15.24

Abgeordneter Mag. Andreas Hanger (ÖVP): Herr Präsident! Herr Bundesminister! Werte Kolleginnen und Kollegen! Hohes Haus! Wir debattieren den Freiwilligenbe­richt 2019, die aktuellen Zahlen, und das ist natürlich wieder einmal eine gute Gele­genheit, auf das Freiwilligenwesen in Österreich ein bisschen genauer hinzuschauen.

Es wurde von meinen Vorrednern schon gesagt, dass wir da in Österreich auf eine be­achtliche Zahl verweisen können: 3,5 Millionen Österreicherinnen und Österreicher ab 15 Jahren engagieren sich freiwillig, ehrenamtlich entweder institutionell in einem Ver­ein oder auch in der Nachbarschaftshilfe. Ich glaube, das ist die große positive Bot­schaft des Tages, denn damit sind wir nämlich auch im europäischen, im weltweiten Vergleich führend. Das ist ein Wert, der im wahrsten Sinne des Wortes unbezahlbar ist, weil die Freiwilligen, die Ehrenamtlichen zum einen natürlich viele Leistungen überneh­men, die vielleicht auch staatliche Aufgabe sein könnten, die so aber jedenfalls auch finanzierbar werden. Viel wichtiger noch ist aber, dass dieser Bereich der soziale Kitt ist, der unsere Gesellschaft zusammenhält.

Ich darf mich jetzt seit einigen Jahren mit diesem Thema beschäftigen und ich habe mir für die heutige Rede vorgenommen, ein bisschen genauer zu schauen: Wer sind denn da die Akteure, denen wir, glaube ich, sehr, sehr dankbar sein müssen? Natürlich fal­len uns beim Thema Ehrenamt zuallererst unsere freiwilligen Feuerwehren ein. Ich bin mit den freiwilligen Feuerwehren – 350 000 Kameradinnen und Kameraden, die tagtäg­lich für unsere Sicherheit sorgen – laufend im Dialog. Ich behaupte wirklich – und da bin ich mir ziemlich sicher –, dass wir in puncto Einsatzstärke, Ausbildungsstand der Kameradinnen und Kameraden, vorhandener Infrastruktur wahrscheinlich sogar das beste Feuerwehrwesen weltweit haben. Ich hatte Gelegenheit, bei der Bundeskatastro­phenübung in Linz dabei zu sein, und wenn man sich da vor Ort überzeugen kann, was da – fast ausschließlich ehrenamtlich – geleistet wird, dann ist das sehr, sehr beeindru­ckend.

Ich kenne auch die Sorgen. Wir haben einiges – Entgeltfortzahlung bei Großschadens­lagen – erreicht. Ich kenne auch die anderen Themen, die auf der Agenda sind. Wir ha­ben schon im Ausschuss darüber gesprochen – Hepatitisimpfung oder Tauglichkeits­untersuchungen –, da werden wir natürlich weiter dranbleiben. (Beifall bei der ÖVP.) – Danke, Hörl, unsere Feuerwehren verdienen natürlich immer einen Applaus!

Ein zweiter großer Bereich sind unsere Rettungsdienstorganisationen. Das ist nicht nur das Rote Kreuz, das ist natürlich auch der Arbeiter-Samariter-Bund, das sind die Jo­hanniter, das sind die Malteser, aber gestatten Sie mir, dass ich ein bisschen näher auf das Rote Kreuz eingehe. Ich darf dort selber Bezirksstellenleiter sein. Es ist unglaub­lich, was da geleistet wird, nicht nur im Rettungsdienst, im Krankentransport, sondern auch darüber hinaus.

Das Spannende beim Roten Kreuz ist, finde ich persönlich, dass da das Zusammen­spiel zwischen hauptberuflichen Kräften, Zivildienstleistenden und natürlich auch vielen Ehrenamtlichen hervorragend funktioniert. Ich sage immer, das ist ein Gesamtkunst­werk, aber da geht es genauso um die Team-Österreich-Tafel, in deren Rahmen jeden Samstag Lebensmittel, die sonst auf der Müllhalde landen würden, von den Super­märkten abgeholt werden, da geht es um die Henry-Läden, die einen Secondhandver­kauf machen, da geht es um die Blutspende-Damen, die immer das Blutspenden orga­nisieren – die Blutspende selbst muss natürlich vom Fachpersonal gemacht werden –; also unglaublich, was da geleistet wird, das ist sehr beeindruckend.

Weiter geht es natürlich mit den anderen Blaulichtorganisationen. Manchmal viel zu wenig gesehen wird zum Beispiel unsere Bergrettung. Sie ist fast ausschließlich – mit kleinen Ausnahmen vielleicht bei den Bundesverbänden – ehrenamtlich organisiert. Da wird jetzt der Hörl wieder applaudieren, oder? Gerade in den westlichen Bundeslän­dern ist das ja ein Thema. (Beifall bei der ÖVP. – Abg. Schellhorn: Die wollt ihr euch jetzt einverleiben! – Zwischenruf des Abg. Loacker.) Die sind da echt cool drauf und gehen manchmal in der öffentlichen Aufmerksamkeit ein bisschen unter. Tag und Nacht da zu sein, wenn jemand am Berg in Not ist, das ist schon sehr, sehr bemer­kenswert. Es gibt aber auch eine Höhlenrettung, eine Wasserrettung, also das Thema ist wirklich unheimlich breit. (Neuerlicher Zwischenruf des Abg. Schellhorn.)

