16.54

Abgeordnete Mag. Martina Künsberg Sarre (NEOS): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Frau Ministerin! Herr Staatssekretär! Zunächst zum Kollegen Koza: Wenn man sich Ihre Rede anhört, dann wird klar, dass Mathematik auch reformiert werden sollte, denn ich glaube, es ist augenscheinlich, dass unser Pensionssystem nicht fit für die demografische Entwicklung ist. (Beifall bei den NEOS.)

Jetzt aber zum Lehrlingsthema: Wenn man 15 Jahre alt ist, dann bedeutet das für viele, dass man an einer Weggabelung ist, und viele stellen sich die Frage: Bleibe ich in der Schule oder beginne ich mit einer Lehre? Wir wissen alle, dass die Lehre in Österreich eine richtig gute Alternative zur weiteren Schullaufbahn ist, dass sie eine wirkliche Stärke des Bildungssystems hier in Österreich ist und dass eine gute Lehrlingsausbildung in weiterer Folge auch wichtig für den Wirtschaftsstandort ist.

Ja, wenn man mit 15 eine Lehre beginnt, heißt das aber auch, nicht nur mit dem Arbeiten oder mit einer Lehrlingsausbildung zu beginnen, sondern einen neuen Lebensabschnitt anzufangen, dort seine Stärken zu vertiefen, zu zeigen, wo man gut ist, eine Rück­meldung vom Lehrherrn zu bekommen, eine berufliche Identität zu finden und auch eigenständig zu werden. All das sind Dinge, die für 15-jährige Mädchen und Burschen äußerst wichtig sind. Und ja, wir NEOS finden auch, dass jeder und jede eine Lehrstelle finden sollte, aber wir glauben schon auch, dass es wichtig ist, nicht den Kern aus den Augen zu verlieren, und der Ansatz: die Stelle der Stelle wegen, entspricht nicht unserem Anspruch und wird diesem Anspruch auch nicht gerecht. Ich glaube, es wird nicht reichen, einfach wahllos und unbegrenzt neue Lehrstellen beim Bund aus dem Boden zu stampfen, sondern was es wirklich braucht, sind echte Lehrstellen – echte Lehrstellen in florierenden Unternehmen und in florierenden Betrieben.

Und weil Sie, die Damen und Herren von der ÖVP, immer wieder von der guten Bil­dungspolitik sprechen: Wenn man wirklich gute Bildungspolitik machen möchte, dann muss man auch eine gute Wirtschaftspolitik machen, weil das Ganze nämlich Hand in Hand geht. Beide Bereiche sind aber in dieser Bundesregierung wirklich Riesen­bau­stellen.

Viele Unternehmer – wir haben es heute schon gehört – haben es schon längst auf­gegeben, Mädchen und Burschen einen Lehrplatz anzubieten. Warum? – Auch das haben wir schon gehört: Weil sie keine geeigneten Kandidaten finden, weil viele nicht mehr lesen, schreiben und rechnen können. Wenn wir NEOS da Jahr für Jahr immer wieder den Finger in die Wunde legen und sagen, ein Viertel der Jugendlichen, die aus der Pflichtschule rauskommen, können nicht sinnerfassend lesen – ich meine, Sie wer­den es mittlerweile, glaube ich, schon wissen, dass es ein Viertel der Jugendlichen ist –, dann ist das ja kein leeres Ritual, das wir hier ausführen, sondern das hat ja einen Sinn, nämlich darauf hinzuweisen, wo es hapert: In der Pflichtschulausbildung hapert es – und dort muss man Burschen und Mädchen fit machen, dass sie entweder weiter in der Schule bleiben oder eine Berufsausbildung machen.

Wir hier oder zumindest wir NEOS wollen jedes einzelne Mädchen und jeden einzelnen Burschen dazu ermächtigen, selbstbestimmt sein oder ihr Leben zu führen, aber in diese Richtung passiert hier leider überhaupt nichts.

Wir brauchen natürlich eine mutige Bildungspolitik. Es war heute mehrfach davon die Rede, kein Kind zurückzulassen. Die ÖVP sagt jetzt immer: Wir wollen kein Kind zurück­lassen! – Das freut uns NEOS natürlich sehr. Wenn Sie aber jetzt in der Coronazeit überall dort, wo Fälle auftauchen oder mehr Fälle auftauchen, die Schulen und Kindergärten unkoordiniert und überschießend schließen, dann bedeutet das nicht: Ich lasse kein Kind zurück!, sondern: Bei den Kindern geht es am leichtesten, da drehen wir einfach wieder zu und das wird dann schon irgendwie gehen.

Also, liebe ÖVP – und es wäre schön, wenn auch die Grünen da mitgehen –, machen Sie endlich eine Bildungspolitik dahin gehend, dass Sie wirklich irgendwann einmal sagen können: Wir lassen kein Kind zurück! (Beifall bei den NEOS.)

16.59

Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Abgeordnete Herr. – Bitte.