkte Fensterlüftung möglich ist. Auch Hessens Landesregierung hat angekündigt, die Schulträger mit zehn Millionen Euro bei der Anschaffung von Luftreinigungsgeräten zu unterstützen. 

Sowohl Be- und Entlüftungsanlagen als auch mobile Luftreinigungsgeräte mit leistungsstarken Schwebstoff-Filtern (HEPA-Filter) tragen zur Reduktion des Übertragungsrisikos bei. Insbesondere Klassenzimmer, deren Fenster, wie angeführt, nicht geöffnet oder nur gekippt werden können, sollten rasch mit solchen Geräten ausgestattet werden. Bestimmte Luftreiniger können die Aerosol-Konzentration in einem Klassenzimmer in einer halben Stunde um 90 Prozent senken. https://www.diepresse.com/5889835/was-bringen-luftreiniger-im-kampf-gegen-corona

Ein einfaches und auch kostengünstiges System haben zum Beispiel die Forschenden des Max-Planck-Instituts für  Chemie in Mainz entwickelt. Sie haben an einer Mainzer Gesamtschule den Prototypen einer Lüftungsanlage gebaut, der so einfach konstruiert sein soll, dass Schulen in ganz Deutschland das System jetzt nachbauen können. https://www.zeit.de/wissen/gesundheit/2020-11/corona-schule-klassenraum-lueftung-aerosole

Die Notwendigkeit einer Verbesserung der Luftqualität ist offenbar in der Politik, zumindest bei unseren Nachbarstaaten, angekommen. Sie ist vor allem aber auch in den Klassenzimmern der österreichischen Schulen aufgrund der Pandemie besonders akut geworden.

Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgende

 

Anfrage:

 

1.     Welche Maßnahmen sind aktuell seitens der Bundesregierung geplant?

a.     kurzfristig zur Bekämpfung des Übertragungsrisikos während der Coronakrise?

b.     mittel- und langfristig zur nachhaltigen Verbesserung der Luftqualität in Schulklassen?

2.     In welcher Form (Arbeitsgruppe, Kommission etc.), von welchen Behörden und in welchem Zeitrahmen wird über zu setzende Maßnahmen entschieden werden?

3.     Welche Expert_innen werden hierbei zur Entscheidungsfindung beigezogen?

4.     Welche Budgetmittel können dazu in welcher Höhe zur Verfügung gestellt werden?

5.     Wie viele Klassen in Österreichs Schulen verfügen aktuell über keine oder unzureichende (nur Kippmöglichkeit) Möglichkeit einer effizienten Fensterlüftung? Bitte um Auflistung nach Bundesländern und Schulformen.

6.     Sind unmittelbare Maßnahmen speziell zur Unterstützung dieser Klassen geplant?

a.     Wenn ja, welche?

b.     Wenn nein, warum nicht?

7.     Wie hoch ist aktuell die Ausstattung / der Versorgungsgrad der Schulen in Österreich mit Be- und Entlüftungsanlagen? Bitte um Auflistung nach Bundesländern und -Schulformen sowie um Angabe der Art der eingesetzten Systeme.

8.     Ist seitens der Bundesregierung insgesamt ein umfassendes Konzept für alle Schulen zur Verbesserung der Luftqualität in Klassenräumen und Schulgebäuden hinsichtlich Co2 Konzentration und Übertragungsrisiko respiratorischer Krankheiten vorgesehen, um einen sicheren Schulbetrieb dauerhaft und auch in Zeiten einer Pandemie zu ermöglichen?

a.     Wenn ja, in welcher Form und mit welchem Zeithorizont?

b.     Wenn nein, warum nicht? Und ist es dann zumindest künftig angedacht?