Ein großes Thema – das hat auch mein Vorredner schon angesprochen – sind auch unsere Sportvereine. Ich war einmal bei einer Veranstaltung des niederösterreichi­schen Skisportverbandes. Da bin ich darauf aufmerksam geworden, dass es auch wahn­sinnig viele Funktionäre dort sind, die das ehrenamtlich machen: Nachwuchstrainer, Funktionäre, die Veranstaltungen organisieren. Das ist sehr, sehr bemerkenswert. (Heiterkeit des Abg. Loacker.) – Herr Loacker, das ist nicht zum Lachen, sondern das ist wirklich ausdrücklich wertzuschätzen! – Sowohl in unseren Fußballvereinen, von den Funktionären dort, aber auch in allen anderen Sportarten wird sehr viel Arbeit ge­leistet.

Auch in der Infrastrukturentwicklung: Bei uns in Niederösterreich ist es üblich, dass, wenn ein Sporthaus gebaut wird, dann die Vereinsmitglieder da sind, die Funktionäre da sind, da wird in den Vereinen zusammengeholfen, das ist ausdrücklich bemerkens­wert.

Ein anderer Bereich, den ich ausdrücklich erwähnen möchte, ist der Kulturbereich. Ich möchte mit der Blasmusikszene beginnen. Ich weiß nicht, ob ihr das mitverfolgt: Wenn man bei uns in Niederösterreich auf einem Bezirksmusikfest ist – das wird in Vorarl­berg auch so sein –, ist das etwas ganz, ganz Besonderes, das muss man echt sagen. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

Dieser Zusammenhalt über Generationen, der dort passiert, ist beeindruckend. In der Nachwuchsarbeit sind das Vereine, die generationenübergreifend agieren, aber es sind natürlich auch andere Kulturvereine. Da gibt es die tollsten Ensembles, da gibt es die Kulturvereine in den Gemeinden. Das ist ausdrücklich sehr, sehr bemerkenswert.

Ich möchte auch den sozialen Aspekt ansprechen. Ehrenamtliche Arbeit ist oft auch so­ziale Arbeit. Ich denke an unsere gemeinnützigen Träger, an die Caritas, an das Hilfswerk, an die Volkshilfe. Da wird neben der professionellen Pflege auch ehrenamtliche Arbeit or­ganisiert. Zum Beispiel Essen auf Rädern: In vielen Gemeinden wird das Essen zu den Menschen ehrenamtlich auf den Weg gebracht. (Zwischenruf der Abg. Kirchbaumer.)

Ich möchte auch die Politik erwähnen, über alle Parteigrenzen hinweg. Wir als ÖVP sind darauf natürlich besonders stolz, dass wir in allen Ortschaften Gemeindeparteien haben, bündische Organisationen, die Veranstaltungen oder Diskussionen organisie­ren. Auch diesen sei an dieser Stelle ein herzliches Dankeschön gesagt. Ihnen kann man wirklich applaudieren, denke ich. (Beifall bei der ÖVP.)

Ich möchte auch unsere Brauchtumsvereine ansprechen, auf die wird immer ein biss­chen vergessen. Ob das Schuhplattlergruppen, Volkstanzgruppen oder die Schützen sind – alle werken in Österreich und stärken die Gemeinsamkeit. (Abg. Schellhorn: Der Pendl der ÖVP!) Das muss man wirklich wertschätzen – das ist nichts zum La­chen, das meine ich ganz, ganz ernst – weil sie ja, da dieses Wissen von der einen Generation zur anderen weitergegeben wird, auch Identitätsgeber für uns sind.

Ausdrücklich erwähnen möchte ich auch noch ganz kurz die Bundesjugendvertretung, in der 36 Jugendorganisationen organisiert sind. Als Beispiel nenne ich die Landju­gend, da werden vielleicht wieder manche lächeln. Was die Landjugend bei uns am Land in der Lage ist zu bewerkstelligen, ist ausdrücklich bemerkenswert. Ich nenne nur den Projektmarathon: Innerhalb von 42 Stunden wird für die Öffentlichkeit ein Projekt im eigenen Ort umgesetzt. Diese Liste würde sich lang fortsetzen lassen: Kamerad­schaftsbünde, der Alpenverein, Dorferneuerungsvereine und, und, und. Österreich ist das Land der Vereine, und darauf können wir wirklich stolz sein. Das ist meine tiefe Überzeugung. (Beifall bei der ÖVP sowie des Abg. Stögmüller. – Abg. Michael Ham­mer: Bravo!)

Ich möchte auch noch ganz kurz auf das Regierungsprogramm eingehen. Es ist erst­mals so, dass wir dem Thema Ehrenamt, Freiwilligkeit, Gemeinnützigkeit einen wirklich breiten Raum im Regierungsprogramm eingeräumt haben. Ich darf alle einladen, bei der Umsetzung des Regierungsprogramms mitzuarbeiten. Grundsätzlich glaube ich, dass Ehrenamt und Freiwilligkeit natürlich eine Konsensmaterie ist. Dafür haben wir eine gute Grundlage.

Ich möchte das wiederholen, was ich im Ausschuss gesagt habe: Interessanterweise ist es so, dass es anfangs nur bei uns, bei der ÖVP, einen Freiwilligensprecher gab. Mit David Stögmüller gibt es jetzt auch einen bei den Grünen. Ich habe mir die Be­reichssprecherliste der anderen Fraktionen durchgeschaut, bei denen gibt es keine Freiwilligensprecher. Ich darf Sie einladen, auch welche zu ernennen. Das erleichtert den Dialog. Wir haben hier im Parlament eine gute Grundlage, das Ehrenamt weiterzu­entwickeln und dessen Rahmenbedingungen noch zu verbessern. Ich glaube, das ist unser gemeinsamer Auftrag. – Danke. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

15.31

Präsident Ing. Norbert Hofer: Nächster Redner ist Herr Abgeordneter Yannick Shetty. – Bitte, Herr Abgeordneter.