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Abgeordnete Barbara Neßler (Grüne): Herr Präsident! In Österreich sind 37 Prozent aller Einelternhaushalte armutsgefährdet, mehr als ein Drittel dieser Menschen lebt am Minimum. Nach arbeitssuchenden Personen sind Alleinerziehende die am stärksten gefährdete Gruppe, und der Großteil aller Alleinerziehenden sind Frauen.

Das Leben von alleinerziehenden Frauen, die zu wenig Unterstützung erhalten, ist von einer Vielzahl belastender Faktoren gekennzeichnet, und ja, das Thema ist nicht neu – aber der Gesetzentwurf, den die SPÖ gemeinsam mit den NGOs erarbeitet hat, ist ein Entwurf mit Substanz, ein wichtiger Schritt zur Bekämpfung von Kinderarmut. Das wird eine wichtige und wesentliche Diskussion werden, und ich möchte mich auch bei der SPÖ dafür bedanken.

Es gilt, Hilfe zu garantieren und Lücken im System zu schließen – und ja, es ist er­schreckend, dass wir in einem der reichsten Länder leben und es trotzdem so etwas wie Kinderarmut gibt. Armutsgefährdete Kinder leiden nicht nur unter materiellen Ein­schränkungen, sondern sie leiden auch in sozialen Gruppen. Nicht dazuzugehören ist nicht nur ein unschönes Gefühl, sondern es kann auch das Selbstwertgefühl der Kinder massiv beeinträchtigen.

Wir brauchen ein Österreich, liebe Kolleginnen und Kollegen, in dem niemand ausge­grenzt wird, in dem all unsere Kinder die gleichen Zukunftschancen haben – alle Kinder sind nämlich unsere Zukunft. Diese Chancen haben sie nicht, wenn eine alleinerzie­hende Mutter sich zweimal überlegen muss, ob sie etwa die Waschmaschine reparie­ren oder das Kind auf Schulausflug schicken kann. Wir haben uns vorgenommen, nicht nur den Anteil der armutsgefährdeten Menschen zu halbieren, sondern auch ein be­sonderes Augenmerk auf die Kinderarmut zu legen. (Beifall bei Grünen und ÖVP.)

Es ist daher richtig, dass wir den Fokus auf Alleinerziehende legen, die sowohl von Mehrfachbelastungen betroffen als auch eher armutsgefährdet sind. Wir werden die Lücken im System schließen, denn alle Kinder sind gleich viel wert. Alle Kinder haben eine Zukunft verdient, und es ist unser Job, dass das Realität wird. (Zwischenruf der Abg. Heinisch-Hosek.)

Kinder können sich nicht aussuchen, in welche Verhältnisse sie hineingeboren wer­den – aber wir können die Verhältnisse gestalten, in denen sie aufwachsen werden! (Bei­fall bei Grünen und ÖVP.)

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