14.53

Abgeordneter Ing. Markus Vogl (SPÖ): Hohes Haus! Ich habe da einen Auszug aus dem Feinkostladen Österreich mitgebracht. (Der Redner hält ein geflochtenes Körbchen, in dem sich ein Eierkarton, Eier, verpackter Speck und weitere Lebensmittel befinden, in die Höhe. – Abg. Wöginger: Er hat ein Frühstückskörberl mit ...!) Das alles sind Produk­te von bäuerlichen Familienbetrieben aus meiner näheren Heimat. Damit ist eigentlich das umgesetzt, was die Regierung möchte: regionale Produkte. Damit ist die Welt der Landwirtschaft in Ordnung.

Jetzt hat aber zuerst der Herr Minister gesagt, wir reden von einem kranken System, und Landwirtschaftskammerpräsident Strasser hat applaudiert. Ich glaube, er hat zu Recht applaudiert. Wir können nicht alles schlechtreden. Ich glaube, in den letzten Jahren ist trotz ÖVP-Landwirtschaftsminister viel Gutes in diesem Land passiert. (Zwischenrufe bei der ÖVP.) Schauen wir zum Beispiel diesen Speck (ein in Folie eingeschweißtes Stück Speck in die Höhe haltend) an: Der wurde ohne Tiertransporte hergestellt, das Getreide kommt von den eigenen Feldern, ist damit gentechnikfrei, es wurden keine Antibiotika gefüttert, keine Wachstumsförderer, kein Tiermehl dem Futter beigegeben. Das ist beim Schweinefleisch noch eine Seltenheit, aber in Summe arbeiten über 20 Prozent der ös­terreichischen Betriebe inzwischen biologisch und haben sich für einen nachhaltigen Weg entschieden.

Gehe ich heute in den Supermarkt oder wohin immer und kaufe mir ein Ei (ein Ei in die Höhe haltend), sehe ich, dass wir auch eine Kennzeichnung des Tierwohls umgesetzt haben. Darum geht es ja hauptsächlich. Das heißt, wir sehen, wie die Haltungsform des Tieres ist. Kollege Hauser hat ja recht drastisch und anschaulich beschrieben, unter welchen Bedingungen die Hühner zum Teil leben müssen. Dieses Ei hat noch einen Riesenvorteil, da steht eine Null drauf. Null heißt bio, und damit kann ich als Konsument auch noch etwas anderes nachvollziehen: gentechnikfreie Fütterung, männliche Küken werden nicht getötet. Für die paar Cent mehr, die man für dieses Ei bezahlt, wird auch garantiert, dass männliche Küken nicht getötet werden.

Ich glaube, dass das nicht nur bei Bioeiern der Fall sein sollte, darum darf ich jetzt unse­ren Antrag einbringen:

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Dietmar Keck, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Verbot des Tö­tens männlicher Kücken“

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Der Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz wird auf­gefordert, umgehend eine gesetzliche Regelung zur Beschlussfassung vorzulegen, wel­che mit Inkraftreten am 1.1.2022 das Töten männlicher Kücken aus rein wirtschaftlichen Gründen verbietet.“

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Ich habe hier noch Speck (ein in Folie eingeschweißtes Stück Speck in die Höhe hal­tend), den habe ich von einem Bauern, den ich sehr schätze, der auf seine Viecher schaut.

Wisst ihr, was das Problem ist? Wisst ihr auch, was das Problem bei Eiern ist, wenn man heute kein Biolandwirt ist? Wo bekommt man die Futtermittel? (Zwischenruf bei der SPÖ.) – Unsere regionalen Bäuerinnen und Bauern sind Teil der internationalen Agrarin­dustrie, und das ist das Problem, vor dem wir immer wieder stehen. Ihr versucht, einzig Regionalität in den Vordergrund zu rücken. – Regionalität alleine ist zu wenig. Es braucht auch eine transparente Kennzeichnung der Zutaten. (Beifall bei der SPÖ.)

Mich fragt der Bauer, was er tun soll. Der steht natürlich unter Preisdruck, der muss natürlich das Futter zukaufen, und was macht er? – Er kauft natürlich das Soja zu und weiß genau, das kommt aus Brasilien und ist gentechnisch verändert. Er braucht eine Antwort auf die Frage, was er denn sonst tun soll. Jetzt haben wir es zum Glück in Öster­reich geschafft, zusätzliche Anbauflächen für Soja zu bekommen. Das Positive ist: Der gesamte Zuwachs an Anbauflächen im letzten Jahr war biologisch. Das ist etwas, worauf wir stolz sein können, aber wir wissen, dass wir deutlich zu wenig haben. Darum geht es.

Es ist nicht ausreichend, nur die Regionalität zu bewerben, es braucht auch eine Kenn­zeichnung dessen, was drinnen ist. Dabei stoßen wir – und das müsst ihr euch vorwerfen lassen – bei der ÖVP immer wieder an eine Wand. Das ist das Problem. Kollege Hechen­berger sagt so locker, ihr, die FPÖ, hättet es umsetzen können. – Ich meine, entschul­digt, wir haben es erlebt, wir sind auch mehrfach gegen diese Wand gelaufen! Und trotz all dieser guten Vorsätze, die jetzt die Grünen und der Herr Minister haben – auch Sie werden noch einmal diese Wand erleben!

