5225/J XXVII. GP
Eingelangt am 04.02.2021
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ANFRAGE
der Abgeordneten Sonja Hammerschmid,
Genossinnen und Genossen
an den Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung
betreffend Sommerschule 2021
Seit März 2020 gibt es de facto keine ‚normale‘ Schule mehr. Die Wochen der Schulschließungen im Frühjahr, der gestaffelte Unterricht danach und das neuerliche Distance Learning seit November haben viele an ihre Grenzen gebracht und haben große Auswirkungen auf den Lernerfolg der SchülerInnen. Die OberstufenschülerInnen verbrachten mehr Zeit im Distance Learning als in der Schule. Die LehrerInnen müssen gleichzeitig die Betreuung vor Ort und das Distance Learning für die SchülerInnen, die zu Hause geblieben sind, stemmen.
Wer am meisten unter dieser Situation leidet, sind die Kinder. Schon im Frühjahr wurde davor gewarnt, dass es durch die Schulschließungen zu enormen Bildungsverlusten kommen wird. Das zeigen uns auch zahlreiche Studien aus dem Frühjahr und den letzten Wochen: 21% der SchülerInnen erhielten laut einer Studie der Uni Wien[1] keine Unterstützung beim Lernen durch die Familie, 7% gaben an, gröbere Probleme bei der Bewältigung der schulischen Anforderungen im Home-Learning zu haben. 12% waren nach einer Studie des IHS[2] kaum oder nicht erreichbar und 75% PädagogInnen sind besorgt, dass sich das Kompetenzniveau von schwachen SchülerInnen durch das Home-Schooling verschlechtert.
Erst kürzlich veröffentlichte Zahlen zeigen, dass in den letzten Wochen besonders die Lernmotivation und –freude im dritten Lockdown leidet.[3] Die Bildungsschere droht jetzt noch weiter aufzugehen, sollten nicht Maßnahmen umgesetzt werden, um dem entgegenzuwirken. Wenn nichts unternommen wird und die Schule weiter so wie vor Corona funktioniert, droht laut OECD[4] das Lebenseinkommen der Corona Generation um 3% zu sinken. Allein ein Monat Schullockdown, so hat das IHS errechnet, bringen spätere jährliche Einkommensverluste der betroffenen Schülerinnen und Schüler von 100 bis 200 Euro mit sich[5].
Daher ist es zentral, Maßnahmen umzusetzen, die den Kindern die Möglichkeit zum ‚Aufholen‘ der Lerninhalte gibt. Eine dieser Möglichkeiten ist die Umsetzung einer Sommerschule mit breitem Angebot.. Die Sommerschule 2021 wurde angekündigt, Details zum Konzept aber noch nicht offiziell präsentiert. Einzelne Informationen sind jedoch auf der Homepage des BMBWF[6] zu finden.
Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgende
Anfrage:
1. Wurde die Sommerschule 2020 evaluiert?
a. Wenn ja, von wem wurde sie evaluiert und was sind die Ergebnisse? Bitte um Übermittlung des gesamten Evaluierungsberichtes.
b. Wenn nein, warum nicht?
c. Wenn ja, welche Evaluierungsergebnisse wurden als Grundlage für die Konzeption der Sommerschule 2021 genommen?
2. Welche Personen haben das Konzept für die Sommerschule 2021 entwickelt? Bitte um detaillierte Auflistung der beteiligten Personen.
a. Waren BildungswissenschaftlerInnen in den Prozess eingebunden?
b. Wenn ja, welche und zu welchen Themen?
c. Wenn nein, warum nicht?
d. Waren PädagogInnen in den Prozess eingebunden?
e. Wenn ja, welche und zu welchen Themen?
f. Wenn nein, warum nicht?
3. Laut Homepage des Bundesministeriums für Bildung, Wissenschaft und Forschung werden in der Volksschule Deutsch, Mathematik und Sachunterricht im Rahmen der Sommerschule angeboten.
a. Wie ist die Entscheidung für diese Fächerauswahl erfolgt?
b. Werden angemeldete SchülerInnen alle Gegenstände besuchen, oder ist die Anmeldung für einzelne Gegenstände möglich?
4. Laut Homepage des Bundesministeriums für Bildung, Wissenschaft und Forschung werden in der Sekundarstufe I Deutsch und Mathematik im Rahmen der Sommerschule angeboten.
a. Wie ist die Entscheidung für diese Fächerauswahl erfolgt?
b. Werden angemeldete SchülerInnen alle Gegenstände besuchen, oder ist die Anmeldung für einzelne Gegenstände möglich?
5. Warum wurde lediglich ein Durchführungszeitraum von 2 Wochen für die Sommerschule gewählt?
a. Geht Ihr Ressort davon aus, dass die Rückstände, die sich im Schuljahr 2020/21 ergeben haben, in diesen Wochen aufgeholt werden können?
b. Welche Evaluierungsergebnisse lassen darauf schließen, dass 2 Wochen Sommerschule ausreichend sind, um die entstandenen Defizite aufzuholen?
c. Wurde auch darüber diskutiert eine längere Sommerschule anzubieten?
d. Wenn ja, warum fiel die Entscheidung auf ein kürzeres Angebot?
6. Warum läuft die Anmeldung für die Sommerschule nur bis zum 12. März? Auf Basis welcher Überlegungen wurde dieses Datum festgelegt?
7. Wie viele SchülerInnen haben sich bis zum Zeitpunkt der Beantwortung dieser Anfrage für die Sommerschule 2021 angemeldet? Bitte um detaillierte Auflistung pro Bundesland und Schulstufe.
8. Auf Basis welcher Kriterien werden die Schulstandorte für die Sommerschule 2021 ausgewählt?
9. Wie viele und welche Schulstandorte werden im Sommer 2021 eine Sommerschule anbieten?
10. Von welchen Kosten gehen Sie bei der Sommerschule 2021 aus?
11. Wann werden die Eltern und Schulen über die Sommerschule 2021 informiert?
12. Wann werden die Eltern informiert, an welchem/n Schulstandort ihr(e) Kind(er) die Sommerschule besuchen werden?
13. Wird es die Möglichkeit eines öffentlichen SchülerInnentransports für Strecken geben, die ansonsten nur während der Schulzeiten bedient werden, oder müssen sich die Erziehungsberechtigten um den Transport kümmern?
[1] Schober, Barbara/ Lüftenegger, Marko/ Spiel, Christiane (2020): Lernen unter COVID-19-Bedingungen: https://lernencovid19.univie.ac.at/fileadmin/user_upload/p_lernencovid19/Zwischenergebnisse_Schueler_innen.pdf
[2] https://www.ihs.ac.at/de/ueber-uns/pr/news/detail/webinar-covid-19-und-home-schooling/
[3]https://lernencovid19.univie.ac.at/fileadmin/user_upload/p_lernencovid19/Zwischenbericht_Befragung_4_final.pdf
[4] http://www.oecd.org/education/the-economic-impacts-of-learning-losses-21908d74-en.htm
[5] https://irihs.ihs.ac.at/id/eprint/5529/1/ihs-policy-brief-2020-kocher-steiner-corona-schulen.pdf
[6] https://www.bmbwf.gv.at/Themen/schule/zrp/sommerschule.html