7/JPR XXVII. GP

Eingelangt am 10.06.2020
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ANFRAGE

 

des Abgeordneten Schnedlitz

und weiterer Abgeordneter

an den Präsidenten des Nationalrates

betreffend NR-Präsident Sobotkas Personalumbau in der Parlamentsdirektion

 

Wie von der Tageszeitung Kurier am 25.05.2020 berichtet, wurde von der vormaligen grünen Staatssekretärin Ulrike Lunacek ein Hochstapler zum Geschäftsführer von „Art for Art“ bestellt – inklusive Jahresgage von rund 200.000,-- Euro. Der Unternehmungsberater Korn Ferry, von der Holding mit einem „Desaster Check“ beauftragt, sah Spörl jedoch als geeignet an. Lunaceks Nachfolgerin Andrea Mayer möchte sich nunmehr bei Korn Ferry schadlos halten, der Streitwert liegt bei etwa 60.000 Euro.

 

Kurier vom: 25.05.2020: „Mithin ist klar: Axel Spörl ist ein Hochstapler. Und die vorgelegte Promotionsurkunde gefälscht. Nun stellt sich die Frage: Wer ist verantwortlich, dass der Mann, der u.a. bei der Post gearbeitet hatte, zum Geschäftsführer der Servicegesellschaft „Art for Art“ der Bundestheater ernannt wurde? Bezeichnenderweise hat es in den letzten zwei Wochen – der KURIER berichtete erstmals am 12. Mai – niemand für notwendig erachtet, sich zu äußern: weder die Bundestheaterholding, noch das Kulturstaatssekretariat.

 

Axel Spörl hatte sich Ende 2019 mit einem lücken- und fehlerhaften Lebenslauf um die Geschäftsführung von „Art for Art“ beworben. Der Unternehmungsberater Korn Ferry, von der Holding mit einem „Desaster Check“ beauftragt, sah Spörl als geeignet an. Und beim Hearing brillierte der Regensburger: Die Mitglieder der hochkarätig besetzten Findungskommission hingen geradezu an seinen Lippen. Dieser gehörten neben Holding-Geschäftsführer Christian Kircher und Sektionschef Jürgen Meindl

auch Paul Gessl (NÖKU), Renate Landstetter (Albertina), Julia Flunger-Schulz (Kunsthalle Krems), Florian Gradwohl (Vereinigte Bühnen Wien) und Rechtsanwältin Daniela Witt-Dörring an.

 

Wie es weiterging, bleibt diffus. Gerüchteweise will die Kommission vier Personen in die Wahl gezogen haben, darunter Spörl und eine Frau. Der Vorschlag sei nicht gereiht gewesen. Da aber die Theater mit „Art for Art“, also den Bühnenbild- und Kostümwerkstätten, zusammenarbeiten müssen, habe es noch ein Gespräch gegeben – mit den Geschäftsführern Christoph Ladstätter (Volksoper), Robert Beutler (Burgtheater) und dem designierten Staatsoperndirektor Bogdan Roščić. Sie seien gehört worden, wären aber nicht Teil der Kommission gewesen. Im Büro der damaligen Kulturstaatssekretärin Ulrike Lunacek (Grüne) soll in der Folge jedoch ein gereihter Dreiervorschlag eingetroffen sein – mit Spörl als Erstplatziertem.

 

Das Staatssekretariat, nun unter der Leitung von Andrea Mayer, teilt auf Nachfrage mit, dass Lunacek mit allen drei Kandidaten geredet habe: „Axel Spörl hat dabei durch seine von ihm sehr glaubhaft vorgetragene professionelle Expertise in vorangegangenen Führungspositionen beeindruckt (...). Auch aufgrund dieses Gesprächs hat sich die damalige Staatssekretärin dann für Herrn Spörl entschieden.“ Am 7. April wurde die Bestellung verkündet, Dienstantritt sollte der 4. Mai sein. Und man hielt daran fest, obwohl Lunacek wie Kircher am 16. April informiert worden waren, dass der Plagiatsjäger Stefan Weber große Zweifel hegte. Spörl konterte mit dem Scan der Kopie einer lateinischen Promotionsurkunde. Die echte notarielle Bestätigung täuschte über den Fake hinweg (auch Illusionisten arbeiten mit dieser Methode).

 

Und so durfte Spörl, der tatsächlich alle täuschte, als Geschäftsführer beginnen. Bei seinem vorigen Dienstgeber hatte er einen gefälschten Matrikenauszug der Israelitischen Kultusgemeinde Wien vorgelegt; nun soll er sich als „Halbjude“ vorgestellt haben – was mancher befremdlich fand, weil es sich dabei definitiv um NS-Diktion handelt. Erst am 18. Mai wurde Spörl – mit Wirksamkeit 14. Mai – „abberufen“.

 

Wer trägt nun die Verantwortung? Antwort des Staatssekretariats: „Die Verantwortung liegt eindeutig bei Herrn Axel Spörl. Er hat einen gefälschten Lebenslauf mit einem erfundenen akademischen Abschluss vorgelegt.“ Aha. Sehr einfach. Und man lasse der Staatsanwaltschaft eine Sachverhaltsdarstellung zukommen. Denn der talentierte Herr Spörl, für den die Unschuldsvermutung gilt, legte auch eine Kopie seines Reisepasses und einen Strafregisterauszug mit Doktortitel vor.

 

Wie es weitergeht? Eine Neuausschreibung ist wahrscheinlich. Kircher möchte sich bei Korn Ferry schadlos halten, der Streitpunkt sind etwa 60.000 Euro. Und Josef Kirchberger, der bereits im Sommer letzten Jahres in Pension gehen wollte, bleibt Geschäftsführer von „Art for Art“–wohl bis zum Juli.“

 

Der Plagiatsgutachter Doz. Dr. Stefan Weber meint zu den Vorgängen: „Angeblich war eine Seilschaft dafür maßgeblich, dass Spörl Erstgereihter wurde.“ 1

Nunmehr wird Korn Ferry auch für das Österreichische Parlament tätig2 und betreut die Ausschreibung neuer Leitungsfunktionen, welche durch die vom Präsidenten des Nationalrates Sobotka forcierte Umstrukturierung der Parlamentsdirektion entstehen.

 

In diesem Zusammenhang stellen die unterfertigten Abgeordneten an den Präsidenten des Nationalrates folgende

 

1.        https://plagiatsgutachten.com/promotionsbetrueger-und-urkundenfaelscher-axel-spoerl/

2.        https://www.parlament.gv.at/SERV/STELL/AKT/


Anfrage

 

1)    Welche Kosten entstehen dem Parlament durch Verträge mit Korn Ferry? (Bitte nach Datum der Vertragsunterzeichnung und Kosten gliedern)

2)    Welche Kosten entstehen dem Parlament durch Verträge mit anderen Unternehmensberatern? (Bitte nach Datum der Vertragsunterzeichnung und Kosten gliedern)

3)    Enthalten die Verträge mit Korn Ferry oder mit anderen Unternehmensberatern Bestimmungen für den Fall offenkundiger Fehlberatung?

4)    Wenn ja, welche Verträge?

5)    Wenn ja, wie lauten diese Bestimmungen?

6)    Welcher Art sind die Verträge mit Korn Ferry (Rahmenvertrag, Einzelverträge für jede Ausschreibung, usw.)?

7)    Welcher Art sind die Verträge mit anderen Unternehmensberatern (Rahmenvertrag, Einzelverträge für jede Ausschreibung, usw.)?

8)    Welche sonstigen Kosten entstehen durch die Umstrukturierung der Parlamentsdirektion? (Bitte je Posten aufschlüsseln)