14.42

Abgeordnete Mag. Martina Künsberg Sarre (NEOS): Frau Präsidentin! Frau Minis­terin! Herr Minister! Hohes Haus! Wir haben es schon von einigen gehört: Rollenklischees begleiten uns von Anfang an, beginnen schon ganz früh. Jeder, der Kindern jemals Kin­derbücher vorgelesen hat, wird wahrscheinlich auch die Erfahrung gemacht haben, dass man sich hin und wieder wirklich auf den Kopf greift, weil da so viele Stereotype bedient werden, von Mädchen in schönen Kleidchen und von Burschen, die sich in zerfetzten Hosen irgendwo raufen.

Das ist jetzt nicht nur eine persönliche Erfahrung, die ich gemacht habe, sondern das zeigt auch eine Datenanalyse der „SZ“. Die hat nämlich 50 000 Kinderbücher analysiert, und ein Großteil dieser Bücher war voll von Rollenbildern und Stereotypen. Wenn man die Schulbücher anschaut, geht es auch dort weiter. Eine Studie der Universität Wien hat ergeben, dass zahlreiche Schulbücher nach wie vor geschlechterspezifische Stereo­type, Klischees und Rollenbilder perpetuieren.

Sie haben es schon gesagt, Frau Ministerin, man muss so früh wie möglich bewusst­seinsbildend beginnen, diese Rollenbilder aufzulösen. Deswegen geben Sie jetzt unter anderem eine Förderung von 1,3 Millionen Euro in diesem Bereich, vor allem zur Mint-Förderung. Das finde ich grundsätzlich gut, ich glaube auch, dass der Mint-Bereich ein Zukunftsbereich ist. Ich glaube aber, dass es zu kurz gegriffen ist. Wenn man Workshops in den Kindergärten macht, ist das nett, aber es braucht weit mehr. Das Angebot muss breitflächig ausgerollt werden. Diese gendersensiblen Themen müssen bereits in der PädagogInnenausbildung vorkommen.

Es braucht auch einen stärkeren Fokus darauf – und ich vermisse in der Bun­des­regierung und vor allem bei den Grünen wirklich sehr, dass es nach wie vor keine Initiativen gibt –, dass mehr Männer zum Beispiel den Beruf des Elementarpädagogen oder Volksschullehrers ergreifen, denn das würde auch dazu beitragen, gewisse Rollen­bilder abzulegen. (Beifall bei den NEOS und bei Abgeordneten der SPÖ.)

Zur Kinderbetreuung: Es ist heute auch schon mehrfach gefallen, dass viel mehr Frauen ihre Erwerbsarbeit für die Kinderbetreuung reduzieren und ganz, ganz wenige Männer davon betroffen sind. Wir wissen, dass das Angebot an Kinderbetreuung ganz stark mit den Einkommen und den Pensionen von Frauen, aber ganz, ganz selten mit denen von Männern korreliert. Das ist dann immer das Henne-Ei-Problem – und da spreche ich die Bürgermeister vor allem von der ÖVP im ländlichen Bereich an –, wenn beim Ausbau der Kinderbetreuungsplätze immer das Argument kommt: Es gibt keine Nachfrage.

Es geht eben darum – und da bitte ich Sie, Ihre Bürgermeister auch in die Verantwortung zu bringen –, dass diese für Kinderbetreuungsplätze und vor allem für ganztägige Kin­derbetreuungsplätze sorgen. Es ist nämlich keiner Frau geholfen, wenn die Kindergärten zu Mittag zusperren. Erst dann, wenn Frauen wissen, dass ihre Kinder in qualitativ guten Einrichtungen sind, können sie sich für Jobs bewerben, die den ganzen Tag dauern. Es braucht vielleicht – gerade weil von Bürgermeisterseite oder Länderseite zu wenig kommt – eine Anschubfinanzierung vonseiten der Bundesregierung, um da Initiativen zu setzen.

Die Pandemie hat die traditionelle Rollenverteilung verschärft. Frau Kollegin Salzmann hat gemeint, die Schulen waren ja immer für die Betreuung offen. Es gab aber auch viele Kinder, die zu Hause von ihren Müttern unterstützt wurden, die selbst im Homeoffice waren und ihre Kinder eben nicht in die Schulen geschickt haben, weil sie einen Beitrag leisten wollten. Solange es Aussagen von Ihrem Klubobmann (in Richtung ÖVP) gibt, Homeschooling sei ja kein Problem, das mache seine Frau wunderbar, ist das offen­sichtlich schon ein großes Thema bei den Frauen. (Beifall bei den NEOS und bei Abge­ordneten der SPÖ.)

Ich finde auch, dass wir bei diesem Thema viel stärker zusammenarbeiten und uns nicht gegenseitig permanent ausrichten sollten, was der andere falsch und nicht richtig macht. Ich glaube, wir sind uns einig, dass wir diese Rollenbilder hinter uns lassen wollen. Ich glaube, wir sind uns einig, dass wir endlich notwendige Betreuungsangebote schaffen müssen. Ich glaube, es braucht ein Umdenken in der Ausbildung, in der Unterrichts­gestaltung und auch bei den Unterrichtsmaterialien. Dorthin muss man auch schauen und nicht immer nur sagen: Es ist alles gut, wir machen etwas im Mint-Bereich, und dann ist bei den Frauen alles super.

Ich glaube, wir sind dann am Ziel, wenn berufstätige Mütter, die ganztags arbeiten, nicht immer erstaunt bis vorwurfsvoll gefragt werden: Was macht du eigentlich in der Zeit mit deinen Kindern? Ich glaube auch, dass wir dann am richtigen Weg sind, wenn Männer nicht mehr beklatscht werden, wenn sie in Karenz gehen und die Hälfte der Erzie­hungsarbeit übernehmen, weil das einfach ganz normal ist. (Beifall bei den NEOS und bei Abgeordneten der SPÖ.)

14.48

Präsidentin Doris Bures: Nächste Rednerin: Frau Abgeordnete Petra Steger. – Bitte.