10864/J XXVII. GP

Eingelangt am 27.04.2022
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Anfrage

 

des Abgeordneten Erwin Angerer

und weiterer Abgeordneter

an die Bundesministerin für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus

betreffend Wolfsmanagement und Wolfsproblematik in Österreich

 

 

Der Wolf ist in Österreich mittlerweile wieder heimisch. Rund 50 Tiere lebten laut WWF 2021 in unseren Bundesländern. In Europa sind es 15.000 – 18.000 Wölfe. Mit der zunehmenden Ansiedelung und Ausbreitung des Wolfes, ist auch die Gefahr für die heimische Almwirtschaft, die Almbauern und ihre Tiere gestiegen. Alleine im Vorjahr wurden insgesamt rund 450 Schafe gerissen.[1]

Wie aus dem Statusbericht zur Situation des Wolfs in Österreich 2020 des Österreichzentrums Bär, Wolf, Luchs hervorgeht, hat sich die Zahl der durch Wölfe gerissenen Tiere von 2009 bis 2020 massiv erhöht. Waren es 2009 noch 83 Tiere, so wurden 2020 bereits 330 Risse verzeichnet. Schafe seien die mit Abstand häufigsten Opfer von Wolfsangriffen auf Nutztiere. Ziegen seien ähnlich gefährdet, Rinder und Pferde werden weitaus seltener angegriffen, wobei aber auch erwachsene Rinder in Österreich schon von Wölfen gerissen wurden.[2]

Obwohl die Almsaison heuer in Österreich noch gar nicht begonnen hat, stehen Wolfssichtungen dennoch an der Tagesordnung. Laut Medienberichten sind „Die Wölfe los“. So wurde Ende Jänner in Niederösterreich ein Hirsch-Tier nur 60 Meter von einem Wohnhaus entfernt gerissen. Der Wolf habe sich zudem einem Spaziergänger bis auf 30 Meter genähert, ohne jegliche Anzeichen von Scheu zu zeigen. Die Anwesenheit des Wolfes vertreibe auch die Rehe in der Umgebung „Er hat in seiner Hungersnot das Hirsch-Tier bis zu den Häusern getrieben. Das verängstigt natürlich Leute, die hier jeden Tag mit ihren Hunden spazieren gehen“, sagte die dortige zuständige Hegeringleiterin Erika Königsberger.[3]

Auch dem Wolf, der diese Woche in Mittewald Schafe angegriffen hat, wird jegliche Menschenscheu abgesprochen. Der Wolf habe mitten im Ortsgebiet in unmittelbarer Nähe eines Kindergartens zugeschlagen, wo Kinder noch am Vorabend miteinander spielten. Man habe es hier mit einem Raubtier zu tun, das sich nicht nur an Wild- oder Weidetieren vergreife, sondern mit einem Exemplar, das die Nähe zum Siedlungsgebiet nicht zu scheuen scheine.[4]

Auch im Kärntner Ort Stall im Mölltal treibt ein Wolf derzeit sein Unwesen. Über die Osterzeit wären 15 Schafe gerissen worden und auch einige tote Rehe wurden gefunden. „Man kann nicht einmal mehr mit den Kindern auf die Alm, weil dort die toten Schafe liegen“, sagte einer der ansässigen Landwirte, der seine Schafe derzeit aus Sicherheitsgründen alle im Stall hält. Auch die Überlegung, ob die Tiere heuer überhaupt auf die Alm aufgetrieben werden sollen, steht für viele Bauern im Raum.[5] Nachdem der Wolf ständig im Siedlungsgebiet unterwegs war und zwei Vergrämungsversuche erfolgreich stattgefunden haben, darf der Wolf nun offiziell bejagt werden, sollte er sich erneut in einem Radius von zehn Kilometern im Umfeld der Gemeinde zeigen.[6]

Damit zeigt sich, dass nicht nur immer mehr Wölfe in Österreich ihr Unwesen treiben, sondern dass sie auch zusehends die Scheu vor dem Menschen verlieren und in Siedlungsgebieten bis vor Haus- und Stalltüren vordringen. Dies stellt nicht nur eine Gefahr für die Nutz- und Wildtiere abseits der Almen, sondern auch für den Menschen dar. Der Wolf in Stall im Mölltal wurde zwar mitterweile zum Abschuss freigegeben, jedoch hat dies aufgrund der derzeit gültigen Kärntner Wolfsverordnung auch Wochen gedauert. Ein schnelles unbürokratisches Eingreifen ist derzeit immer noch nicht möglich.

Grund dafür ist die europaweit gültige Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie (FFH), die dem Wolf einen äußerst hohen Schutzstatus zuweißt, der keine Entnahme von Wölfen ermöglicht. Dieser Schutzstatus (aktuell Anhang IV der FFH) muss daher so rasch wie möglich gesenkt werden (entsprechend den Ausführungen zu Anhang V der FFH), ansonsten wird die Beweidung der Almen und Bergweiden sowie der Erhalt unserer Kultur- und Tourismuslandschaft, wie wir sie bisher kennen, nicht mehr möglich sein.

