18.06

Abgeordnete Mag. Martina Künsberg Sarre (NEOS): Frau Präsidentin! Herr Minister! Die Abgeordneten von der ÖVP sind wirklich sehr leicht zufriedenzustellen. (Ruf bei der ÖVP: So sind wir!) Im Antrag betreffend Sommerschule, der uns nun vorliegt, steht außer Sommerschule überhaupt nichts Konkretes drinnen, und wenn man sich die heurige Sommerschule anschaut, muss man sagen, das ist eine Schmalspurvariante geworden, bei der ein Fach unterrichtet wird, die vor allem auf Kinder aus Deutschförderklassen abzielt und die von Lehramtsstudierenden begleitet wird.

Die Kollegin von der SPÖ hat bereits gesagt, wie schwierig es für Lehramtsstudierende ist, sich so kurzfristig auf unterschiedliche Sprachkenntnisse et cetera einzustellen. Das ist eine so kleine Variante geworden, und Sie bejubeln das als Meisterleistung und Mei­lenstein und Pionierarbeit (Zwischenruf des Abg. Obernosterer), also das ist ein Wahn­sinn. (Beifall bei den NEOS und bei Abgeordneten von SPÖ und FPÖ.)

Wo stehen wir? – Die Kinder haben nun ein wochenlanges Homeschooling hinter sich, das in den meisten Fällen von den Frauen geschultert wurde. Dann gab es diesen tage­weisen Unterricht in den verschiedenen Modellen – zwei und drei Tage und jeden zwei­ten Tag Schule –; es haben vor allem die Eltern mit mehreren Kindern an verschiedenen Schulen mit den unterschiedlichen Tagen erlebt, wie schwierig das gewesen ist. Es war nicht leicht, es hat gut funktioniert, weil die Eltern das alles gemeistert haben und die Kinder mitgemacht haben, aber vom System her hat das überhaupt nicht funktioniert.

Nun kommen sechs Wochen, nein, neun Wochen Ferien – sechs Wochen: vielleicht ein Freud’scher Versprecher. Viele Eltern haben ihren Urlaub aufgebraucht, viele Eltern kämpfen um ihre Existenz, und der Gedanke, dass nun neun Wochen Ferien sind, treibt vielen Eltern die Schweißperlen auf die Stirn. Ich weiß nicht, die ÖVP und die Grünen betreiben eine Politik an den Bedürfnissen der Menschen vorbei (Beifall bei den NEOS und bei Abgeordneten von SPÖ und FPÖ), man kann nichts anderes sagen, es ist so ärgerlich. Auch wenn es die ÖVP nicht gerne hört: Wir leben in einer Gesellschaft, in der Frauen arbeiten und auch arbeiten wollen und nicht nur zu Hause sind. (Beifall bei den NEOS sowie des Abg. Lausch.)

Wir sehen das ja immer wieder – nun kommt der Equal-Pension-Day eh bald wieder, glaube ich –, dass die durchschnittliche Pensionshöhe der Frauen nur 58 Prozent von jener der Männer erreicht. Wieso ist das so? – Weil die 42 Prozent aufgrund von Kinder­betreuungszeiten, Karenzzeiten, Teilzeitjobs und anderen Verdiensthemmnissen ir­gendwo am Weg verloren gehen. So ist die Realität, und Sie tun so, als ob es das nicht geben würde. (Zwischenruf bei der FPÖ.) Dass die Grünen, die zwar wissen, dass es so ist, sich da offensichtlich auch nicht gegen die ÖVP durchsetzen, muss man einfach sagen. (Ruf bei der ÖVP: Das ist arg!)

Die Chance, eine richtig große Sommerschule zu machen, war so groß wie noch nie, die Tür war noch nie so weit offen, das Bewusstsein bei allen in der Bevölkerung und auch in den einzelnen Zuständigkeitsbereichen war noch nie so groß. Sie machen aber ein kleines Konzept, eine kleine Sommerschule. Für uns bedeutet Sommerschule: groß den­ken, ein Gesamtkonzept für die gesamten Ferien, das Betreuung vorsieht, Freizeitspaß vorsieht und Bildung damit verbindet – und nicht immer nur einen Teil davon hat – und natürlich für alle ist.

Was würde das bedeuten? – Dass Sie sich mit anderen an einen Tisch setzen müss­ten - - (Bundesminister Faßmann: Haben Sie es? Ein Konzept?) – Ja, ich erkläre es Ihnen jetzt gleich: Sie setzen sich mit den anderen an einen Tisch – mit der Familien­ministerin, mit Vertretern aus den neun Bundesländern, aus den Gemeinden, mit den privaten Anbietern, mit Unternehmen und mit privaten Vereinen (Abg. Jakob Schwarz: Ein großer Tisch!) – und überlegen, wie man eine Gesamtkonzeption leistet, damit es eben nicht so ist, dass Wien etwas macht und dazu noch die Sommerschule kommt und die Eltern dann wählen müssen, wo das Kind am besten hinsoll; so ist das heuer teil­weise auch in Tirol gewesen.

Die große Frage, die ich Ihnen über die Ferien mitgebe, ist: Wie sehen Sie die großen Ferien von morgen? Sie müssen ein Konzept erarbeiten, das im 21. Jahrhundert an­kommt, und keines, in dem neun Wochen Ferien vorgesehen sind und die Kinder der Leute, die es sich leisten können, Camps besuchen und die anderen einfach Pech ge­habt haben. (Beifall bei den NEOS sowie Bravoruf des Abg. Brandstätter. – Abg. Meinl-Reisinger: So ist es nämlich!)

Also wenn Sie wirklich etwas zum Besseren ändern wollen – ich glaube ja, dass Sie das gerne machen, dass Ihnen das wirklich ein Anliegen ist –, dann haben Sie Mut und trauen Sie sich einfach mehr! (Beifall bei den NEOS sowie der Abgeordneten Hauser und Lausch. – Bravoruf des Abg. Brandstätter. – Abg. Lausch: Eine sehr gute Rede! Alles richtig! Wie wir es immer sagen: keine Ahnung von der Praxis!)

18.11

Präsidentin Doris Bures: Nächste Rednerin: Frau Abgeordnete Edith Mühlberghu­ber. – Bitte.