11.45

Abgeordnete Barbara Neßler (Grüne): Herr Präsident! Geschätzte Ministerin! Liebe Zuseherinnen und Zuseher! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Es wurde beim letzten Ta­gesordnungspunkt zum Tourismus viel über die ökonomische Situation gesprochen, auch von meinen Vorrednern und -rednerinnen, man darf aber eines nicht ausblenden, und das ist die soziale Seite davon.

Geschätzte Kolleginnen und Kollegen, könnt ihr euch noch an die Abende erinnern, viel­leicht vor ein paar Jahren, als man gemeint hatte, dass einem die Welt zu Füßen liegt, an nicht enden wollende Nächte, in denen man das Gefühl hatte, dass wirklich alles möglich ist, an Nächte, in denen man Geschichten erlebt hat, an die man vielleicht noch Jahre später gerne zurückdenkt oder über die man noch Jahre später gerne mit jeman­dem spricht – vielleicht nicht unbedingt mit den Kindern? (Ruf bei der SPÖ: Interessante Rede!)

Stellt euch aber vor, ihr würdet jetzt mit 19, 20 Jahren beispielsweise ein neues Studium anfangen – ein neues Abenteuer, eine neue Stadt –, aber ihr kennt da nicht so viele Personen! Jetzt hat man die Situation, dass man Onlinelearning hat, und es ist sehr schwer, dass man da Leute kennenlernt, ganz anders, als es früher war, wo man studie­ren gegangen ist und auf einem Fest einmal den Studienalltag hinter sich hat lassen können. Da fehlt natürlich die Nachtgastronomie, weil dies Orte sind, wo man sich trifft, wo man sich begegnet, wo man vielleicht Freundschaften schließt, die ein ganzes Leben lang halten, oder wo vielleicht sogar die eine oder der andere den Partner oder die Part­nerin kennengelernt hat. Da wir aufgrund der steigenden Infektionszahlen in dieser Si­tuation nicht viel machen können, ist es wichtig, dass wir wissen, was die Situation für junge Menschen bedeutet.

Herr Kollege Wurm, Sie wissen, dass die Registrierungspflicht und auch die vorverlegte Sperrstunde keine Bundesbeschlüsse sind, Sie sind ja länger Politiker als ich.

Es ist noch nicht lange her, im Mai haben wir erlebt, was es heißt, wenn unsere Gast­häuser, unsere Lokale zu haben, und wie sehr es uns fehlt.

Zum SPÖ-Antrag: Ja, der Ausbau der Gastronomie und so weiter ist wichtig, aber wir müssen zuerst einen Schritt davor anfangen, und das ist das Gasthaussterben. Mit die­ser Problematik müssen wir uns beschäftigen, denn das Gasthaussterben ist kein neues Phänomen, sondern das Phänomen des Gasthaussterbens gab es schon vor der Covid-Krise.

Dazu ist mir eine Aussage meiner Eltern in Erinnerung geblieben: Ich habe sie einmal gefragt, ob sich unser Gasthaus angesichts der Arbeitsstunden und des Arbeitsaufwan­des eigentlich wirklich rentiert. Da haben sie etwas sehr Schönes gesagt, sie haben gesagt: Um das geht es doch nicht! Was ist, wenn es unser Gasthaus nicht mehr geben würde, wenn die Leute im Ort keine Gelegenheiten mehr hätten, sich zu treffen? – Und genau das ist der Punkt. Ein Lokal ist nicht einfach nur ein Lokal, ein Lokal ist Lebens­qualität, ist Begegnung, ArbeitgeberIn, regionale Infrastruktur. (Abg. Wurm: Barbara, dann macht sie nicht kaputt, die Gastronomie!) Gasthäuser, Lokale sind Orte, wo man zusammenkommt (Abg. Wurm: Ja! Ja! Ja!), und darum sage ich immer, egal, ob es sich um ein kleines Dorf oder um eine große Stadt handelt, wenn unsere Lokale fehlen, dann fehlt dem sozialen Gefüge ein zentraler Teil, der nicht ersetzt werden kann. (Beifall bei Grünen und ÖVP sowie des Abg. Wurm. – Abg. Wurm: Und jetzt, Barbara, und jetzt?) Und wenn man einem Dorf oder einer Straße das Gasthaus, das Lokal wegnimmt, dann nimmt man ein Stück Gemeinschaft weg.

Ich freue mich sehr, dass wir jetzt mit diesem Antrag einen ersten Schritt gemacht haben. (Abg. Wurm: Die Grünen machen die Gastronomie kaputt, Barbara! Ihr macht die Gastronomie kaputt!) – Peter, ich lade dich herzlich dazu ein, dass wir uns zusammen­setzen, dass wir Maßnahmen erstellen, denn wir werden das Gasthaussterben nicht von heute auf morgen beenden können, das ist klar (Abg. Wurm: Aber ihr beschleunigt es!), das wird ein Repertoire an Maßnahmen brauchen.

Ich lade Sie wirklich ein, und zwar alle Parteien, dass wir daran weiterarbeiten, und ich freue mich, dass wir mit diesem Antrag einen ersten Schritt gesetzt haben. – Danke. (Beifall bei Grünen und ÖVP.)

11.49

Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Abgeordnete Oberrauner. – Bitte.