23.34

Abgeordneter Dietmar Keck (SPÖ): Frau Präsidentin! Frau Bundesminister! Ein mir bekannter Lokführer hat mir folgende Situation geschildert: Er hat auf einem Güterzug Nachtdienst gehabt und hat im Scheinwerferkegel seiner Lokomotive auf einmal einen Menschen auf den Geleisen stehen gesehen. Er hat sofort eine Notbremsung eingeleitet, und er hat mir gesagt. Ich habe geschrien: Schleich di, spring weg!, aber das ist nicht passiert. Er hat den Kopf gesenkt und ist dem Zug noch entgegengerannt.

Er hat nur einen dumpfen Aufprall gehört und ist dann etliche Meter später zum Stehen gekommen. Er hat natürlich nachgeschaut, was passiert ist, und hat nur mehr Körperteile dieses Menschen, der Suizid begangen hat, vorgefunden. Er hat dann viele Minuten warten müssen, bis Rettungskräfte eingetroffen sind, weil das, wie er gesagt hat, mitten in der Wildnis war.

Das war vor vielen Jahrzehnten, und da hat es keine psychologische Betreuung ge­geben. Er sagt: Ich denke jetzt noch oft daran, und mir kommt es auch noch öfter im Schlaf unter, wie der auf den Geleisen steht, den Kopf senkt und mir – also dem Zug – entgegenläuft.

Damals hat es geheißen: Nur die Harten kommen durch!, und er hat seinen Dienst weitermachen müssen. Er hat nach einiger Zeit den Beruf als Lokführer quasi auf­gegeben und hat einen anderen Job bei der Bahn angenommen.

Ich denke, die wichtigsten Errungenschaften in diesem Gesetz sind für mich eben die Auf­nahme einer verpflichtenden Dienstfreistellung der Eisenbahnbediensteten für 72 Stun­den nach schweren Unfällen – das hat es damals noch nicht gegeben, die haben ihren Dienst fortsetzen müssen – und – ganz wichtig! – die Verpflichtung, den Bediensteten psychologische Hilfe anzubieten und diese auch durchzuführen.

Der Fall dieses Lokführers hat mir gezeigt, dass es ganz, ganz wichtig ist, dass jetzt endlich eine menschliche Komponente zum Tragen kommt und dass diesen unschul­digen Lokführern, muss man sagen, die in diese Bedrängnis kommen, da wirklich geholfen werden kann, damit sie das auch für die Zukunft verarbeiten können. (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der Grünen.)

23.36

Präsidentin Doris Bures: Als nächster Redner ist Herr Abgeordneter Gerhard Deimek zu Wort gemeldet. – Bitte.