18.41

Abgeordneter Mag. Jörg Leichtfried (SPÖ): Frau Präsidentin! Frau Bundesministerin! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Sehr geehrte Damen und Herren! Niemals ver­gessen – diese zwei Worte habe ich immer mit Simon Wiesenthal verbunden, und sie haben ihn wahrscheinlich sehr gut charakterisiert.

Wenn man seine Lebensgeschichte anschaut, seine entsetzliche Lebensgeschichte – 1908 geboren, diese Massenerschießung, die schon angesprochen wurde, überlebt, ins KZ verschleppt und 1945 aus Mauthausen befreit –, muss man sich schon wundern, dass er in der Lage war, diesen weiteren Lebensweg zu gehen und diese Belastungen auf sich zu nehmen. Ich glaube aber, eine Sache, die er gesagt hat, hat wahrscheinlich auch diese besondere Motivation hervorgerufen. Er hat gesagt: Ich bin einer von 500 Überlebenden von 150 000. – Man muss sich einmal vorstellen, wie schrecklich das sein muss.

Wenn man dann auch noch erleben muss, dass die Zweite Republik sich allein auf den Opfermythos berufen hat und diese Lebenslüge – und ich bezeichne das bewusst als Lebenslüge – lange vor sich hergetragen und nicht die Mitverantwortung dafür über­nommen hat, dass Menschen, dass Jüdinnen und Juden und andere Opfer der NS-Diktatur beraubt, gefoltert, vertrieben und ermordet wurden, dann ist es schon eine große Leistung, dagegen auch zu dieser Zeit anzutreten und sich nicht einschüchtern zu lassen, den Bedrohungen zu trotzen und dafür zu sorgen, dass diese Dinge niemals ver­gessen werden.

Es ist nötig. Es war damals nötig, und ich sage Ihnen auch ganz deutlich: Es ist heute nötig. Antisemitismus ist aus dieser Welt nicht verschwunden. Antisemitismus beginnt immer mit Ausgrenzung und Diskriminierung von Jüdinnen und Juden, zuerst weniger, dann immer mehr hasserfüllt. Gerade jetzt erleben wir in Österreich, aber auch in ganz Europa und weltweit wieder einen Anstieg dieses Antisemitismus, der zuerst unauffällig beginnt, aber dann immer gewalttätiger wird, mit immer mehr Übergriffen.

Dagegen – und ich glaube, da sind wir uns wirklich alle einig – ist anzutreten, dagegen ist aufzustehen, und deshalb ist so ein Preis wichtiger denn je. Ich meine, es ist eine Auszeichnung, wenn dieser Preis den Namen Simon Wiesenthals trägt. – Danke schön. (Beifall bei SPÖ, ÖVP, Grünen und NEOS.)

18.45

Präsidentin Doris Bures: Zu Wort gemeldet ist Klubobmann Herbert Kickl. – Bitte. (Ruf bei der SPÖ: Nein!)