19.14

Abgeordnete Mag. Martina Künsberg Sarre (NEOS): Sehr geehrter Herr Präsident! Hohes Haus! Es ist eine Frage der Haltung, welchen Stellenwert ein Land der Bildung zuschreibt. (Beifall bei NEOS und SPÖ sowie bei Abgeordneten der FPÖ.)

Die Schulen zu schließen ist die einfachste Lösung, die möglich ist, aber damit wird nicht nur ein wichtiger Lebensbereich für Kinder und Jugendliche geschlossen, sondern auch für deren Eltern, denn die sind jetzt zum großen Teil zu Hause im Homeoffice. Einfache Lösungen, das wissen wir auch, sind oft nicht die besten. (Zwischenruf des Abg. Taschner.) Das sieht man jetzt auch. Und weil Sie immer wieder sagen, es ist nicht anders ge­gangen: Wenn Sie die Zahlen, die Infektionszahlen in den Krankenhäusern, in den Pflegeheimen und Altersheimen im Griff hätten und das gut gemacht hätten, dann hätten Sie die Schulen nicht zusperren müssen. (Beifall bei NEOS, SPÖ und FPÖ. – Zwi­schenruf des Abg. Zarits.)

Ich gebe Ihnen ein Beispiel - - (Abg. Taschner: Sie sind die Verharmloser!) – Dieses ewige „Diejenigen, die für offene Schulen sind, tragen die Verantwortung für die Toten“ – was Sie vorhin gesagt haben –, das ist unfassbar, denn niemand will Tote. – Schauen wir uns das Beispiel Irland an; Irland war Mitte Oktober von den Zahlen her mit Österreich vergleichbar: Was haben die gemacht? Die haben das öffentliche Leben fast zuge­macht, zugedreht, es gab dort aber einen Grundkonsens, dass die Schulen offen bleiben (Beifall bei NEOS und SPÖ sowie bei Abgeordneten der FPÖ), selbstverständlich mit Schutzmaßnahmen wie Masken für Lehrerinnen und Lehrer, für Schülerinnen und Schüler in den höheren Schulstufen, mit kleineren Gruppen, größeren Räumen, mehr Bussen in den Stoßzeiten. Das ist Haltung, sehr geehrter Herr Taschner! (Beifall bei NEOS und FPÖ sowie bei Abgeordneten der SPÖ.)

Weil man es nicht oft genug sagen kann, da Sie das offensichtlich nicht glauben: Schulen sind wichtig für Kinder und Jugendliche, auch für die älteren Schülerinnen und Schüler – zum Lernen, zum Freunde-Treffen, und für viele ist es auch ein Ort der Sicherheit. Das müssen Sie doch alles mitbedenken, wenn Sie Ihre Entscheidungen treffen oder wenn einer die Entscheidung fällt, dass die Schule zumacht. Und Aussagen in Reden wie jene, dass das Kindern zuzumuten ist oder dass Kinder stärker sind, als wir glauben, zeigen, dass offensichtlich ganz, ganz viele überhaupt keinen Bezug zur Realität haben. (Beifall bei NEOS und FPÖ sowie bei Abgeordneten der SPÖ.)

Warum hat sich Herr Minister Faßmann bis zur letzten Minute dafür eingesetzt – im Gegensatz zu den Grünen zum Beispiel –, dass die Schulen offen bleiben? Weil er weiß, dass die Bildungsschere noch weiter auseinandergeht (Beifall bei den NEOS), weil er weiß, dass Schulschließungen psychische und physische Folgewirkungen haben werden (Beifall bei NEOS, SPÖ und FPÖ), und weil er weiß, dass es auch für das spätere Erwerbsleben der Schülerinnen und Schüler schwieriger wird und sie Einkom­menseinbußen haben werden. Das alles kann man nicht vom Tisch wischen! Minister Faßmann hat das erkannt und sich für ein Offenhalten der Schulen eingesetzt – damit ist er aber offensichtlich ziemlich allein gewesen.

Ja, Schulen sollen offen sein, Unterricht soll stattfinden, natürlich mit FFP2-Masken für Lehrerinnen und Lehrer, das ist ja wohl ganz logisch. Wo sind die Masken? Die sind nach wie vor nicht da. Nach wie vor gibt es Schreiben, E-Mails von Direktoren, die das für ihre Lehrerinnen und Lehrer privat kaufen. Wenn Sie in den letzten sechs Monaten eine gute Teststrategie aufgesetzt hätten, mit schnellen Ergebnissen und einem guten Contacttracing, das auch wirklich seinen Namen verdient, dann hätten wir jetzt diese Situation in den Schulen nicht. (Beifall bei den NEOS sowie bei Abgeordneten von SPÖ und FPÖ.)

Wenn Sie es geschafft hätten, einen gestaffelten Unterrichtsbeginn zu machen, und – hier sind ja auch viele Bürgermeister – wenn Sie es geschafft hätten, mehr Busse in den Stoßzeiten einzusetzen (Zwischenruf des Abg. Zarits), und wenn Sie es geschafft hät­ten, größere Räume, Hotels, Festsäle, Gemeindesäle et cetera anzubieten, dann hätten wir diese Situation auch nicht. Ich verstehe es nicht, weil es offensichtlich andere Länder schaffen, nur wir hier in Österreich nicht, und das finde ich sehr, sehr traurig. (Beifall bei den NEOS sowie bei Abgeordneten von SPÖ und FPÖ.)

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