9.34

Abgeordnete Claudia Plakolm (ÖVP): Sehr geehrter Herr Präsident! Guten Morgen, geschätzte Mitglieder der Bundesregierung! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Die letzten Monate, fast das gesamte Jahr 2020 waren eine riesengroße Herausforderung für alle Generationen, aber ganz besonders auch für uns Junge. (Abg. Belakowitsch: Sind Sie noch Schülerin?)

Jugendliche zählen sicherlich zu den großen Verlierern dieser Coronakrise, unabhängig davon, in welchem Land sie leben. (Ruf: Die großen Verlierer der Regierung!) Fortgehen und Freunde treffen, Klassenfahrten, Maturabälle, Auslandssemester, Sponsionen, Hochzeiten, vieles davon musste heuer abgesagt werden (Abg. Amesbauer: Weil ihr es verboten habt!) und vieles kann leider auch nicht nachgeholt werden, das gilt für eine ganze Generation. (Abg. Belakowitsch: Und wer hat es ...?)

Beim Stichwort Risikogruppen denken wir vor allem an ältere und meist vorerkrankte Menschen, an wen wir aber beim Wort Risikogruppen selten denken, sind Kinder und Jugendliche. (Abg. Belakowitsch: Weil?) Jugendliche haben zwar kaum Angst um ihre körperliche Gesundheit, wohl aber um ihre psychische Gesundheit. Das zeigt sich auch im Demokratiemonitor, einer Jugendumfrage der Parlamentsdirektion, die diese Woche veröffentlicht wurde, und diese Sorgen gilt es ernst zu nehmen.

Ich verwahre mich aber dagegen, liebe Kollegen der NEOS, eine ganze Generation als lost abzustempeln. – Liebe Kinder und Jugendliche, ihr seid absolut nicht lost! (Beifall bei ÖVP und Grünen. – Zwischenruf der Abg. Belakowitsch.)

Es sind gerade die jungen Leute, die für Zusammenhalt in unserer Gesellschaft sorgen, die tolle Initiativen ins Leben gerufen haben und mithelfen, Risikogruppen zu schützen und vor allem zu unterstützen. (Abg. Belakowitsch: Im Gegensatz zur Regierung, die hat das nämlich nicht zusammengebracht!) Es sind gerade junge Leute, die heute im Einsatz sind und unser Land am Laufen halten – im Zivildienst, beim Bundesheer, als Freiwillige bei den Blaulichtorganisationen –, und es sind gerade junge Leute, die bra­vourös die größte Krise der Zweiten Republik meistern. Und deshalb hat unsere Ge­sellschaft, unsere Jugend auch eine Perspektive, eine Zukunft. (Beifall bei ÖVP und Grünen.)

Mir haben in den letzten Wochen ganz, ganz viele Jugendliche geschrieben. Die haben es so satt, irgendwo zu lesen, dass sie lost wären. Ja, sie stehen und standen in den letzten Monaten vor anderen Herausforderungen als in den Jahren zuvor, aber sehen wir bitte auch die positiven Seiten. Viele Jugendliche, Schüler und Maturanten schreiben mir, dass sie in diesen Monaten so viel mehr gelernt haben – und alles Dinge, die in keinem Lehrplan stehen. (Zwischenruf der Abg. Belakowitsch.) Da meine ich jetzt nicht, dass man im Lockdown das Backen von Bananenbrot lernt, sondern strukturiertes und selbstständiges Arbeiten an Projekten, an Aufgaben, den Umgang mit digitalen Arbeits­tools, Eigenverantwortung und vieles, vieles mehr. (Abg. Belakowitsch: Ja, super!)

Eltern schreiben mir, dass sie mit Volksschülern ganz, ganz viel im Bereich Eigenver­antwortung gemacht haben, Haushalt und dergleichen. Das kommt im Klassenzimmer ohnehin oft zu kurz, und dafür war jetzt Platz. (Abg. Belakowitsch: Was reden Sie da bitte für einen Blödsinn?!)

Ich bin absolut kein Fan davon, immer nur Probleme zu sehen und nichts zur Lösung beizutragen – diesen Job überlasse ich gerne der Opposition –, und darum sehe ich auch die Chancen. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen. – Zwischen­ruf des Abg. Amesbauer.)

Darum sehe ich insbesondere auch für Jugendliche in diesen schwierigen Monaten Chancen: im Bereich der Digitalisierung, im Job, auf der Universität, in den Schulen, am Stammtisch mit Freunden (Abg. Belakowitsch: Welcher Stammtisch?), der halt jetzt ins Internet verlagert wurde. Die Maßnahmen der Regierung sind absolut richtig, um die Digitalisierung voranzutreiben, in den Breitbandausbau weiterhin zu investieren und diesen zu finanzieren. (Abg. Belakowitsch: Also darum machen wir einen Lockdown und schließen die Schulen! Meinen Sie das alles ernst?) Ich bin auch der Meinung, dass Distancelearning und digitale Lernplattformen etwas sind, was uns auch nach der Pandemie begleiten soll.

