15.40

Abgeordneter Michael Seemayer (SPÖ): Sehr geehrter Herr Präsident! Herr Minister! Geschätzte Damen und Herren! Hohes Haus! In den Vorreden wurde schon sehr viel Lob, Anerkennung und Dank ausgesprochen – ich kann mich dem nur voll und ganz anschließen. Es ist keine Selbstverständlichkeit, dass sich dreieinhalb Millionen Men­schen in Österreich in den unterschiedlichsten Organisationen und Vereinen freiwillig und ehrenamtlich engagieren und damit oft Hilfe bei der Bewältigung von Herausforde­rungen und Problemen leisten oder einfach das gemeinschaftliche Zusammenleben stär­ken. Das verdient großen Respekt.

Der Bericht zeigt aber nicht nur die Vielfalt des freiwilligen Engagements in Österreich, sondern auch die Motivation, die dazu führt. Oftmals beginnt das schon im Kindesal­ter – man denke an die Feuerwehrjugend oder an unsere Jugendorganisationen der Rettungsdienste. Oftmals ist aber auch der Zivildienst ausschlaggebend und ein An­stoß, sich ehrenamtlich zu engagieren. Viele ehemalige Zivildiener bleiben den Organi­sationen, bei denen sie Zivildienst geleistet haben, als ehrenamtliche Mitarbeiter wei­terhin erhalten.

Dem Bericht zu entnehmen ist auch, dass gerade ältere Menschen sich ehrenamtlich engagieren. Wenn man fragt, was die Gründe dafür sind, dann hört man oft, es sei ein gutes Gefühl, noch gebraucht zu werden, oder dass man jemanden zum Reden habe, jemanden, mit dem man seine Zeit verbringen kann. Ein freiwilliges Engagement im Al­ter kann somit helfen, den gesellschaftlichen Anschluss nicht zu verlieren und nicht zu vereinsamen. Generell sind Anerkennung und Wertschätzung die größte Motivation da­für, sich ehrenamtlich zu engagieren.

Wir hier haben die Aufgabe, die Rahmenbedingungen für die freiwillige Arbeit in Öster­reich zu gestalten. Die Absicht der neuen Bundesregierung, das freiwillige Engagement zu fördern, ist löblich, darf aber nicht dazu führen, dass staatliche Verantwortung auf Freiwillige abgeschoben wird. (Beifall bei der SPÖ sowie der Abg. Fischer.)

Natürlich ist uns bewusst, dass sich die Menschen nicht wegen des Geldes engagie­ren, sondern aus voller Überzeugung. Es soll ihnen dadurch aber auch kein Schaden oder Verlust entstehen. Gerade wenn es um sofortige Hilfeleistung geht, etwa bei Über­schwemmungen, Bränden oder Lawinen- und anderen Katastropheneinsätzen, sind freiwillige Helfer oft auf den guten Willen ihrer Arbeitgeber angewiesen. Ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung war daher die Regelung betreffend Entgeltfortzahlung. Viele Betriebe, Betriebsrätinnen und Betriebsräte haben sich dafür eingesetzt, dass die Kosten für Fehlzeiten bei solchen Einsätzen und das Entgelt vom Katastrophenfonds übernommen werden. – Dafür ein herzliches Dankeschön. (Beifall bei der SPÖ sowie der Abg. Fischer.)

Der häufigste Grund dafür, dass sich Menschen aus der Freiwilligenarbeit zurückzie­hen, ist der Zeitfaktor. Familie, Beruf und Ehrenamt zu vereinbaren wird immer schwie­riger. Manche Maßnahmen der blau-schwarzen Bundesregierung haben da nicht zu ei­ner Verbesserung beigetragen; die Ausweitung der täglichen beziehungsweise wö­chentlichen Normalarbeitszeit auf 10 beziehungsweise 60 Stunden hat nicht dazu ge­führt, dass Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer mehr Zeit für ein Ehrenamt zur Ver­fügung haben (Zwischenrufe der Abgeordneten Michael Hammer und Zarits), sondern genau das Gegenteil bewirkt. Denken wir in Zukunft daran, wenn wir solche Entschei­dungen treffen! – Danke schön. (Beifall bei der SPÖ sowie der Abg. Fischer.)

15.43

Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort gelangt nun Rebecca Kirchbaumer. – Bitte, Frau Abgeordnete.