9.32

Abgeordnete Gabriela Schwarz (ÖVP): Herr Präsident! Frau Ministerin! Herr Minister! Hohes Haus! Sehr verehrte Damen und Herren! Ich möchte gleich an das anschließen, was der Gesundheitsminister gesagt hat.

Ich bin schon ein bisschen verblüfft, dass viele hier am Rednerpult stehen und so tun, als gäbe es Corona nicht mehr. Das ist weit gefehlt. Es gibt nach wie vor keine Impfung, es gibt kein wirksames Medikament, es gibt nach wie vor weltweit Tausende Tote. Nur weil Österreich besser als sehr, sehr viele andere Länder aus der Krise hervorgegangen ist (Zwischenruf des Abg. Loacker), heißt das ja nicht, dass Corona nicht mehr existiert. Wir reden von einem Virus, das fünf- bis fünfzehnmal öfter mit dem Tod endet als eine normale Grippe, nur um diesen Vergleich wieder zu strapazieren. Wir reden davon, dass in unserem Nachbarland Italien 30 911 Tote zu beklagen sind (Abg. Belakowitsch: Warum ist das so?! Erklären Sie das!) – das ist nicht irgendwo, das ist direkt in unserer Nachbarschaft –, um nur ein Land zu nennen. Da wundert es mich schon, dass man sagt: Na ja.

Es verwundert mich auch, Frau Kollegin Rendi-Wagner, dass Sie als Ärztin zwar das Gesundheitssystem erwähnen, aber nicht das erwähnen, was wirklich wichtig für unsere Gesundheit ist, nämlich dass wir uns nach wie vor an Grundregeln halten: Mund-Nasen-Schutz, Abstand halten, Händedesinfektion, Hände waschen. Das bleibt uns. Das bleibt uns so lange, bis es eine Impfung gibt und bis es ein wirksames Medikament gibt. (Abg. Belakowitsch: Nein, das bleibt ...!) Das muss uns allen klar sein. (Beifall bei ÖVP und Grünen. – Zwischenruf der Abg. Belakowitsch.)

Wenn angezweifelt wird – und da unterschreibe ich auch das, was der Herr Gesund­heitsminister gesagt hat –, dass es eine zweite Welle geben könnte – ich glaube, Kollege Kickl, der gerade nicht da ist, hat das angedeutet –: Ich glaube, man sollte Menschen Glauben schenken, die es wissen, die Experten auf diesem Gebiet sind (Zwischenruf der Abg. Belakowitsch), nämlich zum Beispiel Prof. Müller, dem Rektor der Med-Uni Wien – ich glaube, seine Expertise steht außer Zweifel (Abg. Belakowitsch: Es gibt auch andere, die es wissen ...!) –, der in einem Interview am Sonntag gesagt hat, die zweite Welle werde sicher kommen (Zwischenruf des Abg. Loacker), es sei nur die Frage, in welchem Ausmaß sie kommt und wie wir ihr begegnen. (Zwischenruf der Abg. Belakowitsch.)

Wenn wir die Abstandsregeln weiter einhalten, wenn wir die Hygieneregeln weiter einhalten, dann wird es hoffentlich nicht so schlimm werden. (Abg. Belakowitsch: Das ist ein Blödsinn!)

Singapur und Südkorea kämpfen bereits mit der zweiten Welle. Sagen Sie mir einen Grund, warum wir eine Insel der Seligen und nicht betroffen sein sollten! Wir müssen gewappnet sein, wir müssen gerüstet sein. Alle Maßnahmen, die die Bundesregierung getroffen hat, wurden in wirklich beispielloser, unglaublich toller Art und Weise von der österreichischen Bevölkerung mitgetragen. Ich glaube, wir können den Menschen in Österreich nicht oft genug dafür danken, dass sie ermöglicht haben, dass diese Schritte der Lockerungen jetzt möglich sind. (Beifall bei ÖVP und Grünen. – Zwischen­ruf der Abg. Belakowitsch.)

Ab kommendem Montag wird in unseren Schulen wieder wesentlich mehr Betrieb sein. Das ist eine große Herausforderung für die Pädagoginnen und Pädagogen (neuerlicher Zwischenruf der Abg. Belakowitsch), für die Eltern und natürlich auch für die Schüle­rinnen und Schüler, unter ganz anderen Umständen wieder zurückzukehren. Ich wün­sche allen alles Gute für diesen Wiedereinstieg und bitte euch: Haltet die Regeln ein!

Ab 15. Mai gibt es wieder ein Stück Identität österreichischer Natur. Da öffnen die Wirtshäuser, Heurigen, Buschenschenken und die Restaurants (Zwischenruf des Abg. Loacker), auch unter ganz bestimmten Bedingungen und mit Unterstützung durch ein 500-Millionen-Euro-Paket der österreichischen Bundesregierung, das fördern soll, einen Neustart ermöglichen soll.

Meine Bitte: Nutzen Sie das Angebot der Gastronomie! Kaufen Sie regionale Produkte! Denken Sie aber immer daran: Es wird auf jeden Einzelnen und jede Einzelne von uns ankommen. Wenn wir uns an die Maßnahmen halten, werden wir das Virus unter Kon­trolle halten können und alle davon profitieren. Das muss unser oberstes Ziel sein. (Beifall bei ÖVP und Grünen.)

Meine Bitte: Haben Sie vielleicht auch die Aussagen des deutschen Virologen Christian Drosten im Hinterkopf! (Zwischenruf des Abg. Vogl.) Der hat gesagt, er steht nicht da, weil er so gern im Fernsehen ist, sondern weil er als Virologe Experte ist (Zwischenrufe bei der SPÖ), und es tauchen immer mehr Menschen in seinem Umkreis auf, die irgendwann einmal Experten für irgendetwas waren, aber nicht für Virologie, und die gerade einmal ein Studentenlehrbuchwissen haben (Ruf bei der SPÖ: Besser als ...!), und die bilden den Boden für Verschwörungstheoretiker. (Abg. Kickl: ... als Histori­kerin!) Hören Sie nicht auf die! Hören Sie auf die, die wirklich etwas davon verstehen. (Abg. Belakowitsch: Sie beurteilen, wer, was ...?)

Ich hoffe, wir kommen alle gut durch diese Krise und wir schaffen das Comeback, und dieses Comeback schaffen wir nur, wenn wir alle daran arbeiten. (Zwischenruf der Abg. Belakowitsch.) – Danke dafür und bleiben Sie dabei! (Zwischenruf des Abg. Loacker.) Bleiben Sie gesund! (Beifall bei ÖVP und Grünen.)

9.36

Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Herr Abgeordneter Klubob­mann Leichtfried. – Bitte. (Abg. Belakowitsch: ... welcher Experte recht hat!)