19.21

Abgeordnete Mag. Martina Künsberg Sarre (NEOS): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Frau Präsidentin des Rechnungshofes! „Wie Sie sicherlich wissen, kann die Grippe im Winter schnell und weiträumig zuschlagen. Ihre Opfer liegen dann oft wochenlang krank im Bett. Der beste Weg, das Virus zu bekämpfen, ist ein fitter und gesunder Körper. Tägliche Bewegung und eine Ernährung mit viel Obst und Gemüse sind sehr zu empfehlen, um das Immunsystem in seinem Kampf gegen diesen Krank­heitserreger zu unterstützen.“

Was ist das für ein Text? Das ist ein kurzer Auszug eines Lesekompetenzbeispiels aus der Pisa-Studie, und wir wissen ja aus den Ergebnissen der Pisa-Studie, dass gut ein Viertel der 15-Jährigen nicht sinnerfassend lesen kann. Was heißt das für das Hohe Haus hier? – Wenn man dieses Viertel runterbricht, dann sind das circa 45 Abge­ord­nete – ich schaue mal in diese Richtung (in Richtung ÖVP blickend) –; es sind leider, glaube ich, nicht 45 da, aber Sie alle könnten diesen Text nicht sinnerfassend verstehen. (Abg. Leichtfried: Die Richtung passt ...!)

Die Lesekompetenzzahlen sind auch deswegen so wichtig, weil sie uns klarmachen, dass rund ein Viertel der 15-Jährigen so wichtige Informationen wie beispielsweise zum Coronavirus nicht sinnerfassend verstehen und dementsprechend auch nicht umsetzen können, was sie zu tun haben. Da helfen der Bundesregierung Grün und Türkis auch die besten und teuersten Grafiken oder Hochglanzbroschüren nichts, wenn so viele Men­schen in Österreich diese nicht lesen können. Sie (in Richtung Abg. Taschner) finden es anscheinend lustig, ich finde es eher traurig, dass viele Menschen in Österreich einfach die Dinge, die auch Sie rausschicken, nicht verstehen können.

Also uns NEOS blutet das Herz – Sie (in Richtung Abg. Taschner) lachen immer noch – und ich hoffe, anderen blutet bei diesen Zahlen auch das Herz. Für uns NEOS steht Bildung seit dem Anfang an oberster Stelle, weil wir glauben, dass Bildung ein Türöffner, ein Schlüssel für alles ist; für ein selbsterfülltes Leben, für die persönliche Entfaltung, für eine gute Ausbildung, für ein gutes Erwerbsleben und auch für ein gesünderes, be­wussteres Leben. Durch Bildung kann man überhaupt erst einmal am gesellschaftlichen und sozialen Leben teilhaben und – da schaue ich jetzt in Richtung der Grünen, und das wissen Sie alle auch schon sehr lange, oder wir wissen es alle schon sehr lange – Bildung ist auch ein Schlüssel zu einer besser gelingenden Integration. Was dieses Thema anbelangt, erwarte ich mir auch von Ihrer Richtung deutlich mehr Schritte in Richtung Türkis.

Aus unserer Sicht braucht es eine umfassende Lesestrategie, auch mit operationalen Zielen, wann etwas erreicht werden soll. Es braucht eine Bündelung der Maßnahmen, denn es kann ja nicht sein, dass der Bund Maßnahmen setzt, neun Länder und dann zig Gemeinden verschiedenste Maßnahmen setzen, die vielleicht im Einzelnen alle gut sind, aber natürlich nicht das große Ganze im Blick haben. Und es braucht eine Strategie, wie man wieder Lust aufs Lesen, auf Bücher macht.

Diejenigen, die so alt sind wie ich oder älter, kennen das Zitat „Lesen ist Kino im Kopf“, und das braucht es nicht erst ab der Schule. Kollegin Hamann, Sie haben gerade gesagt, das braucht es auch in der Elementarbildung, Sprachförderung und so weiter. Wir haben dazu erst vor Kurzem einen Antrag eingebracht – ich freue mich auf Unterstützung.

Es braucht in jeder Schule Schulbibliotheken, die Bücher mit aktueller Rechtschreibung und nicht mit veralteter Rechtschreibung haben, weil es ja keinen Sinn macht, dass ein Kind in der Volksschule etwas lernt, dann in die Bibliothek geht, sich ein Buch ausborgt und darin ganz etwas anderes steht – das ist ja eigentlich irre.

Natürlich braucht es in den Schulbibliotheken auch, und da können Sie Ihre Digitalisie­rungsoffensive nehmen, ein digitales, multimediales Angebot.

Herr Kollege Kühberger hat gerade vorhin gesagt, wir wären in der Leseförderung auf einem guten Weg. – Also ich sehe das nicht so, da ein Viertel der Jugendlichen, wenn sie die Schule verlassen, nicht gut lesen können.

Ich möchte mich beim Rechnungshof für diesen richtig gut gemachten und sehr, sehr ausführlichen Bericht bedanken. Ich glaube, die Bundesregierung kann da sehr, sehr viele Maßnahmen umsetzen, und ich glaube, Sie sollte das rasch tun. Danke. (Beifall bei den NEOS.)

19.25

Präsident Ing. Norbert Hofer: Herr Abgeordneter Andreas Kollross ist der nächste Redner. – Bitte, Herr Abgeordneter.