10.03

Abgeordnete Dr. Ewa Ernst-Dziedzic (Grüne): Herr Präsident! Herr Minister! „Let’s Talk about Sex“ – Sie können sich vielleicht an diesen Song aus den Neunzigerjahren erin­nern und/oder vielleicht auch an die „Bravo“-Heftln, die zumindest meine Generation heimlich unter der Bettdecke gelesen hat. Heute gibt es das Internet ohne weiteren Filter, in dem sich Kinder, kleine Kinder sicher nicht altersadäquat alles reinziehen – wie man das im Neudeutschen sagt – können, was mit Sexualität zu tun haben könnte, aber oft eben nicht wirklich dem entspricht, was unsere Ansprüche wären.

Dann kommt die FPÖ daher und stellt einen Antrag, in dem sie sagt: Bitte die externe Sexualpädagogik raus aus den Schulen! – Wir beide (in Richtung Bundesminister Faß­mann) haben ja vor nicht allzu langer Zeit damals während der Debatte rund um Teen­star darüber diskutiert, wie wir eben eine neutrale Sexualpädagogik an Schulen garan­tieren können. Sie wissen, da wurde Homosexualität, aber auch Sexualität grundsätzlich verteufelt. Wir wissen, gleichzeitig ist die Suizidrate von nicht heterosexuellen Jugendli­chen in Österreich sechs Mal höher. Deshalb ist Ihr (in Richtung FPÖ) Antrag schlicht unverantwortlich. Wir haben deshalb im Regierungsprogramm Neutralität dieser Sexual­pädagogik, Qualitätssicherung, klare Kriterien und genauso diese Akkreditierungsver­fahren festgelegt, um zu schauen, wer da eigentlich in die Schule kommt.

Wieso ist das so wichtig? – Sexualpädagogik gibt Jugendlichen konkrete Infos auf Basis von wissenschaftlichen Erkenntnissen. Sie nimmt ihnen Ängste und eröffnet Räume, um auch diese brennenden Fragen diskutieren zu können, aber vielleicht auch negative Er­fahrungen ansprechen zu können, die sie vielleicht mit der eigenen Lehrerin, mit dem eigenen Lehrer vor lauter Scham gar nicht besprechen würden. Sexualpädagogik ist auch ein Beitrag zur Prävention, nicht nur von sexualisierter Gewalt, sondern natürlich auch von ungewollten Schwangerschaften, aber auch sexuell übertragbaren Krankhei­ten. Sexualpädagogik stärkt den gesunden Selbstwert, leistet einen Beitrag für einen respektvollen Umgang mit dem eigenen Körper, mit den anderen, aber natürlich auch dazu, dass es ein Wissen über geschlechtliche und sexuelle Vielfalt gibt. Sexualpäda­gogik unterstützt auch die Lehrerschaft, die eben diese professionelle Ausbildung nicht hat und da auch oft befangen ist, weil sich Rechenbeispiele und das Reden über Se­xualität gleichzeitig schlicht nicht ausgehen.

Man muss sich vor Sexualpädagogik an Schulen nicht fürchten, wenn sie eben neutral, wissenschaftlich fundiert und von guten externen Pädagogen und Pädagoginnen aus­geführt wird. Gerade jetzt brauchen wir das, damit sich die Kinder selbst ein anderes Bild, als es ihnen eben via Internet, in den ganzen Foren geliefert wird, machen können.

In diesem Sinne: Bitte, liebe FPÖ, beenden wir diese unsägliche Debatte, garantieren wir eine gute Sexualpädagogik für unsere Kinder und Jugendlichen an den Schulen und lassen Sie sich da bitte nicht von irgendwelchen mittelalterlichen, fundamentalistischen Kreisen vor den Karren spannen! – Danke. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordne­ten der ÖVP.)

10.07

Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Abgeordneter Marchetti. – Bitte.