Abgeordnete Mag. Eva Blimlinger (Grüne): Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Vize­kanzler! Meine Frage geht in Richtung der Fördermittel.

Wie man dem Kunst- und Kulturbericht entnimmt, ist, Göttin sei Dank, die Hälfte der Fördermittel für Frauen, aber dennoch ist es so, dass im Bereich Film und Musik Frauen fast dramatisch, muss ich sagen, unterrepräsentiert sind. Welche Maßnahmen sind ge­plant, um diese ungleichen Geschlechterverhältnisse zu verändern?

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Die schriftlich eingebrachte Anfrage, 44/M, hat folgenden Wortlaut:

„Fast die Hälfte der Fördermittel geht laut dem jährlichen Kunst- und Kulturbericht an Frauen. Dennoch sind Frauen in Kunstsparten wie Film und Musik unterrepräsentiert. Welche Maßnahmen sind geplant, um diese ungleichen Geschlechterverhältnisse zu verbessern?“

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Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Herr Bundesminister, bitte.

Bundesminister für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport Vizekanzler Mag. Werner Kogler: Ja, ganz generell haben wir da – das ist im Übrigen nicht überall so – brauchbare Daten aufgrund der entsprechenden Berichte – es wurde ja auch schon einer angesprochen –, sodass wir feststellen können, dass die Entwicklung in der Einzel­personenförderung, und nur dort können wir es im Übrigen statistisch genau feststellen, einmal ganz gut ist. Auch bevor die Grünen in die Regierung gekommen sind, hat sich das – das muss man ja auch einmal loben dürfen – seit 2007, als noch 57 Prozent der Fördermittel an Männer vergeben wurden, in Richtung 50/50 entwickelt. Gerade im Be­reich des Films ist das aber aufgrund von strukturellen Problemen ganz offenkundig völ­lig anders.

Eine der Maßnahmen, die wir generell setzen, um die Entwicklung zu beschleunigen, ist etwa, weil das dann doch auch immer wieder Konsequenzen hat – das sehen wir in vielen Bereichen –, die paritätische Besetzung der Gremien, die da immer entscheiden – der Transparenzausweis, von dem wir profitieren, auch so wie wir hier jetzt diskutieren ‑, und insofern wird das auch in der Filmförderung so anzugehen sein.

Das Ziel ist jedenfalls eine völlig geschlechtergerechte Vergabe im Filmförderbereich bis 2024. Derzeit wird an entsprechenden Konzepten gearbeitet. Was kann man sich darun­ter vorstellen? – Etwa beim Österreichischen Filminstitut das Genderbudgeting viel stär­ker zu verankern und in diese Richtung zu gehen. In der Etappe sollen jetzt gleich einmal 35 Prozent unmittelbar das Ziel sein, und bis 2024 eben die angesprochene Relation 50/50.

Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zusatzfrage?

Abgeordnete Mag. Eva Blimlinger (Grüne): Es hat ja während der Pandemie unzählige Maßnahmen zur Förderung der Künstlerinnen und Künstler gegeben. Ein Instrument, nämlich die Arbeitsstipendien, wurde besonders gut angenommen. Wird es da mehrere geben? Wird es eine Erhöhung geben? Zusätzliche Stipendien? Was ist da geplant?

Bundesminister für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport Vizekanzler Mag.  Werner Kogler: Ja, in der Tat. Entstanden ist das in dem für viele Bereiche, aber gerade auch für Kunst und Kultur und die in diesem Bereich Schaffenden, tragischen Jahr 2020, in dem man nicht sagen konnte, dass sie, nur weil sie nicht auftreten, nichts arbeiten. Jetzt haben wir natürlich dort Arbeitsstipendien ausgeweitet, und das hat derart gut funktioniert, dass es ein eigenes Stipendienprogramm 2021 nach sich zieht. Es wird in mehreren Bereichen ausgeweitet: Auch bei den bestehenden Stipendien, die länger laufen, gibt es eine deutliche Erhöhung, genauso wie bei neu zu schaffenden. Insgesamt werden es fast 100 Stipendien mehr sein.

