19.25

Abgeordnete Mag. Carmen Jeitler-Cincelli, BA (ÖVP): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Frau Rechnungshofpräsidentin! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Der Rechnungshof hat oft eine überschaubare Popularität. Warum? – Vielleicht, weil wir ex post oft Dinge betrachten, die dann der Aktualität im Eiltempo der Politik, in der wir sind, widersprechen. Es ist das Augenmerk auf das Vergangene nicht so gegeben, aber ich glaube, dass wir viel aus dem Vergangenen lernen können.

Gerade im Bereich der SDGs hat sich in Österreich sehr, sehr viel getan, und ich glaube, das ist unter anderem auch dem Aktivwerden des Rechnungshofes geschuldet, dass sich da so viel getan hat.

Wir haben jetzt einen nationalen Fortschrittsbericht und viele Institutionen, die sich stark­machen, eine interministerielle Arbeitsgruppe, Think Austria tut viel, wir haben das Ban-Ki-moon-Zentrum, viele zivilgesellschaftliche Initiativen, eine breite Basis, die da zusam­menarbeitet, beispielsweise das Uninetz in der Academia, SDG-Watch – viele Protago­nisten, die da zusammenarbeiten.

Ich habe jetzt aus der Debatte, weil die Themen sehr breit sind, einen Tagesordnungs­punkt herausgenommen, der mir wichtig und passend scheint, nämlich das SDG Num­mer 5, die Geschlechtergleichstellung. Da ist einiges umgesetzt worden, vielleicht auch verbunden mit Ihren Forderungen im Katalog: zum Beispiel Anteil von 30 Prozent an Aufsichtsrätinnen in Großunternehmen und mehr Maßnahmen zur Förderung von Frau­enkarrieren.

Ich habe heute in der Früh eine Aussage einem unserer Abgeordneten gegenüber ver­nommen, und zwar Wolfgang Gerstl. Er wurde heute von Frau Yildirim von der SPÖ mit einem völlig falschen Bild dargestellt, und zwar wurde gesagt, er wäre der Prototyp für konservative Frauen- und Familienpolitik. Das ist einfach unwahr. Es ist völlig unwahr. Er wurde meines Erachtens mehr oder weniger als Chauvinist dargestellt, und das ist völlig unwahr. Wahr ist, dass bei uns in der ÖVP die Geschlechtergleichstellung sehr, sehr wichtig ist. Fakt ist, nicht nur die Hälfte unserer Regierungsmitglieder sind Frauen, sondern auch 37 Prozent der Abgeordneten der ÖVP sind Frauen, und wir haben mit Susanne Raab eine hervorragende Ministerin.

Wenn Sie sich mokieren, Frau Yildirim, dann bitte mokieren Sie sich über die FPÖ oder über Herrn Kickl (Zwischenruf des Abg. Stefan), dort sind nämlich wirklich nur noch fünf Frauen übrig. Sie haben einen Frauenanteil von 16 Prozent – ja, Harald, 16 Prozent! – in ihren Reihen. Also wenn man sich mokiert, dann bitte da und nicht bei uns. Wir haben nicht nur 37 Prozent Frauen, sondern es sind großartige Frauen, Kämpferinnen, selbst­bewusste, starke Frauen. – Herzlichen Glückwunsch! (Beifall bei ÖVP und Grünen.)

Zum heutigen Punkt, dem Schließen des Genderpaygap: Es gibt eine hervorragende Publikation der Agenda Austria, in der zum Ausdruck kommt, dass es da eigentlich um einen Motherhoodpaygap geht. Es gibt nur einen ganz kleinen Bereich, den wir nicht erklären können. Der Großteil ist mit Mutterschaft erklärbar. Der Lohnunterschied sitzt sozusagen im Kinderwagen, denn der Großteil der Mütter verdient weniger als ihre Kol­leginnen, die dieselbe Aufgabe haben. Nun haben wir die Coronapandemie, und das Risiko wird meiner Meinung nach noch größer. Homeoffice ist grundsätzlich zu begrü­ßen, aber die Frauen übernehmen da sehr, sehr viel Verantwortung und verpassen im Moment die Chance, die ihre Kolleginnen und auch ihre Kollegen haben, nämlich: Jetzt werden Karrieren gemacht, es braucht jetzt starke Persönlichkeiten, die auftreten, und wo passiert das? – Bei Sitzungen im Office, am Gang, im Lift, am Weg zur Tiefgarage, wo man plötzlich sieht: Wow, da ist einer, der ist flexibel, der zeigt jetzt Stärke, der zeigt eine Führungskultur, den können wir nehmen!

Daher erfolgt hier mein Aufruf, weil ich das als Risiko sehe, da Unternehmen jetzt auch Büroflächen wegreduzieren oder dabei sind, darüber nachzudenken. Wen wird es tref­fen? – Die Frauen wird es treffen, die daheim sind, die in Teilzeit unterwegs sind, denn sie werden vielleicht in Teilzeit bleiben. (Abg. Stefan: Die Mütter oder die Frauen?) Da­her mein Aufruf an alle: Liebe Frauen, stellt euch den Herausforderungen! Liebe Männer, unterstützt eure Frauen dabei, auch wieder ins Büro zu kommen, teilt euch dieses Home­office auf, teilt euch die Kinderbetreuung auf! Liebe Führungsriegen, macht euch klar, dass nur die Diversität starke Teams gewährleistet, damit wir auch nach der Krise dort anschließen, wo wir aufgehört haben: an die Erfolge der Vergangenheit.

Geschlechtergleichstellung ist das beste Instrument für zufriedene Familien, für glückli­che Partnerschaften und für einen florierenden Standort Österreich. Helfen wir alle mit, damit dieses Ziel Nummer 5 für nachhaltige Entwicklung, die Geschlechtergleichstel­lung, auch in Österreich weiter mit Leben erfüllt wird und wir an die Vergangenheit an­schließen können! – Danke sehr. (Beifall bei ÖVP und Grünen.)

19.29

Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort gelangt Frau Abgeordnete Petra Bayr. – Bitte schön, Frau Abgeordnete.