5482/J XXVII. GP

Eingelangt am 19.02.2021
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Anfrage

der Abgeordneten Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen

an den Bundesminister für Soziales‚ Gesundheit‚ Pflege und Konsumentenschutz

betreffend Psychische Gesundheit in der Krise

 

Die Coronakrise hat durch Lockdowns und Isolation, aber auch durch die wirtschaftliche Krise massive Auswirkungen auf die psychische Gesundheit der österreichischen Bevölkerung. Schon im Herbst 2020 zeigte sich etwa ein Anstieg von Personen mit depressiver Symptomatik, auch Angstsymptome und Schlafstörungen sind durch die Pandemie häufiger geworden. (1)

Psychische Gesundheit ist in Österreich jedoch schon vor der Pandemie ein Problemfeld gewesen und stark von Stigma geprägt. So waren Anfang 2020 nur 13 Prozent der Befragten mit der Versorgung von Menschen mit psychischen Erkrankungen zufrieden, lediglich zehn Prozent waren der Ansicht, dass psychisch erkrankten Menschen ausreichend geholfen werde. Auch der Gesundheitsminister sprach von Lücken in der Behandlung, besonders bei Zugang und finanziellen Hürden(2). Seither ist allerdings nichts passiert, lediglich der Bedarf an Behandlungen steigt an. 

Unklare Behandlungswege

Patienten sind immer noch nicht ausreichend informiert, wo die Unterschiede bei den Behandlungen sind und in welchem Fall Behandlungen überhaupt möglich sind. Besuche bei Psychologen werden von der Krankenkasse etwa nur für diagnostische Leistungen bezahlt, für Patienten ist aber nicht klar, welche Psychologen Vertragspsychologen sind und für welche lediglich ein Kostenzuschuss beantragt werden kann. 

Ebenso verwirrend ist für viele der Unterschied zu Psychotherapie, da auch die Kasse diesen nicht ausreichend klarstellt. Wie in allen anderen Bereichen wiederholt sich bei Psychotherapeuten die Frage nach Kassenplätzen und Kostenerstattung. Noch verwirrender wird es schließlich bei der Psychiatrie, da sich zwei Facharztausbildungen überschneiden. Einerseits gibt es die Fachärzte für Psychiatrie und Neurologie und andererseits Fachärzte für Psychiatrie. Das macht die Stellenpläne der Krankenkasse intransparent, da nicht erhoben werden kann, welche Ärzte in welchem Bereich tätig sind.

Fachärzte für Psychiatrie absolvieren mittlerweile standardmäßig auch die Ausbildung zum Psychotherapeuten, wodurch sie in zwei Registern geführt werden und die Zahl der behandelnden Personen künstlich in die Höhe gedrückt wird. Ist eine Person als Psychiater und Psychotherapeut gemeldet, macht das aber noch lange keine zwei Personen, die behandeln können, sondern sorgt lediglich für verwirrende Statistiken.

Auch im stationären Bereich bleiben die Krankenhäuser hinter den Erwartungen zurück. Von 4.125 vorgesehenen Betten im Land existieren lediglich 3.805 Betten (3). Wie hoch der Bedarf wirklich ist, ist durch die veröffentlichten Daten allerdings nicht nachvollziehbar - Krankenhausaufenthalte werden zwar nach ICD-Diagnosen veröffentlicht, wie viele Patienten hinter diesen Aufenthalten stehen, ist allerdings nicht ersichtlich. Auch die Anzahl der Krankenhausaufenthalte ist damit eine irrelevante Kennzahl für die Realität.

(1) https://www.donau-uni.ac.at/de/aktuelles/news/2020/psyche-seit-covid-19-unter-dauerbelastung0.html

(2) https://www.ots.at/presseaussendung/OTS_20200701_OTS0106/psychische-gesundheit-in-oesterreich-aktuelle-studie-zeigt-grossen-handlungsbedarf-bild

(3) http://www.kaz.bmg.gv.at/fileadmin/user_upload/Publikationen/UEREG_2019.pdf

 

 

Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgende

Anfrage:

Psychiatrie

1.    Wie viele kassenfachärztliche Stellen sind laut Strukturplan Gesundheit für die Psychiatrie vorgesehen? (Bitte um Aufschlüsselung nach Kasse und Bezirken)

