12.56

Abgeordnete Mag. Sibylle Hamann (Grüne): Liebe Frau Präsidentin! Liebe Frau Staatssekretärin, schön, dass Sie hier sind! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich möchte Ihnen ein bisschen etwas aus dem letzten Kulturausschuss erzählen. Das war ganz lustig. Da gab es einen Moment großer Verstörung. Es gab nämlich einen Antrag, da stand Blasmusik drinnen und auf dem standen auch die Grünen. Und ja, das konnten die NEOS, das konnte die SPÖ und das konnte auch die FPÖ nicht wirklich fassen, und sie haben sich gedacht: Was ist denn da mit den Grünen los? – Offenbar hat man da Klischeebilder von den urbanen Bobos, die mit so etwas nichts anfangen können, im Kopf. (Ruf: Das ist kein Klischee!) Ich kann Ihnen aber versichern, ich unterstütze auch die Blasmusik aus tiefster innerer Überzeugung und aus voller Leidenschaft. (Beifall bei Grünen und ÖVP. – Zwischenruf des Abg. Wurm.) Warum? – Da ich nämlich weiß, was gemeinsames Musizieren mit Menschen macht und wie unglaublich existenziell wichtig es sein kann. (Abg. Wurm: Ich find’ die Grünen super!)

Es geht ja nicht nur um die Blasmusik, es geht auch um die schon erwähnten Chöre, es geht um Punkbands, es geht um Popbands, es geht um Jazzensembles, es geht um Kammermusikensembles, und es geht um Profis und um Amateure und es geht um die vielen, vielen Gelegenheiten in Österreich, wo gerade Profis und Laien miteinander musizieren; und das macht die unglaublich breite Basis des Musiklebens in Österreich aus und das ist auch dessen ganz, ganz wichtige gesellschaftliche Funktion. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

Ich singe ja selber auch in einem Chor – ich erzähle Ihnen jetzt auch noch etwas Persönliches –, und ich kann mich auch noch sehr gut, Sie vielleicht auch, an die Zeit der wirklich dramatischen Spaltung in unserer Gesellschaft erinnern, am Höhepunkt der Flüchtlingskrise während der Bundespräsidentschaftswahl: zum Beispiel dass man einander ganz häufig aus dem Weg gegangen ist, weil man schon so Angst gehabt hat, was der oder die andere wohl sagen wird und dass man vielleicht zum Streiten anfangen wird müssen. Ich kann mich total gut daran erinnern, was in dieser Zeit trotz allem immer funktioniert hat: Das war die wöchentliche Probe; dass man nämlich mit Menschen, mit denen man vielleicht diametral anderer Meinung ist, nicht unbedingt immer reden muss, sondern dass man eine Zeit lang einfach singen kann und das Reden bleiben lässt und dann geht es schon irgendwie.

Ja, und da ist mir klar geworden, dass wir es übers Musizieren in diesem Land geschafft haben, Beziehungen aufrechtzuerhalten, selbst in einem Moment der tiefen Krise. Und ich glaube, dass das auch in diesem Moment der Krise extrem wichtig sein kann. (Präsident Hofer übernimmt den Vorsitz.)

Wir haben ja jetzt auch Isolation erlebt, persönliche Isolation, wir haben Vereinzelung vor den Bildschirmen erlebt, wir haben auch Einsamkeit erlebt. Ich bin fest davon überzeugt, dass uns auch daraus das gemeinsame Musizieren wieder herausholen kann; deswegen finde ich es großartig, dass wir ab sofort wieder proben können. Danke schön. (Beifall bei Grünen und ÖVP.)

12.59

Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort gemeldet ist Abgeordneter Ing. Mag. Volker Reifenberger. – Bitte schön, Herr Abgeordneter.