11.51

Abgeordneter Ralph Schallmeiner (Grüne): Frau Präsidentin! Sehr geehrte Mitglie­der der Bundesregierung! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Es sind herausfor­dernde Zeiten, in denen wir uns gerade befinden. Die Chinesen, glaube ich, haben ein Sprich­wort, das lautet: Mögest du in interessanten Zeiten leben! – Dass diese Zeiten heraus­fordernd und interessant sind, habe ich dieser Tage persönlich daran gemerkt, dass es bei uns zu Hause einen kleinen Rollenwechsel gegeben hat und ich meinen Eltern plötzlich ins Gewissen reden und ihnen erklären musste, dass es jetzt nicht geht, dass sie zu uns kommen, um meine Kinder, also ihre Enkelkinder, zu sehen, dass Ostern mit den Enkelkindern abgesagt ist, und, und, und. – Das ist schon etwas Be­sonderes, weil es in der Vergangenheit meistens so war, dass eher sie mir ins Gewis­sen reden mussten.

Die schärfste Waffe von uns allen in dieser Krise, in der Situation, in der wir uns befinden, ist unsere Solidarität. Solidarität bedeutet zum einen, die sozialen Kontakte hinunterzuschrauben – wir haben es heute schon öfters gehört –, bedeutet zum ande­ren aber auch, jenen zu helfen, die auf unsere Hilfe angewiesen sind: alten Menschen, Menschen, die Immunprobleme haben, und natürlich Menschen mit Behinderung, chronisch Kranken, die ohne uns nicht auskommen.

Diese Solidarität dient dazu, dass wir die Ausbreitung von Corona verlangsamen, dass wir das Gesundheitssystem aufrechterhalten, damit wir am Ende des Tages jene Men­schen retten können, die den Risikogruppen angehören. Das geht aber nur, wenn wir alle zusammenhelfen und die angesprochene und heute viel beschworene Solidarität dementsprechend leben.

Ich möchte mich an dieser Stelle namens meiner Fraktion und auch persönlich ganz speziell noch einmal ausdrücklich bei allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im Sozial­bereich und im Gesundheitsbereich, bei den Apothekerinnen und Apothekern bedan­ken.

Ganz besonders möchte ich mich als Handelsangestellter auch bei den über 500 000 Mit­arbeiterinnen und Mitarbeitern des österreichischen Handels, insbesondere des Le­bensmittelhandels bedanken, die in den letzten Tagen wirklich Sensationelles geleistet haben. Ich weiß, was es bedeutet, in solchen Situationen zu arbeiten; ich habe das selber 23 Jahre lang getan. Es war nicht einfach, was sich da in den letzten Tagen abgespielt hat.

Für einen Grünen ist das Folgende möglicherweise durchaus etwas eigen: Ich möchte mich ausdrücklich – es ist vielleicht nicht üblich, dass Grüne das tun, aber auch die haben einen tollen Job gemacht – bei der Transport- und Logistikbranche bedanken, die auch ihren Anteil geleistet hat. (Beifall bei Grünen und ÖVP.)

Ich möchte mich ganz speziell auch bei den vielen zivilgesellschaftlichen Initiativen bedanken, die sich in den letzten Tagen gegründet haben, die dafür sorgen wollen, jenen, die krank sind, die zu Hause sind, die eben nicht hinausgehen sollen, zu helfen, jenen, die über Facebook, über Twitter, über Social Media generell dazu aufgerufen haben, dass man sich gegenseitig hilft. Das ist großartig.

Ich möchte auch ganz speziell den kommunalen Diensten danken, der Stadt Wien mit ihrer eigenen Hotline, der Stadt Wels – man höre, bitte: ein Grüner lobt jetzt einen blauen Bürgermeister –, die in den letzten Tagen auch entsprechende Aktivitäten gesetzt hat. Es gilt, auch das positiv zu erwähnen und dafür Danke zu sagen.

Wir dürfen aber auch nicht vergessen, dass die nächsten Tage in der Isolation, die wir uns alle miteinander aufbürden, nicht gerade leicht werden. Wenn wir uns anschauen, welche Nachrichten wir aus China bekommen haben, wissen wir auch, was uns zum Teil in den nächsten Tagen und Wochen erwartet – so ehrlich müssen wir sein –, näm­lich die Herausforderung, dass der verstärkte Rückzug ins Private auch mit einem Anstieg der Gewalt in Familien und Partnerschaften einhergehen wird, und deswegen möchte ich an dieser Stelle den Zuseherinnen und Zusehern – vor allem den Zusehe­rinnen – zu Hause mitteilen: Bitte, Gewalt ist kein privates Problem. Das Gesetz schützt alle Gewaltopfer. Wenn Sie Opfer von Gewalt sind oder wenn Sie Angst haben, Opfer von Gewalt zu werden, gerade jetzt, in den nächsten Wochen, dann nutzen Sie bitte die Frauenhelpline: 0800 222 555. Es ist ganz wichtig, nicht zu glauben, dass Gewalt halt jetzt dazugehört, weil das vielleicht immer schon so war, sondern nutzen Sie das wirklich!

Danke an dieser Stelle auch an die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter genau dieser Initiativen, zum Beispiel der Frauenhelpline, die auch in den nächsten Wochen 24 Stunden an sieben Tagen in der Woche erreichbar sein und helfen werden.

Ein letzter Gedanke: Hoffentlich haben wir aus dieser Geschichte auch noch etwas an­deres gelernt: Diejenigen, die in der Vergangenheit am lautesten für die Privatisierung des Gesundheitswesens gewesen sind, sollten in Zukunft daran denken, welchen Vorteil ein solidarisch finanziertes Gesundheitswesen uns allen bietet. – Danke schön. (Beifall bei Grünen und ÖVP sowie bei Abgeordneten der SPÖ.)

11.56

Präsidentin Doris Bures: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Nikolaus Scherak. – Bitte.