Es werden auch neue Bereiche – das scheint mir auch interessant zu sein – eröffnet, etwa im Kabarett- und Kleinkunstbereich, auch in der Kunstkritik und in Bezug auf zeitge­nössische Fragen, wie etwa zeitgenössischer Zirkus, und ähnliche Dinge mehr. Es ist also ein rundes Programm, das da aufgelegt wird, das im Wesentlichen auch schon fertig ist und genau auf die einzelnen Stipendien hin dotiert ist.

Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zusatzfrage? – Frau Abgeordnete Heinisch-Ho­sek, bitte.

Abgeordnete Gabriele Heinisch-Hosek (SPÖ): Filmbranche war gerade das Stichwort, Herr Vizekanzler. „No Change without Change“ ist eine Petition – ich weiß nicht, ob Sie sie kennen –, die sich für eine Geschlechterquote in der österreichischen Bundesfilmför­derung einsetzt. Die Konzepte bis 2024, die Sie erwähnt haben, sind gut und schön, aber eine Quote wäre wirksam.

Daher die Frage: Sind Sie für die Einführung einer Geschlechterquote für die Vergabe von Filmfördermitteln, inklusive natürlich eines Pakets von Gleichstellungsmaßnahmen, die zu mehr Diversität führen sollen? Die Quote wirkt. Was ist Ihre Meinung dazu?

Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Herr Vizekanzler, bitte.

Bundesminister für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport Vizekanzler Mag. Werner Kogler: Erstens, glaube ich, ist die Vorgabe, wie die Mittelverteilung zu erfolgen hat, also diese Art Quotierung nach dem Volumen der Mittel, durchaus auch ein treffendes Ziel. Wir hatten die strukturellen Probleme angesprochen und wir wissen, dass das auch daran liegt, dass wir im Bereich des Drehbuchschreibens, der Regie et cetera sozusagen eine entsprechende, wenn man so will, wohl auch gesellschaftlich be­dingte Situation vorfinden. Ich meine, das hilft schon sehr viel.

Persönlich wird es Sie nicht wundern, dass ich zumindest in mehreren Bereichen für eine Quote bin. In diesem Fall – ich will da jetzt nicht einfach irgendwie nach dem Mund he­rumreden – muss man sich das, glaube ich, konkret anschauen. Da würde ja das Film­institut infrage kommen oder auch andere, aber bekanntermaßen sind wir da sehr offen.

Ich habe vernommen, dass Sie hier eine neue SprecherInnenfunktion übernehmen, und insofern können wir da in Austausch treten (Abg. Heinisch-Hosek: Gern!), oder zumin­dest die Frau Staatssekretärin macht das sicher sehr gerne, aber ich nehme diese Anre­gung gerne auf.

Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zusatzfrage? – Frau Abgeordnete Ecker.

Abgeordnete Rosa Ecker, MBA (FPÖ): Frauen sind von der Coronakrise sowieso schon stark betroffen, im Kulturbereich tätige Frauen sind laut dem angesprochenen Be­richt besonders benachteiligt, und das ist auch verstärkt spürbar.

Was gedenken Sie zu tun, um ihre prekäre Situation nach diesem Jahr endlich zu ent­lasten und nicht noch zu verstärken?

Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Herr Vizekanzler, bitte.

Bundesminister für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport Vizekanzler Mag. Werner Kogler: Ja, Sie haben völlig recht, was den Befund betrifft. Aus diesen Analysen und Überlegungen heraus gibt es ja jetzt den Ansatz, dass aus dem Fair-Pay-Programm heraus auch ein Fairnessprozess gestartet wird, bei dem es genau darum geht, die oft oder eigentlich häufig sehr prekären Verhältnisse zurückzudrängen. Die sind ja auch zum Teil strukturell bedingt, weil die Situation der Kultur- und Kunstschaffenden eben häufig auch so ist, aber das ist ein Schwerpunkt der Frau Staatssekretärin, und ich denke, wir werden im Laufe dieser Fragestunde auch noch einmal auf diesen Fairness­prozess eingehen können.

Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Die nächste Anfrage, 57/M, stellt Abgeordneter Schellhorn. – Bitte.