21.00

Abgeordnete Mag. Carmen Jeitler-Cincelli, BA (ÖVP): Sehr geehrter Herr Präsident! Geschätzte Abgeordnete! Zehntausende Frauen werden in Österreich jedes Jahr unge­plant schwanger, und ich bin eine von ihnen. Ich war 21 Jahre alt, war erst sehr kurz in einer Beziehung, hatte keine fertige Ausbildung, große Pläne – und zack. Das war na­türlich ein Schock, aber Panik ist niemals ein guter Ratgeber, schon gar nicht in einer so lebensentscheidenden Situation.

Ich hatte das Glück, einen Partner und eine Familie zu haben, die mich dabei begleitet haben, darüber nachzudenken, ein bissel zu reflektieren, abzuwägen, aber Zehntausen­de Frauen da draußen sind völlig auf sich allein gestellt. In einer solchen Situation haben die Politik und die Gesellschaft da zu sein.

Wir wissen, jedes dritte oder gar jedes zweite Kind in Österreich kommt nicht auf die Welt. Ich finde, das ist kein Ausdruck einer liberalen Haltung, für mich ist es einfach ideologische Blindheit, wenn wir dort nicht hinschauen, obwohl wir wissen, dass wir ein Thema haben. (Zwischenruf bei der SPÖ.)

Aufgrund meiner persönlichen Erfahrung kann ich die Forderungen der beiden Bürgerini­tiativen hinsichtlich „#Fairändern“ und „Fakten helfen!“ nur unterstützen, die Beratung, eine kurze Bedenkzeit nach dem Schock und eine Motivforschung fordern, damit wir in Zukunft helfen können.

Unser Sohn Moriz ist jetzt 18,5 Jahre alt und steht kurz vor seiner Matura. Er hat noch zwei Geschwister bekommen, und mein Mann und ich haben dann später studiert und uns eine Karriere aufgebaut – nicht trotz unserer Kinder, sondern genau deswegen.

Moriz war für uns die Basis dafür, dass wir unseren Weg so gegangen sind. Ich habe ihn um sein Einverständnis gebeten, dass ich heute diese Geschichte von uns als Familie, seine persönliche Geschichte erzählen darf. Wissen Sie, was er gesagt hat? – Mama, wenn es nur einer einzigen Frau in Österreich hilft oder wenn dadurch nur ein einziges Kind mehr auf die Welt kommt, dann ist es das 1 000-mal wert. – Moriz, ich bin stolz auf dich! (Beifall bei der ÖVP.)

21.02

Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Abgeordneter Gerstl. – Bitte.