16.57

Abgeordnete Dipl.-Ing. Olga Voglauer (Grüne): Spoštovana Visoka Hiša! Sehr ge­ehrte Frau Präsidentin! Frau Bundesministerin! Dragi kolegi, drage kolegice! Liebe Kol­leginnen und Kollegen! Was beschließen wir heute? Wir beschließen, dass in Covid-Zeiten die Agrarmarkt Austria mit einer Videokonferenz oder mit Umlaufbeschlüssen zu ihren Beschlüssen kommt – und das mit einer Sunsetclause. Ich glaube, das ist in Zei­ten wie diesen ganz sinnvoll.

Diese Woche ist eine besondere Woche. Am Ende dieser Woche werden die Restaus­zahlungen der Agrarförderungen auf die Konten unserer bäuerlichen Betriebe überwie­sen. Das ist deshalb von Bedeutung, weil das Geld ist, das unsere bäuerlichen Fami­lien und bäuerlichen Kleinbetriebe dringendst benötigen. Warum benötigen sie es? – Ganz einfach, weil sich unsere bäuerlichen Erzeugerpreise nicht so entwickelt haben, wie wir uns das wünschen, wie sie auch die Existenz dieser bäuerlichen Strukturen si­chern würden.

Während wir hier herinnen sitzen, erleben unsere Bäuerinnen und Bauern Tag für Tag, dass sie mit zu geringen Niederschlagsmengen und Trockenheit zu kämpfen haben. Sie bringen mindestens so viele Arbeitsstunden täglich hinter sich wie wir hier bei einer normalen Plenarsitzung und haben dafür meist einen Tageslohn von circa 40 Euro, und das sieben Tage die Woche. Da frage ich mich schon: Wo ist da soziales Gleich­gewicht? Wo ist da die Gerechtigkeit?

Gerade in diesen Wochen kommt es auch wieder zu Preisverhandlungen. Zum Bei­spiel verhandeln Gemüsegenossenschaften mit dem Lebensmitteleinzelhandel Preise. Wenn wir im Lebensmittelgeschäft einkaufen gehen, dann zahlen wir circa 1,50 Euro für ein Häuperl Salat. Dem Bauern oder der Bäuerin bleiben 50 Cent übrig. Wenn wir 1 Liter Milch einkaufen, dann zahlen wir im Durchschnitt 1,20 Euro, und den bäuerli­chen Betrieben bleiben 38 bis 55 Cent übrig. All das sichert nicht die Familieneinkom­men bei uns auf dem Land.

Ja, Frau Kollegin Ecker, der gesellschaftliche Zuspruch, den wir jetzt in der Landwirt­schaft erleben, ist enorm, und ich hoffe sehr, dass wir diesen Schwung mitnehmen werden, damit Bäuerinnen und Bauern weiterhin Wertschätzung erleben. Allerdings: Von Wertschätzung allein werden sie ihre Rechnungen nicht bezahlen können. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

Deshalb braucht es zukünftig einen Systemwandel, damit die Landwirtschaft nicht zum nächsten Beatmungspatienten wird. Ein Systemwandel kann nur in einem Ökosystem betrachtet werden, das heißt, der Weg führt hin zu Artenvielfalt und zu einer natur­nahen und nachhaltigen Bewirtschaftung auf unseren Feldern, auf unseren Wiesen, in unseren Betrieben, die ganzheitlich die Zukunft gestalten. Es kann keine weitere Aus­beutung unserer bäuerlichen Betriebe geben, sondern es braucht ein gutes Leben auch in Richtung der biologischen Landwirtschaft.

Als nächsten Schritt, Herr Kollege Schmiedlechner, braucht es für die Sicherung der Existenz unserer kleinen Betriebe ganz klar eine weitere Debatte in diesem Haus. Das soll uns weiter beschäftigen, sodass wir hier eine zukunftsfähige Landwirtschaft auch nachhaltig und mit viel, viel Vielfalt besprechen können. Darauf freue ich mich. – Hvala lepa. Danke schön. (Beifall bei Grünen und ÖVP.)

17.01

Präsidentin Doris Bures: Zu Wort gemeldet ist Herr Abgeordneter Nikolaus Sche­rak. – Bitte.