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Abgeordnete Mag. Martina Künsberg Sarre (NEOS): Sehr geehrter Herr Präsident! Herr Minister! Hohes Haus! Ich finde, man muss nicht alles schlechtreden; Frau Kollegin Hamann, da haben Sie recht, aber so, wie Sie immer tun, dass es überhaupt nirgends ein Problem an den Schulen gibt und alles super läuft, so ist es auch nicht.

Wir waren immer für die Öffnung der Schulen und haben diesen ersten Schritt nach den Semesterferien sehr begrüßt. Solang das Impfen von dieser Bundesregierung so schlep­pend und unkoordiniert durchgeführt wird, so lange brauchen wir selbstverständlich Be­gleitmaßnahmen, dass die Schulen offen bleiben können, also: Lüften, Abstandhalten, Händehygiene und dort, wo es notwendig ist, auch Masken. Ich hinterfrage zwar, ob im Schichtbetrieb FFP2-Masken notwendig sind – aber gut, es braucht ganz bestimmt Maßnahmen.

Die derzeitige Situation ist aber aus meiner Sicht nur ein erster Schritt – und Sie müssen nun anfangen, anzudenken, wie es weitergehen kann. Warum ist es wichtig, dass wir wieder zu einem normalen Schulbetrieb kommen? – Weil dieser Schichtbetrieb eben nicht so super funktioniert. Die Bandbreite reicht von zwei zusätzlichen Ferientagen, wenn Schüler und Schülerinnen zu Hause sind, weil von der Schule überhaupt nichts kommt, bis dahin, dass sie zu Hause sitzen und gleich wie in der Schule alles in den Unterricht hineingestopft bekommen, und das geht auch nicht. Deswegen wäre es ja aus unserer Sicht so notwendig gewesen – diesen Antrag haben die Regierungsparteien schon letztes Frühjahr abgelehnt –, dass es digitaldidaktische Fortbildungen und Ausbil­dungen für Pädagogen gibt, weil es eben einen ganz großen Unterschied macht, ob man in der Schule Präsenzunterricht abhält oder hybriden Unterricht gestalten muss.

Es ist wichtig, dass wir an den Schulen einen nächsten Schritt gehen, weil es Abschluss­klassen gibt – Maturantinnen und Maturanten, die nicht genau wissen, wie es nun weiter­geht, ob sie Zusatzunterricht bekommen oder nicht. Es gibt Übertrittsklassen, von der Volksschule in die Sekundarstufe I und von der Sekundarstufe I in die Sekundar­stufe II. Es gibt Berufsschulen, die derzeit unzureichenden Unterricht haben und sehr unzu­frieden sind. All das ist schwierig für unsere Kinder und Jugendlichen – und da braucht es einen nächsten Schritt von Ihnen, dass wir bald in einen normalen Schulbetrieb kommen. (Beifall bei den NEOS.)

Die gesamten psychischen, physischen, sozialen Auswirkungen und auch der Lern­fort­schritt wurden ohnehin schon hinreichend thematisiert. Was mir in dieser gesamten Diskussion abgeht – auch von Ihnen, Herr Minister Faßmann, und auch von den Grünen –, ist, einen nächsten Schritt zu gehen, nicht nur immer in die nächste Woche zu schauen: Was tun wir da?, sondern einen Blick weit nach vorne zu richten, nicht nur auf dieses Semester und auch nicht nur auf das nächste Wintersemester, und dann ist wieder alles vorbei. Es wird noch ganz, ganz lange brauchen, bis wir das abfedern können, was unsere Kinder und Jugendlichen in dem letzten Jahr erlebt haben. Dazu kommt eigentlich nichts.

Sie haben gesagt, es gibt 200 Millionen Euro Förderungen. Da wurde ja ganz groß ange­kündigt – auch von Ihnen, Frau Kollegin Hamann –, dass ganz viel aus den EU-Förder­töpfen kommt. Es ist eine Anfragebeantwortung zurückgekommen: Es sind 35 Millionen Euro, die da offensichtlich ins Bildungsbudget oder in die Bildung einfließen. Bei 1,2 Mil­lionen Schülern ist das ein bisschen lächerlich, glaube ich.

Also zu den 165 Millionen Euro würde mich interessieren, wo die herkommen und vor allem wann. Wie werden die verteilt? Welche konkreten Ideen gibt es? Wie werden die Lehrerinnen und Lehrer unterstützt? Gibt es vor allem ein begleitendes Monitoring? Es wäre ja dann auch nicht schlecht, zu wissen, wie das vonstattengegangen ist.

Noch einmal: Diese verpflichtende digitaldidaktische Aus- und Fortbildung für unsere Lehrkräfte halte ich für ganz wichtig.

Die Pandemie hat noch deutlicher gezeigt, wo die Probleme im Bildungsbereich sind. Wenn Sie jetzt wirklich glauben, liebe Regierungsparteien, dass wir, wenn bei der Pan­demie endlich das Licht am Ende des Tunnels aufgetaucht ist, dann wieder zum Alten zurückkehren können, dann, glaube ich, sind Sie echt auf dem Holzweg. Ich habe ein bisschen das Gefühl, dass Sie jetzt darauf warten, dass das vorbeigeht, und dann machen wir im Schulbereich weiter, als ob nichts gewesen wäre. Das, glaube ich, ist falsch. (Beifall bei den NEOS.)

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