2.    Wie viele kassenfachärztliche Stellen sind gemäß Stellenplanung für Psychiatrie vorgesehen?(Bitte um Aufschlüsselung nach Kasse und Bezirken)

3.    Wie viele kassenfachärztliche Stellen für Psychiatrie sind derzeit besetzt? Wie viele davon  sind von Fachärzten für Psychiatrie und Neurologie besetzt?(Bitte um Aufschlüsselung nach Kasse und Bezirken)

4.    Wie viele Fachärzte für Psychiatrie sind als Wahlärzte tätig? (Bitte um Aufschlüsselung nach Bezirken)

5.    Für wie viele Personen hat eine Krankenkasse in den vergangenen drei Jahren die Kosten für die psychiatrische Behandlung übernommen? (Bitte um Aufschlüsselung nach Kasse, Monaten und Bezirken)

a.    Für wie viele Sitzungen? (Bitte um Aufschlüsselung nach Kasse, Monaten und Bezirken)

                                      i.Wie viele Sitzungen wurden bei Vertragsärzten je Krankenkasse durchgeführt? (Bitte um Aufschlüsselung nach Kasse/ ÖGK-Landesstelle, Monaten und Bezirken)

                                    ii.Wie viele Sitzungen wurden bei Wahlärzten je Krankenkasse durchgeführt?  (Bitte um Aufschlüsselung nach Kasse/ ÖGK-Landesstelle, Monaten und Bezirken)

b.    Für wie viele Sitzungen wurde um Kostenerstattung je Krankenkasse angesucht? (Bitte um Aufschlüsselung nach Kasse, Monaten und Bezirken)

c.    Wie viele dieser Patienten hatten mehr als zehn Sitzungen im vergangenen Jahr?

d.    Für wie viele Sitzungen wurde um Kostenerstattung je Krankenkasse angesucht?

                                      i.Wie hoch war der Rechnungsbetrag?

                                    ii.Wie viel wurde dabei erstattet?

6.    Welche Schritte setzen Sie, um einen Ausbau der niedergelassenen Psychiater_innen mit Kassenvertrag voranzutreiben?

7.    Wie viele Krankenhausbetten sind laut Strukturplan Gesundheit für die Psychiatrie vorgesehen? (Bitte um Aufschlüsselung nach Versorgungsregionen beziehungsweise Bezirken)

8.    Wie viele Krankenhausbetten gibt es für die Psychiatrie? (Bitte um Aufschlüsselung nach Bezirken)

a.    Wie viele Patienten wurden behandelt? (Bitte um Aufschlüsselung nach Monaten und Bezirken für die vergangenen drei Jahre)

9.    Wie viele Betten sind in psychiatrischen Rehabilitationseinrichtungen laut Strukturplan Gesundheit vorgesehen? (Bitte um Aufschlüsselung nach Versorgungsregionen beziehungsweise Bezirken)

10. Wie viele Betten stehen in psychiatrischen Rehabilitationseinrichtungen zur Verfügung? (Bitte um Aufschlüsselung nach Bezirken)

a.    Wie viele Patienten wurden behandelt? (Bitte um Aufschlüsselung nach Monaten und Bezirken für die vergangenen drei Jahre)

11. Welche Mittel will das Ministerium ergreifen, um den Ausbau im stationären Bereich voranzutreiben?

Psychotherapeutische Versorgung

1.    Wie viele Psychotherapeuten gibt es in Österreich? (Bitte um Aufschlüsselung nach Vertrags-/Wahlpsychotherapeuten, Kassen und Bezirken )

2.    Wie viele davon sind ebenfalls Fachärzte für Psychiatrie (Bitte um Aufschlüsselung nach Vertragsart, Kasse und Bezirken)

3.    Wie viele Psychotherapeuten haben einen aufrechten Kassenvertrag? (Bitte um Aufschlüsselung nach Kassen und Bezirken)

4.    Für wie viele Patienten haben die Krankenkassen die Aufwände für die psychotherapeutische Behandlung übernommen? (Bitte um Aufschlüsselung nach Kasse/ÖGK-Landesstelle, Bezirken und Monaten für die vergangenen drei Jahre)

a.    Für wie viele Sitzungen? (nach Kasse/ÖGK-Landesstelle und Monaten)