Da gehört aus meiner Sicht – darüber müsst ihr irgendwann einmal nachdenken – ein fundamentaler Wechsel her, denn wir erleben, dass Familienbetriebe zum Teil ums Überleben kämpfen, weil sie eben Teil dieser internationalen Strukturen sind, weil sie von den internationalen Lieferketten abhängig sind. Wir brauchen da eine Antwort für Landwirte und Landwirtinnen in den Regionen, damit wir diesen kleinen bäuerlichen Betrieben tatsächlich das Überleben sichern, und zwar nachhaltig und nicht dadurch, dass wir industrielle Logik begünstigen, den Bauer vorne hinstellen und sagen: Es ist eh alles in Ordnung, kauft regional, dann braucht ihr euch keine Sorgen zu machen! – Nein, die sind Teil dieser internationalen Agrarindustrie, und das müssen wir immer wieder aufzeigen. Wir müssen diesen Bäuerinnen und Bauern helfen. Die wollen etwas ändern, die sind auch bereit dazu, etwas zu ändern, aber sie brauchen auch die Möglichkeit, dass sie es machen können. Es sind etliche Parteien hier in diesem Haus bereit, diesen Weg zu gehen – eine fehlt noch, und das ist die ÖVP. Ich hoffe, ihr kommt mit.

Zum Körberl: Eigentlich hätte es vielleicht der Minister verdient, ich schenke es aber Kollegen Leichtfried, der hat nämlich heute Geburtstag und soll heute auch etwas Ge­scheites bekommen. (Beifall bei SPÖ, Grünen und NEOS.)

14.58

Der Antrag hat folgenden Gesamtwortlaut:

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Dietmar Keck, Ing. Markus Vogl

Kolleginnen und Kollegen

betreffend Verbot des Tötens männlicher Kücken

eingebracht zu TOP 9 Bericht des Gesundheitsausschusses über den Tierschutzbe­richt 2019 der Bundesministerin für Arbeit, Soziales, Gesundheit und Konsumenten­schutz (III-84 d.B.)

Das Töten männlicher Küken ist ein in der Geflügelwirtschaft derzeit noch überwiegend üblicherweise durchgeführter Vorgang. Männliche Küken werden nur in sehr wenigen Fällen weiter aufgezogen, da sie in der Eierproduktion nicht gebraucht werden bzw. ihre Mast zu wenig rentabel ist. Im Jahr 2014 wurden laut der Tierschutzorganisation VIER PFOTEN in Österreich etwa 9,4 Mio. Küken getötet. Im Jahr 2016 waren es laut VGT 9,3 Mio. männliche Küken, welche sofort nach dem Schlüpfen getötet wurden. In deut­schen Brütereien sterben so jedes Jahr 40 bis 50 Millionen männliche Küken aus rein wirtschaftlichen Gründen.

In Österreich werden männliche Küken in der konventionellen Landwirtschaft, wie in an­deren Ländern, getötet. Die Bio-Branche hat sich darauf geeinigt, männliche Küken zu mästen. Es wird weiterhin eine Legehennen-Hybridlinie verwendet, deren Brüder wenig Fleisch ansetzen und eine vergleichsweise schlechte Futterverwertungsrate haben. Die Kosten für die Mast der so genannten “Bruderhähne” decken die Bio-Eier, die dadurch wenige Cent mehr kosten.

Vermeiden ließe sich die Tötung, indem die Geschlechtsbestimmung schon im Hühnerei erfolgt und männliche Küken nicht ausgebrütet werden („Ovo-Geschlechtsbestim­mung“). Ein solches Verfahren wurde durch die Firma Seleggt entwickelt, wobei aller­dings die Geschlechterbestimmung erst am achten Tag, an dem die Entwicklung des Embryos bereits relativ weit fortgeschritten ist, mit einer hohen Trefferquote erfolgen kann. Die Eier werden derzeit von rund 380 Rewe- und Penny-Filialen in Deutschland vertrieben. Weitere Methoden, bei denen das angebrütete Ei geöffnet werden muss, sind die Streulichtmethode zur Untersuchung der Blutgefäße des Embryos und die Hormon­methode, bei der entnommener Urin untersucht wird. Eine Methode, die das Ei unver­sehrt lässt, beruht auf der Bildauswertung einer Magnetresonanztomografie des bereits angebrüteten Eies. Eine Sortierungsmethode bis zum siebten Entwicklungstag des Embryos gilt als erstrebenswert, wobei noch nicht endgültig geklärt ist, ab wann der Embryo Schmerzempfinden hat.

Um ausreichend Zeit für die Implementierung dieses Verfahrens bzw. für die Umstellung auf eine andere Methode, welche das Töten der männlichen Küken verhindert, für die österreichischen Betriebe zu schaffen, soll das Verbot des Tötens männlicher Küken aus rein wirtschaftlichen Gründen mit 1. Jänner 2022 in Kraft treten.

Die gefertigten Abgeordneten stellen daher den

Antrag

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Der Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz wird auf­gefordert, umgehend eine gesetzliche Regelung zur Beschlussfassung vorzulegen, welche mit Inkraftreten am 1.1.2022 das Töten männlicher Kücken aus rein wirtschaftlichen Gründen verbietet.“

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Präsident Ing. Norbert Hofer: Alles Gute zum Geburtstag, Herr Kollege Leichtfried!

Der Entschließungsantrag ist ausreichend unterstützt, ordnungsgemäß eingebracht und steht mit in Verhandlung.

Frau Mag. Fischer, geht es sich in 2 Minuten aus, denn um 15 Uhr muss ich unterbre­chen? (Abg. Fischer auf dem Weg zum Rednerpult : Ganz schnell!) – Bitte, Frau Ab­geordnete.