Eingelangt am 27.09.2021
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Anfrage
der Abgeordneten Douglas
Hoyos-Trauttmansdorff, Kolleginnen und Kollegen
an den Bundesministerin für
Landesverteidigung
betreffend Studien zu
Nutzungsdauerverlängerungen
Aus Stellungnahmen zu externen Studien geht
hervor, dass das BMLV zurzeit zwei Studien zu Nutzungsdauerverlängerungen
für Panzerfahrzeuge durchführt.
- General Dynamics European Land Systems hat
einen Vertrag für eine Studie zur
"Nutzungsdauerverlängerung beim SPz Ulan auf empirisch
basierenden systematischen Grundlagen der Hersteller in Form einer
Sammlung und Auflistung von Daten, die dazu dient, technisch-logistische
Fragen zu evaluieren." Die Kosten in diesem Fall belaufen sich auf
234.612 Euro.
- Die Firma Krauss-Maffei Wegmann
arbeitet zwischen April und August 2021 an einer Studie zur
"Nutzungsdauerverlängerung beim KPz Leopard 2A4 auf empirisch
basierenden systematischen Grundlagen der Hersteller in Form einer
Sammlung und Auflistung von Daten, die dazu dient, technisch-logistische
Fragen zu evaluieren." Dafür sind 96.000 Euro veranschlagt.
Der Schützenpanzer Ulan wird sowohl in
Spanien (unter dem Namen Pizarro) als auch in Österreich von einem
Tochterunternehmen der General Dynamics European Land Combat Systems
gefertigt; in Österreich von der Steyr-Daimler-Puch Spezialfahrzeug GmbH.
112 dieser Panzer wurden ans ÖBH ausgeliefert und sind zwischen 16 und 20
Jahre alt. Bislang wurde der Ulan keiner Kampfwertsteigerung oder Updates
unterzogen. Stattdessen wurde ein neues Modell, ASCOD SV, für
Großbritannien entwickelt.
Der Kampfpanzer Leopard ist ein deutsches
Produkt der Firma Krauss-Maffei Wegmann, das seit 1978 am Markt ist, und seit
seiner Einführung eine Vielzahl von Modifikationen und spezifisch auf
ausländische Käufer abgestimmte Varianten durchlaufen hat. Im Jahr
1996 kaufte das österreichische Bundesheer 114 gebrauchte Leopard 2A4
(Produktion 1984 und 1985) der niederländischen Armee. Die Zahl der
Kampfpanzer Leopard wurde später auf 40 verringert (teils durch Verkauf,
teils durch Verwendung als Ersatzteillager), dann wieder auf 56 erhöht
(durch Wiederaufnahme in den Dienst von 16 als Ersatzteillager vorgesehene
Panzer).
Mehrere strategische Studien in der Ära
von Bundesministerin Tanner kommen einstimmig zum Schluss, dass sich das
Bedrohungsszenario für Österreich seit Ende des Kalten Krieges und
der Einbindung in die Europäische Union sowie die Partnership for Peace
radikal verändert hat und völlig andere
Verteidigungsstrategien – und damit auch andere
Waffensysteme – benötigt als zuvor. Insofern erscheint die
Frage, ob – und wenn ja, wie viele – Panzer das ÖBH benötigt
und welche Fähigkeiten diese aufweisen müssen, der logische erste
Schritt, noch ehe Fragen nach Verlängerung oder Kampfwertsteigerung um
viel Geld zu bewerten sind.
Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher
folgende
Anfrage:
- Beim Schützenpanzer Ulan handelt es
sich um ein Waffensystem, das noch keinem Update oder Upgrade unterzogen
wurde. Handelt es sich bei der an GDELS vergebenen Studie tatsächlich
ausschließlich um eine zur Nutzungsverlängerung oder auch zur
Kampfwertsteigerung?
- Gibt es für den Ulan im BMLV bereits
Pläne für eine Nutzungsverlängerung oder
Kampfwertsteigerung?
- Wenn ja, für welchen Zeitraum?
- Wenn ja, welche Budgetmittel sind
dafür vorgesehen? Sind diese bereits ins Budget eingeplant?
- In Anbetracht der strategischen Studien des
BMLV, wie z.B. Zur Strategischen Lage oder Sicherheitspolitische
Jahresvorschau, oder interne Papiere wie Vision Landesverteidigung, gibt
es ein Verständnis, wie viele Schützenpanzer Ulan für wie
viele weitere Jahre gebraucht werden, und welche
Kampfwertsteigerungsmaßnahmen sie benötigen, um die
Verteidigungsfähigkeit des ÖBH und/oder dessen Integration in
europäische Kampfeinheiten zu gewährleisten?
- Ist der Hersteller GDELS der einzige
mögliche Vertragspartner für eine derartige Studie?
- Wenn nein, gab es eine Ausschreibung
für diese Vertrag?
- Im Fall Leopard geht das Waffensystem auf
die vor-digitale Zeit zurück. Handelt es sich bei der an KMW
vergebenen Studie um eine zur Nutzungsverlängerung oder zur
Kampfwertsteigerung?
- Gibt es für den Leopard im BMLV bereits
Pläne für eine Nutzungsverlängerung oder
Kampfwertsteigerung?
- Wenn ja, für welchen Zeitraum?
- Wenn ja, welche Budgetmittel sind
dafür vorgesehen? Sind diese bereits ins Budget eingeplant?
- Ist der Hersteller KMW der einzige
mögliche Vertragspartner für eine derartige Studie?
- Wenn nein, gab es eine Ausschreibung
für diese Vertrag?
- In Anbetracht der strategischen Studien des
BMLV, wie z.B. Zur Strategischen Lage oder Sicherheitspolitische
Jahresvorschau, oder interne Papiere wie Vision Landesverteidigung, gibt
es ein Verständnis, wie viele Kampfpanzer Leopard für wie viele
weitere Jahre gebraucht werden, und welche
Kampfwertsteigerungsmaßnahmen sie benötigen, um die
Verteidigungsfähigkeit des ÖBH und/oder dessen Integration in
europäische Kampfeinheiten zu gewährleisten?
- Der Leopard 2A4 ist seit langem nicht mehr
in Produktion. Ein Grundproblem mit Waffensystemen aus den 1980er Jahren
ist die Verkabelung, die noch nicht für die digitale Revolution
optimiert war. Ist eine vollständige Neuverkabelung Teil der Studie?
- Wenn ja, ist ein derartiger Upgrade
finanziell sinnvoll?
- Moderne Panzer im 21. Jahrhundert
benötigen, auch im Auslandseinsatz und speziell in asymmetrischer
Kriegsführung, zumindest Drohnenfähigkeit und verstärkten
Minenschutz, auch gegen improvised explosive devices (IED).
Für konventionelle Kriegsführung sind Lenkwaffenabwehr und
moderne Tarnsysteme wichtig. Plant das BMLV diese Upgrades für den
Leopard und/oder Ulan?
- Aufgrund welcher Faktoren ist die Studie
für den Ulan mehr als doppelt so teuer wie die für den Leopard?