18.33

Abgeordnete Mag. Romana Deckenbacher (ÖVP): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrter Herr Bundesminister! Hohes Haus! Sehr geehrte Zuseherinnen und Zu­seher auf der Galerie und vor den Bildschirmen zu Hause! Ich möchte zu Beginn mei­ner ersten Rede hier im Hohen Haus unseren Bildungsminister zitieren: „Wir müssen vom Aufzeigen von Problemen auch ins Handeln kommen“ – ein ungemein wichtiger Punkt, denn Handeln heißt, auch zu investieren, und Bildung ist eine unserer wichtigs­ten Investitionen in die Zukunft. Sie ermöglicht die Entfaltung der Persönlichkeit und Talente, bewirkt mehr Chancengleichheit, ebnet den Weg zu einer passenden Berufs­wahl und schafft so das Fundament für ökonomische Unabhängigkeit sowie für ein selbstbestimmtes Leben. Österreich hat ein gutes und starkes Bildungssystem, das al­len offensteht. (Beifall bei der ÖVP.)

Gleichzeitig gibt es aber natürlich Bereiche, in denen wir besser werden müssen. In den vergangenen zehn Jahren hat sich der Anteil der Schülerinnen und Schüler mit nicht deutscher Umgangssprache an allen Schultypen erhöht, aber besonders drama­tisch ist die Situation in Wiener Volksschulen. 59 Prozent aller Kinder sprechen im All­tag kein Deutsch mehr, wir haben es heute schon gehört, der Anteil in ganz Österreich liegt bei 31 Prozent. Fakt ist auch, dass an vielen Schulen die kulturell und religiös mo­tivierten Auseinandersetzungen zunehmen. Und ja, all das muss thematisiert werden. Ob es dazu eine Publikation in Form eines Buches braucht, das lasse ich hier im Raum stehen, vor allem aber braucht es Lösungen für unsere Pädagoginnen und Pädagogen, aber auch für das höchste Gut, das unsere Gesellschaft hat, nämlich unsere Kinder und Jugendlichen. (Beifall bei der ÖVP.)

Ich war selbst über drei Jahrzehnte Pflichtschullehrerin in Wien, und glauben Sie mir, ich kenne die Situation sehr gut und ich kenne auch Frau Wiesinger. Inhaltlich sind Tei­le ihrer Kritik sicherlich gerechtfertigt; Kritik, die sie auch in ihrem ersten Buch getätigt hat. Frau Kollegin Hammerschmid, soweit ich mich erinnern kann, waren Sie damals im Amt, als Ministerin tätig – Maßnahmen habe ich damals leider vermisst. (Beifall bei der ÖVP.)

Maßnahmen finden sich aber im neuen Regierungsprogramm. Einige möchte ich hier anführen: Wesentlich ist die Einführung der Deutschförderklassen – ein wichtiger Schritt. Wir müssen die Sprachförderung weiter ausbauen und Deutschkenntnisse ein­fordern. Grundvoraussetzung für Bildungserfolg ist das Beherrschen der deutschen Sprache, und aus diesem Grund wollen wir eine Intensivierung der Sprachförderung in elementaren Bildungseinrichtungen und eine Weiterentwicklung der Deutschförder­maßnahmen. Schulstandorte brauchen daher die notwendige Gestaltungsfreiheit, um die bestmögliche Umsetzung dieser Maßnahme bewerkstelligen zu können. Es braucht das schon lang geforderte Unterstützungspersonal, das findet sich auch im Regie­rungsprogramm wieder, denn das All-inclusive-Paket für Lehrerinnen und Lehrer muss endlich Geschichte sein. (Beifall bei der ÖVP sowie des Abg. Weratschnig.)

Auch weitere Maßnahmen für Gewaltprävention finden sich im Regierungsprogramm. Lehrerinnen und Lehrer leisten täglich großartige und wertvolle Arbeit, daher ist es mir ein besonderes Bedürfnis, hier an dieser Stelle allen Pädagoginnen und Pädagogen ein großes Dankeschön auszusprechen. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.) Sie können sich sicher sein, dass wir versuchen werden, die im Regie­rungsprogramm angesprochenen Punkte Schritt für Schritt umzusetzen.

Ein weiteres Thema, von dem ich glaube, dass es dringend enttabuisiert und ange­sprochen werden muss, und das ein wesentliches ist, ist das Thema Gewalt an Schu­len. Subjektiv gefühlt nimmt Gewalt und die Bereitschaft, Gewalt auszuüben, in unserer Gesellschaft immer mehr zu, und auch an der Schule als Spiegel der Gesellschaft ist dieses Phänomen zu beobachten. Es gilt da, Kolleginnen und Kollegen zu ermutigen, darüber zu sprechen, nicht zu relativieren oder wegzuschauen, wie es in der einen oder anderen Bildungsdirektion passiert. Es muss immer klar sein, dass Gewalt in kei­ner Form verhandelbar ist und dass die Reputation der Schule nicht vor das Schicksal eines Einzelnen gestellt werden darf. Die Erscheinungsform und die Wahrnehmung von Gewalt sind nicht immer eindeutig, daher bedarf es diesbezüglich einer offenen Diskussion und klarer Konsequenzen. Gewalt – in welcher Form auch immer – hat kei­nen Platz in unseren Schulen, in unseren Klassenzimmern und in unserer Gesellschaft. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

Trotz dieser fordernden Situation in den Schulen kann ich Ihnen, Frau Meinl-Reisinger, nur recht geben: Das ist der schönste Beruf, den es gibt.

Ich kann abschließend unseren Bundesminister nur darin unterstützen, das Thema Wertefragen und Kulturkonflikte weiterhin mit höchster Priorität auf der politischen Agenda zu halten und einen sachlichen Diskurs zur Lösung der anstehenden Probleme zu führen. Das haben sich alle Pädagoginnen und Pädagogen, aber auch unsere Schülerinnen und Schüler verdient.

Stellen wir uns gemeinsam den Herausforderungen einer gesellschaftspolitisch immer anspruchsvolleren Schule und treten wir gemeinsam für eine Verbesserung der Situa­tion und für eine Lösung der Probleme abseits von politischen Ideologien ein! – Danke. (Beifall bei ÖVP und Grünen.)

18.39

Präsidentin Doris Bures: Nächste Rednerin: Frau Abgeordnete Eva Maria Holzleit­ner. – Bitte.