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Abgeordneter Mag. Markus Koza (Grüne): Sehr geehrte Damen und Herren! Sehr geehrter Herr Präsident! Der Antrag der SPÖ zielt darauf ab, die sechste Urlaubswo­che leichter erreichbar zu machen. Tatsächlich ist die sechste Urlaubswoche jetzt über weite Strecken fast so etwas wie totes Recht, denn 25 Jahre in einem Unternehmen zuzubringen und dann Anspruch auf eine sechste Urlaubswoche zu haben gelingt wirklich nur ganz wenigen Menschen. Es ist auch nicht unbedingt eine unglaublich tolle Regelung, denn es soll durchaus vorgekommen sein, dass Menschen, die beispiels­weise in der Abfertigung Neu sind, vor Erreichung des 25. Arbeitsjahrs gekündigt wor­den sind. Das kann durchaus auch dann passieren, wenn Menschen 25 Jahre in einem Betrieb waren, um eben entsprechende Kosten zu sparen.

Es scheint also durchaus sinnvoll, einen entsprechenden Reformbedarf zu verorten und sich auch zu überlegen, was man damit tatsächlich sinnvollerweise macht. So wie wir den Antrag gelesen haben, ist es offensichtlich so, dass neben Zeiten von Er­werbstätigkeiten, auch Schulzeiten und Studienzeiten teilweise angerechnet werden. Was wir nicht darin gefunden haben – aber vielleicht täusche ich mich auch –, sind Zei­ten der Kindererziehung. Das wäre vielleicht etwas, was man sich anschauen müsste.

Was ich tatsächlich interessant finden würde, ist, dass man sich überlegt – und das war auch schon immer wieder eine Forderung –, ob man nicht die sechste Urlaubs­woche beispielsweise mit Bildung, Weiterbildung und Qualifikation oder beispielsweise auch mit der Kombination von Pflege und Betreuung verbindet und man darauf einen Rechtsanspruch hat. Ich kann mich noch an Gewerkschaftstage erinnern, auf denen das sehr offensiv gefordert wurde.

Wir werden uns das alles anschauen. Ob wir tatsächlich eine entsprechend breite Mehrheit dafür finden, werden wir sehen. Offensichtlich ist es ja die letzten 30 Jahre nicht wirklich gelungen, eine entsprechende Regelung zu beschließen. Ob sie wirklich so schnell zu erreichen sein wird, sei einmal dahingestellt.

Sehr viele Menschen, die heutzutage im Erwerbsleben stehen, sind aufgrund des Ar­beitsdrucks, des Arbeitsstresses schon kaum mehr in der Lage, die fünf Wochen Ur­laub, die ihnen pro Jahr zustehen, zu konsumieren, sodass sich Urlaub teilweise an­häuft. Die Debatte um eine sechste Urlaubswoche mag deswegen fast so ein bisschen eine Debatte um des Kaisers Bart sein. Teilweise ginge es eher darum, dass man end­lich einmal sicherstellt, dass der bestehende Urlaubsanspruch und die Überstunden, die die Leute haben und die nicht bezahlt werden, entsprechend verbraucht werden.

Wie auch immer: Wir schauen uns das an, wir diskutieren das im Sozialausschuss. Da gehört es hin. Ich bin schon sehr gespannt auf die Diskussionen. Wenn man einen Ur­laubsanspruch an ein gewisses Erwerbsalter bindet, etwa daran, dass jemand 24 Jah­re im Erwerbsleben war, könnte es sein, dass man ihm damit den Einstieg in einen Arbeitsplatz erschwert. Das sind alles Dinge, die man sich anschauen muss; es muss nicht sein, aber dazu brauchen wir eine ausführliche Diskussion. Das wird spannend.

Vielleicht finden wir wirklich eine gute, brauchbare Lösung, die auch zukunftsweisend ist und den ArbeitnehmerInnen wirklich etwas bringt. Das wäre natürlich in gewisser Weise eine Wiedergutmachung für Arbeitszeitverlängerungsmaßnahmen, die ja in letz­ter Zeit hier auch immer wieder gesetzt wurden. – Danke. (Beifall bei den Grünen.)

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