15.57

Abgeordnete Mag. Sibylle Hamann (Grüne): Liebe Frau Präsidentin! Liebe Herren Bundesminister! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Wenn wir, wie wir es gewohnt sind, über Änderungen im Schulbereich reden, müssen wir normalerweise ja in Gene­ratio­nen oder in Jahrzehnten denken. Diesmal gab es eine Krise, und alles ist quasi über Nacht passiert. Es sind tatsächlich, wirklich im wörtlichen Sinn, die Lehrer und die Lehrerinnen über Nacht aufgeblieben und haben sich ganz neue Dinge ausdenken müssen: Wie sie mit ihren Kindern über Chat, über Whatsapp, über E-Mails und über Videos in Kontakt bleiben und wie sie das alles mit dem Unterricht organisieren sollen.

Und es sind auch die Kinder und die Eltern ordentlich drangekommen und haben sich jetzt schon seit drei Wochen zwischendurch, neben dem Homeoffice, regelmäßig am Küchentisch oder irgendwo im Abstellkammerl zusammengesetzt, oder vor dem einen Computer, den es gibt, und dem Drucker, der aber wahrscheinlich gar nicht vorhanden ist. Ganz viele haben das aber irgendwie hingekriegt, und das war wirklich eine Rie­senleistung, auf die alle Beteiligten stolz sein können, und wir auch auf sie. (Beifall bei Grünen und ÖVP.)

Das ist jetzt aber leider alles noch nicht vorbei, und das Schuljahr ist noch nicht aus. Wir werden noch weiter improvisieren müssen, wir werden weiter flexibel bleiben müssen, aber wir müssen sicherstellen, dass wir dabei niemanden alleinlassen. Und wir werden – das ist mir ein ganz, ganz spezielles Anliegen, und der Herr Bundes­minister wird bestätigen können, dass ich dabei auch nicht lockerlasse – speziell für jene Kinder etwas tun müssen, die mit diesem Heimunterricht bisher nicht so gut klarkommen können. Ich stimme der Analyse von Frau Kollegin Hammerschmid in weiten Teilen durchaus zu, weil nämlich zu Hause entweder keine Eltern sind, oder Eltern, die keine Zeit haben, oder weil zu Hause kein Platz ist oder keine Ressourcen oder keine tragfähigen Beziehungen vorhanden sind, sondern dort halt Angst und Mangel und Stress und vielleicht ein ziemliches Durcheinander vorherrschen.

Deswegen stehen in diesem Gesetzesantrag, in diesem großen Paket, das wir heute beschließen, auch neue, interessante Wörter drinnen, zum Beispiel das Wort „Ergän­zungsunterricht“, oder Wörter wie „Lernzeit“ und verpflichtender „Förderunterricht“.

In dieser Übergangsphase, bis wir alle wieder in die Schulen zurückkehren können, werden wir uns dazu einiges Neues einfallen lassen müssen, wir werden in Über­gangs­phasen ganz sicher in Kleingruppen arbeiten müssen, wir werden viel individu­alisierter arbeiten müssen, wir werden Zwischenformen zwischen Schule und Zuhause finden müssen. Vielleicht werden wir uns Modelle zum Coaching, für individuelles Lern­begleiten überlegen, und wahrscheinlich werden wir – vielleicht nicht alle, aber ein­zelne Gruppen – auch in den Ferien etwas tun müssen. Ich erinnere dazu an die durchaus erfolgreichen Modelle wie die Sommerlerncamps, die es ja zum Beispiel in Wien schon lange gibt. (Präsident Hofer übernimmt den Vorsitz.)

Eine Befürchtung: Die Lehrerinnen und Lehrer werden das natürlich nicht alles ganz alleine machen müssen. Sie haben jetzt natürlich auch schon Sorgen, dass an ihnen viel zu vieles hängen bleibt. Deswegen enthält dieses Gesetzespaket Maßnahmen, die es zum Beispiel ermöglichen, Studierende verstärkt einzubeziehen, sodass diese auch ECTS-Punkte und Praxis für ihr Studium sammeln können. In dem Sinn glaube ich wirklich, dass diese Krise auch eine Tür aufmachen kann und wir einiges ausprobieren können, was den Schulalltag langfristig vielleicht sogar auf eine Art verändern kann, die uns allen am Ende positiv zugutekommt.

Daher freue ich mich auch über den Entschließungsantrag der NEOS – den sie wahr­scheinlich gleich einbringen werden –, in dem es um die Evaluierung des E-Learning geht, die wir selbstverständlich auch unterstützen. Es öffnet auch das eine Tür hin zu neuen Impulsen in unseren Schulen. – Vielen herzlichen Dank. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

16.02

Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort gelangt Kollegin Mag. Martina Künsberg Sarre. – Bitte schön, Frau Abgeordnete.