10.40

Abgeordnete Dr. Susanne Fürst (FPÖ): Herr Präsident! Sehr geehrte Frau Minister! Sehr geehrte Damen und Herren! Kollege Engelberg hat im Ausschuss und auch in der heutigen Rede mehrmals darauf Bezug genommen, dass mit diesem Gesetz in die Zukunft geblickt werden soll. Die Zukunft muss ja von der Jugend gelebt und bewältigt werden, und der Jugend helfen dabei ein Blick zurück und möglichst viel Kenntnis über das reiche geistige Erbe, das die Vorfahren hinterließen.

Unabhängig von der geistigen Disziplin, die man betrachtet, stößt man auf fundamentale jüdische Beiträge, ohne die wir uns unsere Kultur gar nicht vorstellen können – in der Musik: Gustav Mahler, Arnold Schönberg, Erich Korngold, Alexander Zemlinsky; in der Physik: Nobelpreisträger Wolfgang Pauli; in der Medizin: Nobelpreisträger Otto Loewi, Sigmund Freud, Alfred Adler, Viktor Frankl, Carl Sternberg, und man kann die Liste wirklich noch lange fortsetzen, und natürlich muss man auch in die Literatur, in die Schriftstellerei schauen, wo Hugo von Hofmannsthal, Karl Kraus, Friedrich Torberg, Franz Kafka, Egon Friedell Meilensteine gesetzt haben.

Besonders möchte ich der Jugend Arthur Schnitzler ans Herz legen. Ich denke wirklich – vielleicht ist es ein frommer Wunsch, aber ich denke, es sollte gemacht werden –, kein Jugendlicher sollte die Schule verlassen, ohne „Leutnant Gustl“, den „Reigen“ oder auch „Professor Bernhardi“ gelesen zu haben, denn Arthur Schnitzler nimmt darin die Doppelmoral, die Heuchelei aufs Korn. Er war mit diesen Stücken seiner Zeit voraus, er hat Tabus gebrochen – sie alle haben ihm Aufführungsverbote, zum Teil auch gesell­schaftliche Ächtung eingebrockt. Er stand kompromisslos zu seinem Werk und zu seiner Meinung, und dies sollte sich die Jugend von ihm abschauen.

Ein Werk sei Ihnen auch noch besonders ans Herz gelegt: „Die Welt von Gestern. Erinnerungen eines Europäers“ von Stefan Zweig, in dem er sich mit der Kultur des alten Europa auseinandersetzt, mit Wien und der K.-u.-k.-Monarchie Österreich-Ungarn als Dreh- und Angelpunkt. Ich denke, damit kann man auch viel über die Welt von heute lernen und sie verstehen.

Wenn die jüdische Jugend und im Austausch mit ihr dann unsere gesamte Jugend sich von den genannten Herren ein paar Dinge abschaut, wie die Abneigung gegen den Krieg, den bedingungslosen Einsatz für Frieden, mit viel Willen, Fleiß und Leistung seinen Weg zu gehen, die Ablehnung von Obrigkeitshörigkeit und Heuchelei, zu den wahren Werten Europas zu stehen, Individualität, Freiheit, Leistung, geistiger Wettbe­werb, Iden­tität, Liebe zur Heimat und Toleranz, aber keine Selbstaufgabe, dann wird die Zukunft gut und das Geld ist gut investiert. (Beifall bei der FPÖ.)

10.43

Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Abgeordnete Blimlinger. – Bitte.