4700/J XXVII. GP

Eingelangt am 21.12.2020
Dieser Text ist elektronisch textinterpretiert. Abweichungen vom Original sind möglich.

Anfrage

der Abgeordneten Rainer Wimmer, Klaus Köchl,

Genossinnen und Genossen

an die Bundesministerin für Digitalisierung und Wirtschaftsstandort betreffend Jugendarbeitslosigkeit

Die Corona-Krise und ihre Auswirkungen auf den österreichischen Arbeitsmarkt treffen junge Menschen besonders hart. In der Gruppe der 15- bis 24-Jährigen ist die Arbeitslosigkeit im November 2020 im Vergleich zu 2019 um +26,2% gestiegen[1]. Gerade für Jugendliche, die am Anfang ihres Erwerbslebens stehen, bedeutet die aktuelle Situation große Unsicherheit.

Immer mehr junge Menschen suchen eine Lehrstelle, während das Angebot immer knapper wird: Die Zahl der Lehrstellensuchenden ist laut offiziellen Arbeitsmarktdaten des AMS im November 2020 verglichen mit dem Vorjahr um +9,1% gestiegen1. ExpertInnen der Arbeiterkammer errechneten, dass die tatsächliche Zahl in etwa drei Mal so groß ist, wenn auch TeilnehmerInnen von AMS- Schulungen sowie Lehrlinge in der überbetrieblichen Ausbildung berücksichtigt werden[2]. Demnach fehlen mehr Lehrstellen, als auf den ersten Blick erkennbar.

Der massive Anstieg der Lehrstellensuchenden konnte bislang auch mit dem laut Ihren Angaben mit 60 Millionen Euro veranschlagten „Lehrlingsbonus“ nicht verhindert werden. Hinzu kommt, dass diese Fördermaßnahme nur für Lehrverträge gewährt wird, die bis zum 31. Oktober 2020 abgeschlossen wurden bzw. für Lehrlinge, die bis zum 31. März 2021 aus einer überbetrieblichen Ausbildung übernommen werden. Die aktuelle Situation und der bevorstehende dritte „Lockdown“ stellen momentan jedoch keine baldige Erholung der Lage auf dem Lehrstellenmarkt in Aussicht.

Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgende

ANFRAGE

1.     Wie schätzen Sie die Entwicklung der betrieblichen Ausbildungsplätze im Jahr 2021 ein?

2.      Wie viele Betriebe wurden bislang durch den „Lehrlingsbonus“ gefördert? Um Aufschlüsselung nach Monaten, Branchen und Bundesländern wird gebeten.

3.     Wie viele zusätzliche Lehrstellen wurden bislang durch den „Lehrlingsbonus“ geschaffen?

4.      In wie vielen Fällen (Anzahl der Betriebe und der betroffenen Lehrstellen) musste der „Lehrlingsbonus“ bislang zurückbezahlt werden?

Um Aufschlüsselung nach Monaten, Branchen und Bundesländern wird gebeten.

5.     Welcher Förderbetrag wurde bislang insgesamt als „Lehrlingsbonus“ ausbezahlt? Um Aufschlüsselung nach Förderung für abgeschlossene Lehrverträge bzw. Übernahmen aus einer überbetrieblichen Ausbildung wird gebeten.

a. Wenn die veranschlagten Budgetmittel nicht zur Gänze ausgeschöpft wurden, wofür werden die verbleibenden Mittel verwendet?

6.      Der „Lehrlingsbonus“ wird für Lehrverträge gewährt, die bis zum 31.10.2020 abgeschlossen wurden sowie für Lehrlinge aus ÜBA, die bis zum 31.03.2021 übernommen werden. Ist eine Verlängerung dieser Befristungen geplant?

a.     Wenn ja, bis wann?

b.     Wenn ja, Budgetmittel in welcher Höhe sind dafür vorgesehen?

c.      Wenn nein, warum nicht?

7.      Welche weiteren Maßnahmen sind seitens Ihres Ressorts 2021 zur Sicherung bzw. zum Ausbau der betrieblichen Ausbildungsplätze geplant?

a.     Wurden die Sozialpartner - insbesondere die Österreichische Gewerkschaftsjugend - in die Planung dieser Maßnahmen einbezogen?

b.     Wenn nein, warum nicht bzw. ist eine Einbeziehung zukünftig geplant?

8.      In Deutschland gibt es mit der „Allianz für Aus- und Weiterbildung“ einen systematisierten Austausch zwischen den Sozialpartnern und den zuständigen Ministerien. Plant die Bundesregierung, in Österreich ein ähnliches Format zu etablieren?

a.     Wenn ja, ab wann und wer wird daran beteiligt sein?

b.     Wenn nein, warum nicht?

9.      Führende ExpertInnen warnen vor einer „Insolvenzwelle“ im Jahr 2021. Welche Maßnahmen planen Sie zur Unterstützung jener Lehrlinge, die ihre Ausbildung in bald insolventen Betrieben absolvieren?

10.SchulabbrecherInnen aus berufsbildenden höheren Schulen (z.B. HTL, HAK) sind eine nicht unwesentliche Gruppe, die sich für eine betriebliche Lehrausbildung interessiert. Wie hoch schätzt Ihr Ressort die Anzahl der Personen, die 2021 den Besuch einer berufsbildenden höheren Schule abbrechen und eine betriebliche Lehrausbildung anstreben wird?

11. Wurden   im Jahr 2020 in Ihrem Ressort die Anzahl der Lehrstellen gegenüber dem Jahr 2019 erhöht?

a.     Wenn ja, um wie viele?

b.     Wenn nein, warum nicht?

12. Ist eine Anhebung der Anzahl der Lehrstellen in Ihrem Ressort im Jahr 2021 geplant?

a.     Wenn ja, um wie viele?

b.     Wenn nein, warum nicht?



[1]https://www.dnet.at/elis/Tabellen/amd_amlage_monat.pdf

[2]https://www.arbeiterkammer.at/interessenvertretung/arbeitundsoziales/bildung/Lehrstellenluecke_fast_drei

Mal_groesser_als_angenommen.html