19.02

Abgeordneter Mag. Gerald Hauser (FPÖ): Herr Präsident! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! (Der Redner stellt eine Tafel mit der Aufschrift „Schulen wieder aufsper­ren!!!“ auf das Rednerpult.) Ja, eigentlich hätten wir uns diese Diskussion sparen können (Rufe bei der ÖVP: Ja! – Beifall bei Abgeordneten der ÖVP), wenn Bundeskanzler Kurz die Schulen nicht zugesperrt hätte. Und was interessant ist, und das habe ich gestern schon in Richtung Bildungsminister Faßmann erwähnt: Wir hatten letzte Woche einen Budgetausschuss mit allen Fraktionen, und wir waren alle, bitte, alle Fraktionen, inklu­sive Minister Faßmann, der Meinung, dass die Schulen offen bleiben müssen (Abg. Taschner: Wenn es geht!) – nein, das war nicht: wenn es geht, sondern: dass die Schulen offen bleiben müssen – und dass, wenn überhaupt, gelindere Mittel wie Testun­gen und so weiter einzusetzen sind, bevor man die Schulen zusperrt. (Beifall bei der FPÖ.)

Unser Bildungssprecher, Kollege Brückl, hat ja inhaltlich schon einiges gesagt. Ich möchte und darf heute und hier ergänzen: Das allseits bekannte und geschätzte Münch­ner Ifo-Institut hat Ende Juni eine Studie mit dem Titel „Folgekosten ausbleibenden Ler­nens“ herausgebracht – und das Münchner Ifo-Institut ist mit seiner Expertise nicht nur in Deutschland, sondern europaweit anerkannt. Was ist die Grundaussage dieser Studie des Münchner Ifo-Instituts? – Ich zitiere: „Für einen nennenswerten Teil der Schüler[...] fällt das Lernen während der Schulschließungen [...] offensichtlich [...] aus.“ Ich wieder­hole: „Für einen nennenswerten Teil der Schüler [...] fällt das Lernen während der Schulschließungen [...] aus.“ (Abg. Belakowitsch stellt zwei – in Richtung ÖVP gewendete – Tafeln mit der Aufschrift „Schulen wieder aufsperren!!!“ auf das Abgeord­netenpult.)

Nun hat das Münchner Ifo-Institut diese Folgekosten auch zu quantifizieren versucht und hat Folgendes festgestellt: Wenn Schüler ein Drittel eines Schuljahres verlieren – das war bereits im ersten Halbjahr der Fall –, dann beträgt der Einkommensverlust pro Schüler über die Lebenszeit sage und schreibe zwischen 2,7 und 4,6 Prozent. Das bedeutet für Pflichtschulabgänger 13 000 Euro und für Akademiker 30 000 Euro weniger Einkommen – wegen ausbleibenden Lernens! (Abg. Taschner: ... ist ganz anderer Ansicht!) – Kollege Taschner, bitte die Studie nachlesen!

Was bedeutet das für die Volkswirtschaft? – Auch für die Volkswirtschaft haben das die Münchner Experten ermittelt, und sie haben festgestellt, dass es zu einem Sinken des Bruttosozialproduktes um 2,8 Prozent über die Lebenszeit der Schüler kommt. Das bedeutet – in Österreich, bitte – Jahr für Jahr ein Minus von 12 Milliarden Euro von unserem Bruttonationalprodukt in der Höhe von 400 Milliarden Euro. Das sind doch Zahlen, die wir im internationalen Wettbewerb überhaupt nicht mehr wegschieben dürfen! Wir sind international in Konkurrenz mit großen Wirtschaftsräumen, mit China. Es wurde erst diese Woche die Asean-Kooperation zwischen China und den südpazi­fischen Staaten gebildet – das ist der größte Wirtschaftsraum, mit denen stehen wir in Konkurrenz! Und wenn man von der Annahme ausgeht: Wenn jeder Schüler weniger lernt und alle quasi um gleich viel weniger lernen, dann ist das egal!, so stimmt das nicht, weil wir im internationalen Wettbewerb mit großen Wirtschaftsräumen stehen. (Beifall bei der FPÖ.)

Und was in dieser Studie jenseits dieser knallharten Fakten überhaupt noch nicht eingepreist ist, sind die Kosten aufgrund der sozial-emotionalen Entwicklungen. Nicht eingepreist sind die großen psychischen Belastungen für die Familien. Nicht eingepreist ist, dass Kinder aus benachteiligten Verhältnissen und lernschwache Schüler noch weiter zurückfallen, und nicht eingepreist ist, dass die Chancengleichheit auf der Strecke bleibt. Also neben den ökonomischen Fakten sprechen auch soziale Fakten gegen jede Schul­schließung!

Deswegen, Herr Bundeskanzler Kurz: Wieso haben Sie die Expertise des Unterrichts­aus­schusses und von Unterrichtsminister Faßmann overrult? Wir waren einhellig der Meinung, dass Schulen offen zu lassen sind. Bitte lassen Sie die Experten arbeiten und bitte sperren Sie die Schulen dringend auf, damit wir diesen Bildungsverlust nicht zur Kenntnis nehmen müssen! (Beifall bei der FPÖ.)

Ich danke schön und darf bitte noch etwas hinzufügen - -

Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Den Schlusssatz bitte!

Abgeordneter Mag. Gerald Hauser (fortsetzend): - -, was ganz aktuell ist und heute medial bereits verbreitet wurde, nämlich dass die Regierung plant, nach Beendigung des Lockdowns eine Maskenpflicht für Schüler ab dem Alter von zehn Jahren einzuführen. Auch das wird auf unsere Kinder zukommen, und auch das sollten Sie wissen. – Ich danke. (Beifall bei der FPÖ.)

19.08

Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Abgeordnete Hamann. – Bitte.