Der Student, der von zu Hause aus Vorlesungen besuchen kann (Abg. Belakowitsch: Wunderschön!), der es leichter unter einen Hut bringt, zu studieren und eine Familie, einen Job nebenbei zu haben; die Schülerin, die ergänzend zum Unterricht zu Hause Inhalte selbstständig wiederholen kann (Abg. Belakowitsch: Großartig!) – und die Bundesregierung hat mit dem Plan zur digitalen Schule, mit einer eigenen digitalen Schulbuchaktion genau da auch den richtigen Schwerpunkt gesetzt. (Beifall bei ÖVP und Grünen. – Abg. Belakowitsch: Unfassbar! Denken Sie bitte nach, bevor Sie sprechen!)

Denken wir an die moderne Arbeitswelt, auch darin liegen Chancen für die nächsten Generationen: Homeoffice, Vereinbarkeit von Familie und Beruf, Coworking Spaces und dergleichen. Im März war es in vielen Bereichen noch undenkbar, von zu Hause aus zu arbeiten, mittlerweile ist Homeoffice kein Fremdwort mehr, sondern Alltag für viele Menschen. Arbeitnehmer müssen nicht mehr tagtäglich in den Zentralraum pendeln (Abg. Belakowitsch: Das ist eine gefährliche Drohung ...!), im Stau stehen, können sich flexibler ihre Zeit einteilen, und das kommt auch den Familien zugute.

Corona hat gezeigt, wo wir Aufholbedarf haben und was wir aus dieser Krise lernen, aber Corona hat uns auch ganz klar gezeigt, worin Chancen für die Zukunft liegen. Und nur dann, wenn wir den Fortschritt auch zulassen, können wir besser aus der Krise kommen als andere Länder. Unser Land braucht junge motivierte, kreative, mutige Leute, die Österreich zu einem attraktiven Standort machen.

Liebe Jugendliche, ihr seid absolut nicht lost. Ihr habt eine tolle Zukunft vor euch, die wird jetzt gestaltet und die gestaltet ihr auch absolut mit. (Beifall bei ÖVP und Grünen.)

Abschließend noch ein Wort zu den NEOS: Wenn wir über die Zukunft reden, müssen wir auch über das Thema Klimaschutz reden, wie es unser Vizekanzler schon vorgemacht hat. Die Bundesregierung hat sich da ambitionierte Ziele vorgenommen, um 2030 100 Prozent der benötigten Energie aus erneuerbaren Quellen zu produzieren. (Beifall bei ÖVP und Grünen. – Abgeordnete der ÖVP entrollen ein Transparent mit der Aufschrift „NEIN zu rot-pinker Atomkraft! JA zum Klimaschutz!“, wobei der erste Teil in roter und der zweite Teil in türkiser Farbe geschrieben ist, und halten dieses in die Höhe.)

Etwas schmunzeln musste ich, als ich gelesen habe, dass die Aktuelle Stunde zur Jugend- und Zukunftspolitik gerade von den NEOS kommt. Offenbar war das ein Versuch, hier wieder zurückzurudern, da in Wien im Punschkrapferlregierungsprogramm absolut nichts enkelfittes drinnen ist. (Zwischenrufe bei den NEOS sowie der Abg. Belakowitsch.)

Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Den Schlusssatz bitte!

Abgeordnete Claudia Plakolm (fortsetzend): Und diese Woche ist dann noch eine neue Facette dazugekommen: Die NEOS-Chefin Meinl-Reisinger hält den schnellen Ausstieg aus der Atomenergie für einen Fehler. (Zwischenruf der Abg. Meinl-Reisinger. – Wei­tere Zwischenrufe bei den NEOS. – Zwischenrufe bei der SPÖ.) Atomenergie gut finden, das macht sonst keiner.

Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Den Schlusssatz bitte, Frau Abgeordnete!

Abgeordnete Claudia Plakolm (fortsetzend): Wir wollen keine Generation Corona und keine Generation Atomenergie! (Beifall und Bravorufe bei der ÖVP sowie Beifall bei den Grünen.)

9.40

Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Abgeordnete Klubobfrau Rendi-Wagner. (Abg. Scherak: Zur Geschäftsbehandlung!)

Entschuldigung, Kollege Scherak, ich habe das jetzt nicht gesehen. – Zur Geschäfts­behandlung, bitte.

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