23.08

Abgeordneter Mag. Felix Eypeltauer (NEOS): Frau Präsidentin! Frau Ministerin! Hohes Haus! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Viele von uns haben den Film „We Feed the World“ von Erwin Wagenhofer gesehen. Der Film beginnt mit dem Kommentar eines österreichischen Landwirts zum Sterben der kleinbäuerlichen Landwirtschaft, zu den Folgen von Agrarsubventionen.

Daraufhin sehen wir, wie ein Kornfeld gemäht wird. Wir sehen, wie der Rohstoff abtrans­portiert wird, und im Anschluss daran große Mengen von Brot auf dem Weg zum Sammellager für die Entsorgung. Das Brot wird, obwohl genießbar, in einem Kraftwerk zur Wärmeerzeugung verheizt.

Jetzt bin ich mit meinen 28 Jahren kein Kind einer Kriegsgeneration und musste im Gegensatz zu vielen Menschen in den Jahrtausenden der Menschheitsgeschichte, aber auch zu den 600 000 Menschen in Österreich, die sehr wohl in ihrem Leben Hunger leiden müssen, in meinem Leben noch keinen Hunger leiden, aber die Szenen in diesem Film haben sich bei mir auf der Festplatte eingebrannt. Sie sollen uns alle aufrütteln.

Mein oberösterreichischer Landsmann, der große Musiker Hubert von Goisern, singt: 

„aber hoazen toan ma woazen und de ruabn und den kukuruz wann ma lang so weiter hoazen brennt da huat“.

Meine sehr geehrten Damen und Herren, wenn wir Brot verheizen, dann brennt der Hut!

Das ist ja kein auf Brot reduziertes Problem. Unsere Handelsketten, die uns jetzt in der Krise auch in kritischen Phasen die Nahrungsmittelsicherheit so vorbildlich garantiert haben, werfen tagtäglich gute und brauchbare Lebensmittel zu Tonnen in den Mist. Das gilt nicht nur für die Handelsketten, das gilt auch – es wurde schon angesprochen – für viele Privathaushalte in Österreich. Insofern bin ich dankbar dafür, dass die FPÖ – Kollege Wurm – das Thema mit ihrem Antrag hier ins Hohe Haus gebracht hat und dass die Regierungsfraktionen sich dann im Ausschuss dazu entschlossen haben, dieser Sache ein Go zu geben.

Ich bin überzeugt davon, dass wir in Österreich unsere Anstrengungen diesbezüglich tatsächlich verstärken sollten – nicht nur weil ich und wir NEOS Vergeudung und Ver­nichtung von genießbaren Lebensmitteln per se für moralisch grundlegend falsch halten, sondern auch, weil wir in Frankreich gesehen haben, dass es sehr wohl möglich ist, Wege zu gehen, dass Menschen, die in Armut leben, noch viel stärker unterstützt werden.

All das muss durchdacht sein, und es muss auch von den relevanten Akteuren aus der gesamten Erzeugungs- und Vertriebskette begleitet werden, denn es hat keinen Sinn, wenn man aus dem Elfenbeinturm eines Ministeriums ein Bürokratiemonster erschafft, das dann letzten Endes keine Wirkung zeigt oder vielleicht sogar Haftungsprobleme nach sich zieht.

Ich bin überzeugt davon, dass es möglich ist, in diesem Punkt über alle Parteigrenzen hinweg zu einer Lösung zu kommen. Ich bin überzeugt davon, dass es gut und richtig ist, wenn wir das gemeinsam unterstützen, und dass es auch gut ist, dass man mit einem Aktionsplan und einem Prozess gemeinsam mit allen Stakeholdern beginnt, weil sich etwas tun muss. Es ist wirklich beschämend, meine sehr geehrten Damen und Herren, wie viele Menschen in Österreich tatsächlich an Lebensmittelknappheit und Hunger leiden, während wir weiterhin Lebensmittel wegschmeißen.

Ich wünsche der Bundesregierung und uns allen hier alles Gute und viel Erfolg bei diesem Projekt. – Danke. (Beifall bei den NEOS, bei Abgeordneten der Grünen sowie des Abg. Wurm.)

23.11

Präsidentin Doris Bures: Nächste Rednerin ist Frau Abgeordnete Astrid Rössler. – Bitte.