                                      i.Wie viele Sitzungen wurden bei Vertragstherapeuten durchgeführt? (nach Kasse/ÖGK-Landesstelle und Monaten)

                                    ii.Wie viele Sitzungen wurden bei Wahltherapeuten durchgeführt? (nach Kasse/ÖGK-Landesstelle und Monaten)

b.    Wie viele dieser Patienten hatten mehr als zehn Sitzungen in den vergangenen drei Jahren?

c.    Für wie viele Sitzungen wurde um Kostenerstattung je Krankenkasse angesucht?

                                      i.Wie hoch war der Rechnungsbetrag?

                                    ii.Wie viel wurde dabei erstattet?

5.    Welche Pläne gibt es, die psychotherapeutische Versorgung für Kinder und Jugendliche auszubauen?

6.    Welche Maßnahmen können hier auf Bundesebene getroffen werden?

7.    Welche Maßnahmen sind seitens der Krankenkassen vorgesehen?

8.    Welche Maßnahmen werden auf Landesebene durch das Ministerium koordiniert?

Psychologische Versorgung

1.    Wie viele Psychologen gibt es in Österreich? (Bitte um Aufschlüsselung nach Vertrags-/Wahlpsychologen, Kassen und Bezirken)

2.    Wie viele davon haben ebenfalls eine Ausbildung zum Psychotherapeuten?

3.    Wie viele Personen sind in psychologischer Behandlung?

4.    Für wie viele Personen haben die Krankenkassen die Kosten für diagnostische  Verfahren in den vergangenen drei Jahren übernommen? (Bitte um Aufschlüsselung nach Kasse, Monaten und Bezirken)

a.    Für wie viele Sitzungen? (Bitte um Aufschlüsselung nach Kasse, Monaten und Bezirken)

b.    Wie viele Sitzungen wurden bei Vertragspsychologen je Krankenkasse durchgeführt? (Bitte um Aufschlüsselung nach Kasse, Monaten und Bezirken)

c.    Für wie viele Sitzungen wurde um Kostenerstattung je Krankenkasse angesucht? (Bitte um Aufschlüsselung nach Kasse, Monaten und Bezirken)

5.    In welchem Zeitraum soll eine Kostenübernahme  für psychologische Behandlungen durch die Gesundheitskasse sichergestellt werden? 

a.    Kann der angekündigte rZeitraum bis Mai eingehalten werden?

6.    Sollen durch diese Maßnahmen auch Vertragsstellen geschaffen werden oder handelt es sich um eine reine Kostenübernahme?

7.    Welche Pläne gibt es, die psychologische Versorgung auszubauen?

8.    Welche Maßnahmen können hier auf Bundesebene getroffen werden?

9.    Welche Maßnahmen sind seitens der Krankenkasse vorgesehen?

10. Welche Maßnahmen werden auf Landesebene durch das Ministerium koordiniert?

Psychische Gesundheit

1.    Wie wird festgestellt, wie viele Personen eine psychologische/ psychotherapeutische/ psychiatrische Behandlung benötigen?

2.    Auf welcher Basis werden die jeweiligen Stellenpläne erstellt?

3.    Wie viele Personen erhielten in den vergangenen drei Jahren eine Diagnose, die eine psychologische/ psychotherapeutische oder psychiatrische Betreuung veranlasst hat? (Bitte um Aufschlüsselung nach Jahren, Bezirken und ICD-Kategorie)

4.    Wie wird jetzt der Mehrbedarf durch die Coronapandemie erhoben?

5.    Wie wird dieser in zukünftigen Stellenplänen berücksichtigt werden?

6.     Welche Maßnahmen sind in Planung, um psychologische, psychotherapeutische und psychiatrische Versorgung besser ineinander zu integrieren?

7.    Welche Maßnahmen können hier auf Bundesebene getroffen werden?

8.    Welche Maßnahmen sind seitens der Krankenkassen vorgesehen?

9.    Welche Maßnahmen werden auf Landesebene durch das Ministerium koordiniert?