11.43

Abgeordneter Josef Schellhorn (NEOS): Frau Präsident! Geschätzte Frau Minister! Ja, natürlich kann man da nicht dagegen sein, wenn es um die Etablierung eines neuen Lehrbildes, sozusagen einer Zurechnung auch im digitalen Sektor geht. Das Problem ist halt, dass es in der Lehrlingsausbildung selber schon die ganze Zeit krankt. Im Touris­mus oder in der Gastronomie werden zum Beispiel nur Lehrlinge ausgebildet, wenn die Küche eine österreichische Küche ist – die es im Übrigen überhaupt nicht gibt, denn es gibt eine böhmische Küche oder eine internationale Küche. Wird bei einem Asiaten zum Beispiel in der Küche kein Schnitzel gekocht, dann darf dieser keinen Lehrling ausbilden. Es gibt den Handschuhmacherlehrling oder den Damen- und Herrenschneiderlehrling und all diese Absurditäten.

Frau Minister, es ist ja jetzt in der Budgetwoche auch wieder herausgekommen, dass der Rechnungshof diese Gewerbeordnung generell kritisiert, also sollten wir hier auch einmal eine Gewerbeordnungsreform in die Wege leiten, denn dann kann man auch die Berufsbilder neu in die Wege leiten.

Lieber Peter Haubner, das, was wir gerade gemacht haben, ist ein Lercherlschas gegen­über dem, was damals Kassegger und wir einmal verhandelt haben, weil da bei einer Gewerbeordnungsreform überhaupt nichts passiert, und dessen sollten wir uns bewusst sein. (Zwischenruf des Abg. Haubner.)

Wiewohl wir uns auch bewusst sein müssen – und das habe ich gestern auch Frau Minis­ter Aschbacher gesagt –, dass wir uns endlich einmal Gedanken darüber machen müs­sen, wie lange wir das den 14-Jährigen noch zumuten wollen, dass sie eine Entschei­dung treffen, nur, weil es vielleicht an der Lehrergewerkschaft hapert oder sonst irgend­wo, darüber, dass wir endlich 17-Jährige so lange in der Schule behalten und ausbilden, damit sie dann vielleicht ein anderes Lehrbild haben.

Und bitte, verschonen Sie mich mit dem Beispiel, dass es den Fotografenlehrling wieder gibt oder nicht mehr gibt, denn seit es das Handy und die Digitalisierung gibt, haben auch die Fotografen sowieso ganz andere Anforderungen. Ich würde mir also wünschen, Kollegin Kaufmann, dass es weiter hinausgeht, als dass es nur ein neues Lehrbild, nur ein bisschen digital oder vielleicht 3D-Druckerei oder sonst irgendwelche Spassettln gibt.

Beschäftigen Sie sich mit den jungen Menschen! Wenn wir uns damit beschäftigen, dass wir eine Mittlere Reife etablieren, dass wir 17-Jährigen zumuten können, selbst eine Ent­scheidung darüber zu treffen, welches Berufsbild sie ausüben wollen, vielleicht auch mit einer Matura oder vielleicht auch mit einem zurechenbaren Studium, dann werden wir auch in Zukunft keinen Fachkräftemangel haben.

Was Sie hier etablieren, ist auf Wirtschaftskammerfunktionäre zugeschnitten, die ja nicht wollen, dass jemand anderer ihren Job macht. Im Grunde genommen müssen Sie aber daran denken, dass es jetzt um die jungen Menschen geht, dass es jetzt um die Be­wältigung des Fachkräftemangels geht. Der Fachkräftemangel ist de facto unser aller Anliegen, nur werden wir es mit dem derzeitigen Bildungsschema nicht schaffen, ihn zu beheben, sondern die Zahl der Lehrstellen wird noch weiter zurückgehen. (Beifall bei den NEOS.)

11.46

Präsidentin Doris Bures: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Johann Höfinger. – Bitte.