15.35

Abgeordneter Klaus Köchl (SPÖ): Geschätzter Herr Präsident! Geschätzte Frau Minis­ter! Herr Staatssekretär! Lehrlinge sind ein ganz wichtiges Thema. Die Frau Minister hat sich bei der SPÖ dafür bedankt, dass sie dieses Thema aufgebracht hat. Wir haben das gern getan. Zuerst habe ich als Lehrlingssprecher im April eine Anfrage an Sie gestellt, wie es nach dieser Krise ausschauen wird, wie man dann Lehrlinge anstellen wird, wenn es immer weniger Betriebe im Tourismus und dergleichen gibt, was man da für Maß­nahmen setzt. Jetzt haben wir Juli, jetzt kommen die Ferien, und ich kann das als ehemaliger Lehrling und als jemand, der 1961 geboren ist, so richtig nachvollziehen, was das heißt. Damals war es schwer, eine Lehrstelle zu bekommen. Die Eltern waren be­sorgt, wie denn der Bub eine Lehrstelle kriegt und was sie da machen können. Frau Minister, Sie sagen, Sie werden anfangen, da etwas zu machen. Das verstehe ich nicht.

Ich habe nachgeschaut, wer von den Abgeordneten hier im Nationalrat eine Lehre ge­macht hat. Es sind circa 25, die eine Lehre absolviert haben, und die werden mir absolut recht geben, dass das etwas ganz, ganz Schwieriges ist. Ich möchte keinem Elternteil sagen müssen, dein Bub darf nicht lernen gehen.

Wenn man Einzelhandelskaufrau lernt, wenn man einen handwerklichen Beruf lernt, wenn man Installateur ist, Koch oder Köchin – das ist überhaupt sehr interessant, da braucht man ja genug – oder Elektriker, die alle haben für mich zwei Dinge gemeinsam: Alle waren einmal Lehrlinge, und genau diese Menschen haben uns mit ihrem Wissen, mit ihrer Erfahrung und mit ihrem unermüdlichen Einsatz in dieser Krise geholfen. Das waren nämlich die Helden, die von sämtlichen Ministern hinter Plexiglas und mit Mund-Nasen-Schutz beklatscht worden sind. Es ist gesagt worden: Ihr wart einfach super!

Das wird dann abgehen, denn diese Ausbildungsplätze wird es nicht mehr geben, und 8 000 junge Menschen, die einmal zu Helden werden sollten, können in Zukunft nicht arbeiten. Das ist einfach eine Katastrophe, das ist eine Lehrstellenkatastrophe. Jeder einzelne Lehrplatz, der hier versprochen wird, auf dem der Jugendliche dann aber nicht arbeiten darf, ist für mich einer zu viel. Wenn es das Bundesland Kärnten zusam­menbringt, zusätzliche Lehrlinge aufzunehmen, wenn es Wien, eine gut geführte, sozial­demokratische Bundeshauptstadt zusammenbringt, zusätzliche Lehrlinge aufzuneh­men, dann muss es ja wohl möglich sein, dass der Bund zusätzliche Lehrstellen zur Verfügung stellt. Wenn man bedenkt, dass die starken Jahrgänge dann so und so in Pension gehen, könnte man dann eben auch auf Bundesebene Lehrlinge einsetzen. (Beifall bei der SPÖ.)

Die Ironie bei der ganzen Sache ist für mich, dass ein Koch Lehrling des Monats ist, und genau die Tourismusbranche trifft es ja ganz besonders hart. Warum kann man da als Wirtschaftspartei ÖVP nicht dafür sorgen, dass Jugendliche wieder gern ins Gastge­werbe arbeiten gehen, dass sie dort anständige Arbeitsbedingungen haben, dass es dort passt? Ich verstehe nicht, wenn Berufsschuldirektoren sagen, dass es jetzt allein im Gastgewerbe 50 Prozent weniger Anmeldungen in den Berufsschulen gibt. Die wären dann topausgebildet, unsere Schulen sind top beieinander – dafür haben sozialdemo­kratische Minister vorher gesorgt, dass dort eine gute Ausbildung stattfinden kann –, die lernen dort, und niemand geht dann in diesen Beruf und wird in Hotels arbeiten, weil man einfach keine passenden Arbeitszeiten und dergleichen zusammenbringt. Da ist anzu­setzen, und dafür ist ein Konzept zu machen – und Sie sagen immer noch, dass Sie Maßnahmen setzen werden, was aber meines Erachtens viel zu spät ist.

Ich werde heute noch einmal zum Thema Lehrlinge reden. Da werde ich dann noch einmal genau die Forderungen aufzählen, die die Kollegin von meiner Partei schon genannt hat. Wir wollen ja nur drei Dinge, und die wären ganz besonders wichtig: dass man jedem Jugendlichen eine Lehrstelle zur Verfügung stellt, dass man wieder dafür sorgt, dass die Lehrlinge anständig verdienen, und dass man nicht die Lehrlings­ent­schädigung um die Hälfte kürzt und auf der anderen Seite dem Betrieb, dem Unter­nehmer 1 000 Euro oder 2 000 Euro gibt. Ich glaube, das ist komplett fehl am Platz. Die Lehrstelle muss mehr wert sein! Ich fordere diese Regierung auf, das auch umzusetzen. (Beifall bei der SPÖ.)

15.40

Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Abgeordnete Kaufmann. – Bitte.