19.03

Abgeordneter Andreas Kühberger (ÖVP): Geschätzter Herr Präsident! Geschätzte Frau Rechnungshofpräsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Geschätzte Öster­reicherin­nen und Österreicher! Ich darf mich jetzt zu einem Bericht des Rechnungshofes äußern, der meiner Meinung nach ein ganz wichtiges und besonderes Thema behandelt. Es geht um die Leseförderung an unseren Schulen in Österreich.

Dazu hat der Rechnungshof das Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung untersucht, genauso aber auch die Landesschulräte in Niederösterreich und Salzburg. Sie haben sich die Maßnahmen der beiden Länder bei der Leseförderung genau angeschaut. Geprüft wurde der Zeitraum der Schuljahre 2014/15 bis 2017/18. Die Ergebnisse der Untersuchungen zeigen, dass bei der Förderung der Lesekompetenz in der Vergangenheit leider immer wieder Fehler gemacht wurden.

Seit 2003 schneidet Österreich bei der Pisa-Studie im Bereich der OECD eher unter­durchschnittlich ab, erst 2018 war man erstmals wieder im OECD-Durchschnitt. Außer­dem können nach dem Ende der Sekundarstufe I, also der Volksschule, 17 Prozent der Kinder nur mit Mühe einfachste Leseaufgaben bewältigen, und das, obwohl in den Volksschulen 30 Prozent der Unterrichtsstunden – das bedeutet 30 Prozent der Res­sourcen – für die Fächer Deutsch, Lesen und Schreiben aufgewendet wurden. Der Rechnungshof hält dazu auch Gründe fest und sagt, dass sich die Bildung der Eltern stark auswirken kann. Auch Kinder mit Migrationshintergrund, die Deutsch nicht als Muttersprache haben, werden als Risikogruppe eingestuft.

Meine Damen und Herren, diese unterschiedlichen Startvoraussetzungen wurden eigentlich zu wenig berücksichtigt. Der Bericht kritisiert vor allem, dass die Lehrpläne zu allgemein gewesen wären und dass es keine einheitlichen Leistungsbeurteilungen gab. Die Folgen sind, dass 970 000 Österreicherinnen und Österreicher über eine sehr geringe Lesekompetenz verfügen, 240 000 sogar über eine extrem niedrige. Oft haben die Menschen dadurch natürlich auch Nachteile in ihrem Alltag. Ich glaube, es ist unser gemeinsames Ziel, die Lesekompetenz der österreichischen Schülerinnen und Schüler nachhaltig zu steigern.

Um diese Ziele zu erreichen, empfiehlt der Rechnungshof Maßnahmen zu folgenden Schwerpunkten: Die Lehrpläne und der Grundsatzerlass zur Leseerziehung sollen praxisorientiert überarbeitet werden, es soll eine einheitliche Qualitätssicherung und ein Qualitätsmanagement erarbeitet werden sowie verstärkt auf Steuerung und Monitoring gesetzt werden. Den Bildungsdirektionen in Niederösterreich und Salzburg wird empfoh­len, eine Ansprechperson zum Thema Lesen einzusetzen. Insgesamt zielt der Rech­nungshof also auf eine Bündelung in der nationalen Strategie zur Förderung der Lesekompetenz ab.

Obwohl der Rechnungshof auch positiv erwähnt, dass eine Vielzahl von Akteuren in die Leseförderung eingebunden ist, wird diese Tatsache bei den vorgeschlagenen Maß­nahmen meiner Meinung nach nicht genügend berücksichtigt. Insgesamt sieht der Bericht aber sehr positiv aus, er sieht es auch positiv, dass das Ministerium unter Minister Faßmann viele seiner Empfehlungen bereits umsetzt. Eine erfreuliche Nachricht haben wir auch in den letzten Tagen betreffend Deutschklassen gehört: 80 Prozent der Schüle­rinnen und Schüler können nach einem Jahr wieder am Regelunterricht teilnehmen, 32 Prozent davon brauchen eigentlich keine zusätzliche Betreuung mehr. (Beifall bei der ÖVP.)

Genau das sind Beispiele, die aufzeigen, dass verschiedene Maßnahmen nötig sind, da ja jeder Schüler andere Voraussetzungen hat, und man nicht wie früher vorgeht, als alle Schülerinnen und Schüler in einen Topf zusammengeschmissen worden sind und man einfach gehofft hat oder davon ausgegangen ist, dass sie sich irgendwo bei einem Sprachniveau treffen. Vor allem auch Kinder mit Migrationshintergrund, die in der ersten Phase erst Schritt für Schritt aufholen müssen, waren da sehr benachteiligt. Wie das Beispiel zeigt, sind diese Deutschklassen wirklich eine Erfolgsgeschichte. Ich hoffe, dass jetzt auch die Kritiker verstummen werden.

Ich glaube, wir sind sehr gut unterwegs, was die Lesekompetenz und auch die Bildung in Österreich betrifft. Danke. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

19.09

Präsident Ing. Norbert Hofer: Nächste Rednerin ist Frau Abgeordnete Mag.a Ruth BecherBitte, Frau Abgeordnete.