12.18

Abgeordnete Mag. Martina Künsberg Sarre (NEOS): Herr Präsident! Herr Minister! Hohes Haus! Wir stehen nun vor drei vollen Plenartagen und reden, ich habe es ausge­rechnet, ganze 37 Minuten über Bildung. Das ist wirklich viel und das zeigt auch, wel­chen Stellenwert das Thema für Sie hat. Das zeigte sich auch im letzten Unterrichts­ausschuss: Da haben Sie neun von zehn Anträgen der Opposition vertagt – und einer wurde zur Abstimmung gebracht, aber auch da konnten Sie nicht zustimmen, sondern mussten einen eigenen, verwässerten Antrag einbringen.

Das vergangene Jahr hat den Kindern und Jugendlichen viel abverlangt. Ich glaube, da sind wir uns alle einig. Die Kinder und Jugendlichen sind um ganz, ganz viele schöne Erlebnisse gebracht worden, die sie eigentlich mit Heranwachsenden teilen sollen: dass sie Gleichaltrige treffen – von ausgelassenen Feiern und von Ausgehen möchte ich gar nicht reden. Ich habe vor Kurzem mit einer 17-Jährigen geredet, die gesagt hat, dass sie endlich wieder einmal spüren möchte, wie es ist, mit ihren Freunden um 3 Uhr in der Früh am Schwedenplatz zu stehen, weil sie das eigentlich vergessen hat. Das finde ich sehr, sehr traurig.

Diese Einschränkungen und Unsicherheiten des letzten Jahres haben eben deutliche Spuren hinterlassen – und ich rede jetzt auch nicht nur von irgendwelchen Ausgeher­lebnissen. Die Kinderpsychiatrien sind überfüllt (Abg. Belakowitsch: Ja, dann sperrt die Schulen wieder auf ..., Koalition ...!), die Suizidgedanken haben sich verstärkt, und auch die depressiven Symptomatiken haben zugenommen. Viele Kinder und Jugendliche haben das Gefühl, dass sie in dieser ganzen Diskussion irgendwie vergessen worden sind. Ich finde, wenn Kinder und Jugendliche das Gefühl haben, dass sie nicht gesehen werden, dass sie nicht gehört werden und dass auf ihre Bedürfnisse zu wenig einge­gangen wird, müssen wir das ernst nehmen.

Wir haben jetzt ein Jahr der Pandemie, mehrere Schullockdowns, Distancelearning, Schichtbetrieb hinter uns, und auch die Zeit nach Ostern ist für alle unklar und ungewiss. Uns NEOS war es immer klar  deswegen haben wir uns auch so stark dafür einge­setzt , dass die Schule als zentraler Ort für Kinder und Jugendliche ganz, ganz wichtig ist, nicht nur als ein Ort der Wissensvermittlung. (Beifall bei den NEOS und bei Abge­ordneten der SPÖ.)

Deswegen können wir auch nicht so einfach den Unterricht von der Schule nach Hause verlegen. Wir haben gesehen und erlebt, was das bedeutet. Wir sprechen uns stark für offene Schulen mit engmaschigen Tests und anderen Sicherheitsmaßnahmen aus, vor allem auch weil dort gesehen wird, wenn Auffälligkeiten im Verhalten zum Beispiel Verhaltensveränderungen wie Traurigkeit, Gereiztheit oder Rückzug  passieren. Wer beobachtet das denn als Erstes? – Es sind die Lehrerinnen und Lehrer, die das be­obachten. Genau darauf zielt unser Antrag ab: Wir wollen Lehrerinnen und Lehrern als ersten Personen, die das sehen, Unterstützung anbieten, niederschwellige Schulungen in Bereichen anbieten, über die sie in ihrer pädagogischen Ausbildung zu wenig lernen, denn sie brauchen ein Rüstzeug, um damit jetzt umgehen zu können. Das wollten wir und das verstehen wir als Sofortmaßnahme.

Was aber wollen Sie? – Sie ersuchen Ihren Minister – Frau Kollegin Hamann, Sie haben das jetzt wieder erwähnt –, „einen bedarfsgerechten und nachhaltigen Ausbau der Leis­tungen [...] in die Wege zu leiten und“ – das steht im Antrag sehr wohl auch drinnen – „eine [...] Verbesserung des Zugangs [...] zu Beratungs- und Unterstützungsangeboten zu prüfen“.

Sehr geehrte Damen und Herren, das ist so, als würde man einem verzweifelten Kind, das vor einem steht, sagen: Ich werde jetzt dein Begehr prüfen und etwas in die Wege leiten. Davon hat das Kind in dieser Situation, in dieser Krise original nichts! (Beifall bei den NEOS sowie der Abg. Yılmaz.)

Wir Erwachsenen – ich hoffe, wir sind uns da alle einig – haben die Aufgabe, darauf zu schauen, dass es allen Kindern gut geht, dass alle Kinder alle Chancen haben können und dort, wo sie Unterstützung brauchen, diese auch bekommen. Wir NEOS haben das Ziel, kein einziges Kind zurückzulassen. Dafür braucht es jetzt noch mehr kurzfristige Sofortmaßnahmen, aber auch langfristig den Mut, unser Bildungssystem zu reformieren, von Grund auf chancengerecht und zukunftsfit zu machen.

Liebe ÖVP und liebe Grüne, ich weiß, Sie sind nicht dafür bekannt, visionär zu sein, aber Sie könnten jetzt einmal in sich gehen, innehalten, um zu schauen, wie die Situation ausschaut. Jetzt wäre der Zeitpunkt, neue Wege einzuschlagen. – Danke. (Beifall bei den NEOS sowie der Abg. Yılmaz.)

Liebe Sonja, ganz kurz – ich habe meine Redezeit schon ausgeschöpft, ich mache mich in meiner Fraktion jetzt ganz unbeliebt, aber ich möchte das schon auch noch sagen –: Vielen lieben Dank! Es war zwar eine sehr kurze Zeit, aber eine super Zeit, weil wir uns sehr, sehr viel ausgetauscht und immer konstruktiv zusammengearbeitet haben. Ich wünsche dir alles Gute. Du siehst sehr glücklich aus, also ich glaube, es ist die richtige Entscheidung. (Beifall bei den NEOS sowie bei Abgeordneten von SPÖ und Grünen.)

12.23

Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort gelangt nun Mag. Dr. Rudolf Taschner. – Bitte, Herr Abgeordneter.