12.19

Abgeordneter Yannick Shetty (NEOS): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Frau Minis­terin! Sehr verehrte Kolleginnen, Kollegen, Zuseherinnen und Zuseher! Ich finde es recht passend, dass ich als Sprecher für Jugend und vor allem als jüngster Abge­ordneter hier im Hohen Haus meine erste Rede zu der größten Bedrohung für die jungen Menschen und für meine Generation halten werde.

Im Zusammenhang mit dem Klimawandel wird oft von einer Bedrohung, von einer Katastrophe, von Kosten gesprochen. Das klingt immer so abstrakt, aber was bedeutet das eigentlich konkret? – Der durchschnittliche Abgeordnete hier im Hohen Haus ist 1972 geboren. Mit etwas Glück werden Sie die 2050er-Jahre erleben. Wenn wir weiter handeln wie bisher, dann rechnet das internationale Klimakomitee vor – es nennt das das Worst-Case-Szenario, das RCP-8.5-Scenario –, dass wir eine Klimaerhitzung von 2,5 Grad haben werden. Diese Erhitzung, dieser Zustand wird eine destabilisierende Wirkung auf die Ökosysteme und auf die Landwirtschaft haben, und unsere Gesund­heit ist dabei ernstlich gefährdet.

Ich bin 1995 geboren. Bei einer gleichbleibenden Lebenserwartung werde ich bis ungefähr 2070 leben. In diesem Worst-Case-Szenario sind wir an einem Punkt ange­langt, an dem der halbe afrikanische Kontinent und der Nahe Osten unbewohnbar sein werden. Wir werden in Europa mit Hunderten Millionen Klimaflüchtlingen konfrontiert sein, aber wir werden in Europa auch genügend eigene Probleme haben: Die Wasser­versorgung in Spanien, Griechenland und Italien ist kollabiert, die Land­wirtschaft ist zerstört. Die Niederlande, das Vereinigte Königreich und Belgien werden ernsthafte Probleme mit dem Meeresspiegel bekommen. In Österreich ist die Ver­steppung der Donauebene und des Burgenlands voll im Gange. Für ältere Menschen ist mittlerweile jeder Sommer lebensbedrohlich.

Die Generation nach mir, die Enkel des durchschnittlichen Abgeordneten hier, werden mit etwas Glück das Jahr 2100 erleben. Wenn wir so weitermachen wie bisher, dann rechnet das internationale Klimakomitee vor, dass wir eine Klimaerhitzung von 5,5 Grad haben werden. Eine menschliche Zivilisation ist unter diesen Vorausset­zun­gen schwer vorstellbar. Jeder und jede hier, der beziehungsweise die einen Sohn, eine Tochter oder Enkelkinder hat, muss verstehen: Das sind keine Horrorszenarien oder abstrakte Modelle, es ist schlicht und einfach die Fortschreibung von Trends der letzten Jahre und Jahrzehnte. Das, was ich gerade beschrieben habe, ist die Welt, die Sie ohne Umsteuern Ihren Kindern und Enkelkindern hinterlassen. (Beifall bei NEOS und Grünen.)

Obwohl diese Problematik wissenschaftlich gesichert ist, haben die letzten Genera­tionen unser Wirtschaftssystem, die Energieversorgung, die Mobilität auf fossilen Brennstoffen aufgebaut. Meine Generation ist die allerletzte, die die Folgen dieser Politik verhindern kann, aber auch jene, die bereits den Preis dafür zahlen wird. Ich bin überzeugt – um das Ganze positiv abzuschließen –, es ist nicht zu spät. Mit ambi­tionierten Maßnahmen können wir das Ruder herumreißen. Dafür brauchen wir aber unter anderem einen offensiven Nationalen Energie- und Klimaplan.

Ich möchte meine erste Rede mit einem Appell an die bestehende Expertenregierung, aber vor allem auch an die kommende Regierung abschließen: Sie haben eine histo­rische Chance. Sie können die erste Bundesregierung sein, die wirklich für die nächste Generation eintritt, oder nur die letzte von vielen, die weiterhin Pensionszuckerl verteilt, ohne an ein Übermorgen zu denken, und die uns Junge mit dieser riesigen Heraus­forderung im Stich lässt. Handeln Sie! Wir Junge, unsere Generation, wir zählen auf Sie. (Beifall bei NEOS und Grünen.)

12.23

Präsidentin Doris Bures: Nächste Rednerin: Frau Abgeordnete Bettina Zopf. – Bitte.