13.22

Abgeordnete Eva Maria Holzleitner, BSc (SPÖ): Herr Präsident! Werte Bundes­regierung! (Die Rednerin stellt eine Tafel mit der Aufschrift „Frauenhelpline gegen Gewalt: 0800 222 555 – www.gewaltschutzzentrum.at – Polizei: 133“ auf das Redner­pult.) Wenn wir über das Thema Gewalt sprechen, dann ist, bitte, die Hotline auf diesem Taferl ganz, ganz zentral. Diese Telefonnummer steht allen Frauen rund um die Uhr zur Verfügung, und es ist wichtig, dass wir hier ein Signal setzen und diese Telefonnummer noch bekannter machen. (Beifall bei der SPÖ.)

So groß unsere Freude heute auch ist, dass wir am internationalen Frauenkampftag eine Sondersitzung haben, so groß sind aber auch die Wut, die Enttäuschung über das Alleingelassenwerden und die Ängste vieler Frauen in diesem Land. Unzählige Frauen werden von genau dieser Bundesregierung alleine gelassen. „Koste es, was es wolle“ lautete am Beginn der Krise Pressekonferenz um Pressekonferenz das Mantra. Eine Coronaprämie haben alle SystemerhalterInnen aber bis heute nicht von der Bundes­regierung erhalten. Der Mindestlohn von 1 700 Euro – auch nicht umgesetzt. Vom Klatschen bezahlt sich die Miete aber leider nicht, wie wir wissen. (Beifall bei der SPÖ.)

Ein Jahr nach Ausbruch der Coronapandemie wissen wir: Gar nichts ist gut in unserem Land. Frauen sind am Limit, sie können nicht mehr. Sie sind die Systemerhalterinnen im Gesundheitswesen, im Handel, in vielen weiteren Branchen. Sie müssen Homeoffice machen, Homeschooling, sie haben den Haushalt und müssen den Ballast von anderen Familienmitgliedern, Partnerinnen, Partnern vielleicht auch noch aufnehmen. Und on top ist auch noch der gesellschaftliche Druck, dass man in irgendwelche Rollenbilder reinpassen soll. All das müssen sie seit Langem stemmen.

Der Herr Bundeskanzler hat anscheinend keine Empathie für die Trägerinnen dieser Last. Wir haben es auch an der Rede gesehen: Keine 10 Minuten für die Frauen, keine 10 Minuten, Herr Bundeskanzler! Diese Empathie würden wir uns von Ihnen zumindest am Weltfrauentag wirklich erwarten. (Beifall bei der SPÖ.)

Bereits vor der Krise, 2019, haben wir gesehen: Viele Frauen sind durch krankmachende Arbeitsverhältnisse, durch atypische Beschäftigung belastet. Covid-bedingt hat sich die Problematik noch einmal potenziert. Diverse Umfragen belegen: Viele Frauen haben schlechtere Karrieremöglichkeiten. Die Aufstiegschancen von Männern haben sich bei Weitem nicht so verschlechtert wie jene von Frauen. Work-Life-Balance, eine positive Work-Life-Balance – in weiter Ferne, davon kann man noch nicht einmal träumen. Knapp die Hälfte aller Frauen würden sich zusätzliche Angebote zur mentalen Unterstützung wünschen, auch am Arbeitsplatz, aber die männlichen Vorgesetzten nehmen das leider oftmals nicht wahr. Deswegen ist die aktive Förderung von Frauengesundheit ein wirklich wesentlicher Baustein: Frauenberatungsstellen, kassenfinanzierte Therapieplätze flächen­deckend für jede Frau, die es braucht, und nicht um einen Faktor X mehr, sondern für jede Frau, die es braucht. (Beifall bei der SPÖ.)

Frauen leiden doppelt so oft wie Männer an Depressionen, Schlafproblemen, Ängsten und Stress. Das wird vor allem durch sozioökonomische Umstände wie Ängste, Armuts­gefährdung, Armutsbetroffenheit, Ausgrenzung, soziale Ausgrenzung, Gewalt, Ungleich­behandlung im Beruf und vieles andere mehr verursacht. All das ist in Österreich nach wie vor Realität, auch wenn man das bislang in den Debattenbeiträgen nicht so recht wahrhaben wollte. Es gibt in diesem Land aber Armutsbetroffenheit gerade von Frauen, und zwar nicht wenig. „Koste es, was es wolle“ bleibt ein Wunschgedanke, wenn es um ein Frauensofortmaßnahmenpaket geht. „Koste es, was es wolle“ bleibt ein Wunsch­gedanke, wenn es um eine größere Verfügbarkeit von Therapieplätzen geht, um einen besseren Zugang zu Psychotherapie, und „Koste es, was es wolle“ bleibt ein Wunsch­gedanke, wenn wir über Work-Life-Balance reden oder auch über kostenlose flächen­deckende Kinderbetreuung.

Empathie für Frauen haben wir heute ganz klar nicht wahrgenommen, für Skiliftbetreiber, für die Glücksspielindustrie und so weiter war sie aber in den letzten Wochen und Mo­naten auf jeden Fall da. Es ist also wirklich ein beschämender Tag, ein beschämender Weltfrauentag. Wir sagen aber: Frauen steht eigentlich nicht nur ein Stück des Kuchens zu, sondern mindestens die halbe Bäckerei, und das nicht nur am Weltfrauentag. (Lang anhaltender Beifall bei der SPÖ sowie Beifall der Abg. Tomaselli.)

13.27

Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Abgeordnete Niss. – Bitte.