 

In diesem Zusammenhang stellen die unterfertigten Abgeordneten an die Bundesministerin für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus nachstehende

 

Anfrage

 

1.    Wie viele Wölfe wurden heuer bereits in Österreich gesichtet? (Mit der Bitte um Angabe einer Gesamtzahl und Aufschlüsselung nach Bundesländern und Regionen)

2.    Wie viele Wölfe wurden heuer bereits in Siedlungsgebieten gesichtet? (Mit der Bitte um genaue Angabe der betroffenen Siedlungsgebiete und Zeitpunkt der Sichtung)

3.    Wie viele Wölfe wurden 2021 in Österreich gesichtet? (Mit der Bitte um Angabe einer Gesamtzahl und Aufschlüsselung nach Bundesländern und Regionen)

4.    Wie viele Wölfe wurden 2021 in Siedlungsgebieten gesichtet? (Mit der Bitte um genaue Angabe der betroffenen Siedlungsgebiete und Zeitpunkt der Sichtung)

5.    Wie viele bestätigte Wölfe gibt es aktuell in Österreich? (Mit der Bitte um Angabe einer Gesamtzahl und Differenzierung nach Bundesländern)

6.    Wie viele Wolfsrudel gibt es aktuell in Österreich? (Mit der Bitte um Angabe einer Gesamtzahl und Differenzierung nach Bundesländern)

7.    Wird erwartet, dass die Wolfspopulation in Österreich im heurigen Jahr weiter steigt?

a.    Wenn ja, warum und um wie viele Wölfe?

b.    Wenn nein, warum nicht?

8.    Wie viele Risse von Nutz- und Wildtieren durch Wölfe gab es heuer bereits und wo waren diese? (Mit der Bitte um Angabe einer Gesamtzahl, Differenzierung nach Jahren und Aufschlüsselung nach Bundesländern und Regionen)

9.    Wie viele Risse von Nutz- und Wildtieren durch Wölfe gab es 2020 und 2021 und wo waren diese? (Mit der Bitte um Angabe einer Gesamtzahl, Differenzierung nach Jahren und Aufschlüsselung nach Bundesländern und Regionen)

10. Wie viele dieser Risse wurden durch einen Wildtierbiologen bestätigt?

11. Wie viele dieser Risse wurden nicht durch einen Wildtierbiologen bestätigt und warum?

12. Wie viele Risse von Nutztieren durch Wölfe gab es heuer bereits in Siedlungsgebieten? (Mit der Bitte um Angabe einer Gesamtzahl, Differenzierung nach Jahren sowie Angabe der betroffenen Siedlungsgebiete und Zeitpunkt der Risse)

13. Wie viele Risse von Nutztieren durch Wölfe gab es 2020 und 2021 in Siedlungsgebieten? (Mit der Bitte um Angabe einer Gesamtzahl, Differenzierung nach Jahren sowie Angabe der betroffenen Siedlungsgebiete und Zeitpunkt der Risse)

14. Wie viele dieser Risse wurden durch einen Wildtierbiologen bestätigt?

15. Wie viele dieser Risse wurden nicht durch einen Wildtierbiologen bestätigt und warum?

16. Ist aufgrund der Zahlen aus den Jahren 2020 und 2021 davon auszugehen bzw. zeichnet es sich ab, dass sich die Wölfe immer weiter den Siedlungsgebieten nähern?

a.    Wenn ja, warum?

b.    Wenn nein, warum nicht?

17. Ist durch die Annäherung der Wölfe an die Siedlungsgebiete die Sicherheit der Bevölkerung gefährdet?

a.    Wenn ja, warum und welche Maßnahmen sind geplant, um die Sicherheit der Bevölkerung zu gewährleisten?

b.    Wenn nein, warum nicht?

18. Ist die Ansiedelung des Wolfes in Österreich mit der traditionellen österreichischen Alm- und Weidetierhaltung zu vereinbaren?

a.    Wenn ja, warum?

b.    Wenn nein, warum nicht und welche Maßnahmen sind geplant, um die Sicherheit der Alm- und Weidetiere zu gewährleisten sowie die Almbewirtschaftung für die Landwirte weiterhin gefahrlos zu ermöglichen?

19. Sind Maßnahmen in Bezug auf die immer größer werdende Wolfspopulation geplant, um die Almwirtschaft in Österreich langfristig zu sichern?

a.    Wenn ja, welche?

b.    Wenn nein, warum nicht?

20. Sind Maßnahmen in Bezug auf die immer größer werdende Wolfspopulation geplant, um die Tourismuswirtschaft in Österreich langfristig zu sichern?

a.    Wenn ja, welche?

b.    Wenn nein, warum nicht?

21. Sind Unterstützungen in Bezug auf die immer größer werdende Wolfspopulation für die betroffenen Landwirte geplant, um die Almwirtschaft langfristig zu sichern?

a.    Wenn ja, welche?

b.    Wenn nein, warum nicht?

22. Sind Unterstützungen in Bezug auf die immer größer werdende Wolfspopulation für die betroffenen Tourismusbereiche geplant, um die Tourismuswirtschaft langfristig zu sichern?

a.    Wenn ja, welche?

b.    Wenn nein, warum nicht?

23. Werden Sie sich auf EU-Ebene dafür einsetzen den Schutzstatus des Wolfes gemäß FFH-Richtlinie herabzusetzen und von Anhang IV in Anhang V zu verlegen?

a.    Wenn ja, warum und welche konkreten Maßnahmen sind diesbezüglich geplant?

b.    Wenn nein, warum nicht?



[1] https://www.sn.at/panorama/oesterreich/woelfe-rissen-heuer-450-schafe-109691149

[2] https://baer-wolf-luchs.at/download/ÖZ_Statusbericht_Wolf_2020_final.pdf

[3] https://kurier.at/chronik/oesterreich/zwei-wolfsichtungen-in-niederoesterreich-und-der-steiermark/401907094

[4] https://www.kleinezeitung.at/kaernten/osttirol/aktuelles_osttirol/6130851/Mittewald-Anras_Bauernvertreter-fordern-rasches-Handeln-wegen-Wolf

[5] https://www.meinbezirk.at/spittal/c-lokales/landwirt-um-die-osterzeit-wurden-15-schafe-gerissen_a5290750

[6] https://kurier.at/chronik/oesterreich/wolf-im-moelltal-krisensitzung-mit-experten-ueber-vergraemung/401985194