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Abgeordnete Dipl.-Ing. Olga Voglauer (Grüne): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Ge­ehrte Ministerin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Spoštovana visoka hiša! Es geht um nicht viel weniger als unser aller gemeinsame Zukunft, die wir anzupacken haben und für die wir endlich beginnen müssen, zu handeln. Der vom Menschen gemachte Klima­wandel ist nämlich nicht einfach ein Umweltproblem, er berührt alle Teilbereiche unseres Lebens, er ist hier, jetzt und nicht woanders. Während wir hier sitzen und ich hier stehe, geht Venedig unter, die Eiskappen schmelzen schneller, als wir gedacht haben, und im Waldviertel fressen sich die Schädlinge schneller durch den Wald, als wir denken, weil wir seit drei Jahren weniger Niederschlag haben, als wir brauchen. Das ist Alltag in der österreichischen Forstwirtschaft; und Alltag in der Landwirtschaft ist, dass wir Dürre, dass wir Wetterkapriolen und letztendlich auch Totalausfälle schultern müssen, weil es keine Instrumente gibt, die uns da behilflich wären. (Beifall bei den Grünen.)

Wenn wir die Pariser Klimaziele ernst nehmen, dann braucht es jetzt einen Klimaplan, der Instrumente und Maßnahmen verankert. Gerade aus der Forstwirtschaft ereilte mich gestern die Information, dass es, wenn wir diese Ziele nicht erreichen, kein einziges Modell gibt, das berechnen kann, was der Forstwirtschaft in Österreich blüht. Kein einziges Modell kann berechnen, was passiert, wenn wir diese Ziele nicht erreichen! (Beifall bei den Grünen. – Zwischenruf des Abg. Matznetter.)

Es ist aber sehr wohl so, dass die Landwirtschaft auch ihre Hausaufgaben zu machen hat. Wir wissen es von den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern: 71 Prozent des CO2-Ausstoßes sind einzusparen. Das muss uns gemeinsam gelingen: Es muss gelingen, die Landwirtschaft als Lösung zu positionieren, und nicht als das Problem. Eine visionäre Landwirtschaft wird auch CO2 einsparen, eine visionäre Landwirtschaft der Zukunft wird auch biologisch sein.

Es ist nicht der landwirtschaftlich geprägte Alpenraum, der unserem Klima zusetzt, nein, es sind die intensive Agroindustrie und die Massentierhaltung, die dem Klima schaden und die enorme externe Kosten verursachen und sie dann nicht selbst tragen – denn tragen müssen sie wir, wir alle. (Beifall bei den Grünen.)

Wir brauchen ein klares Ja zur klimaschonenden Landwirtschaft, und das ist dann auch ein klares Ja zur biologischen Landwirtschaft, zur Bodenverbesserung, zum Humus­aufbau, zur CO2-Bindung vor Ort – dafür braucht es keine Gülleseen, sondern frucht­baren Humus. Es ist eine artgerechte Tierhaltung, die wir wollen, die sowohl den Ansprüchen der Tiere als auch jenen der Umwelt als Lebensraum von uns allen gerecht wird – und die gerade von den pflichtbewussten österreichischen Bäuerinnen und Bauern oft als selbstverständlich erachtet wird, aber in den Massentierfabriken in Übersee umgangen wird.

Wir unterstützen derzeit ein Agrarsystem, welches unserer Umwelt schadet, unserer

Gesundheit schadet, unserem gesellschaftlichen und sozialen Zusammenhalt schadet, unseren Bäuerinnen und Bauern schadet und nicht zuletzt den Menschen in diesem Land schadet. Ja, zum Klimaschutz müssen die Hausaufgaben auch in der Landwirt­schaft gemacht werden! Dafür sind wir als Gesetzgeber und auch das Ministerium gefordert, weil wir konkrete Maßnahmen brauchen, konkrete Instrumente brauchen – ohne diese wird es keine visionäre Landwirtschaft in der Zukunft geben. Vor allem braucht es aber auch ein klares Umdenken, denn die Zukunft hat heute begonnen. Handeln wir jetzt danach! – Danke schön. (Beifall bei den Grünen.)

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