15.35

Abgeordneter David Stögmüller (Grüne): Wertes Präsidium! Sehr geehrter Herr Mi­nister! Werte Damen und Herren! Ehrenamt ist in Österreich ein hohes Gut, es bringt die Menschen zusammen und trägt dazu bei, Brücken in unserer Gesellschaft zu bauen, wo sonst vielleicht Gräben wären. Dass sich in Österreich – und das haben wir heute schon ein paarmal gehört – etwa 3,5 Millionen Menschen freiwillig engagieren, ist eine unglaublich große Bereicherung für unser Land. Bereits in jungen Jahren sind viele Menschen – von Kollegen Hanger haben wir schon von der Bundesjugendvertre­tung gehört – in Vereinen, Organisationen, Initiativen oder in der Nachbarschaftshilfe tätig. Dieses Engagement soll gewürdigt und auch mit dem nötigen Respekt behandelt werden. Es hebt das Menschliche in uns hervor und zeigt, wie sehr wir uns gegenseitig brauchen. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

Der vorliegende Bericht zeigt auch deutlich, dass das Ehrenamt gestärkt werden muss; es muss gestärkt und durch den Staat gefördert werden. Dieses Engagement zeigt aber auch, dass oft Menschen mit freiwilligen Leistungen dort einspringen, wo der Staat versagt hat oder zu spät handelt. Allein im Sozial- und Gesundheitsbereich enga­gieren sich pro Jahr rund 360 000 Menschen, im Umweltbereich rund 294 000 Men­schen und im Bereich der Katastrophenhilfs- und Rettungsdienste sind es sogar über 514 000 Menschen. Das sind keine schlechten Zahlen.

Ohne diese Menschen könnte der Staat nicht funktionieren, wie er es tut. Deshalb ist es uns Grünen ein großes Anliegen, diesen Bereich und die Menschen darin weiter in ihrem Engagement zu stärken, ohne gleichzeitig die nötige Verantwortung an sie abzu­schieben. (Beifall bei den Grünen.)

Ich möchte hier beispielhaft drei Bereiche der Freiwilligkeit herausgreifen, die für uns essenziell sind und für die wir uns in den nächsten Jahren auch einsetzen werden. Das Erste ist das Freiwillige Umweltschutzjahr. Das Umweltschutzjahr muss gestärkt wer­den. In Zeiten der Klimakrise und der drohenden Herausforderungen für unsere Um­welt gilt es, Interesse an Umwelt-, Naturschutz- und Nachhaltigkeitsthemen zu fördern. Engagement und ehrenamtliche Tätigkeit gerade in diesem Bereich sind wichtig für unsere Zukunft, und deshalb ist es umso wichtiger, das Freiwillige Umweltschutzjahr zu fördern und für junge Menschen attraktiv zu gestalten.

Zweitens, der Gedenk-, Friedens- und Sozialdienst: Der Gedenkdienst, der unter der FPÖ-Regierungsbeteiligung ausgerechnet im Gedenkjahr 2018 eine Existenzkrise er­lebt hat, wird dank uns wieder in den Mittelpunkt der Debatte gerückt. Insbesondere jetzt, wo die letzten Überlebenden des Holocausts älter und die Zeitzeuginnen und Zeitzeugen immer weniger werden, ist es uns wichtig, dass wir die bestehende Ge­denkkultur auch noch an zukünftige Generationen weitergeben können. (Beifall bei den Grünen.)

Der Gedenkdienst, mit dem junge Menschen die Möglichkeit haben, diese Gedenkar­beit im Ausland zu leisten, spielt dabei eine wichtige Rolle. Deshalb setzen wir uns da­für ein, dass der Gedenkdienst aufgewertet wird und die Trägerorganisationen gestärkt werden.

Das Dritte ist die Freiwilligkeit in der Katastrophenhilfe. Als Sprecher für Katastrophen­schutz und als freiwilliger Mitarbeiter des Roten Kreuzes ist es mir natürlich ein beson­deres und persönliches Anliegen, dass dieser Bereich ausgebaut und gestärkt wird. Organisationen wie das Rote Kreuz, der Samariter-Bund, die Johanniter, die Malteser und wie sie auch alle heißen, sind ein Paradebeispiel für soziales Engagement. Sie stellen nicht nur die primärmedizinische Versorgung in den – das ist ja bekannt – peri­pheren Gebieten sicher, sondern erledigen in vielen großteils unbezahlten Stunden ein enormes Ausmaß an sozialen Tätigkeiten, die ohne sie sonst schwer bis gar nicht möglich wären. So stellen die Ressourcen der freiwilligen Rettungsorganisationen ne­ben den Ressourcen der freiwilligen Feuerwehr auch das Rückgrat der Katastrophen­abwehr insbesondere bei Großeinsatzlagen dar.

Aus diesem Grund ist es mir ein Herzensanliegen, dass wir auch diesen Bereich stär­ken und mit den notwendigen Ressourcen versorgen. Damit ehrenamtliche Arbeit in diesem Bereich nicht nur geschätzt und respektiert wird – das hören wir hier –, sondern auch funktionieren und im Krisenfall auch wirken kann, braucht es eine gute Zusam­menarbeit zwischen den Akteuren – zwischen dem Staat und den betroffenen Organi­sationen.

Im Regierungsabkommen bekennen wir uns gemeinsam mit der ÖVP zur Anerkennung und Wertschätzung des Ehrenamtes, dazu sind zum ersten Mal ein paar Seiten – wirklich gute Seiten – enthalten. Wir bekennen uns zur Verbesserung der rechtlichen Situation von Organisationen und Freiwilligen und sind auch bereit, in den nächsten Jahren die Verantwortung dafür zu übernehmen, dass sich da etwas wesentlich verän­dert. – Vielen Dank. (Beifall bei Grünen und ÖVP.)

15.40

Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort gemeldet ist nun Kollege Michael Seemayer. – Bitte schön, Herr Abgeordneter.