11.34

Abgeordnete Irene Neumann-Hartberger (ÖVP): Herr Präsident! Geschätzte Frau Staatssekretärin! Das Freiwillige Sozialjahr bietet jungen Erwachsenen im Alter von 18 bis 24 die Möglichkeit, zehn, elf Monate in sozialen, gemeinnützigen Einrichtungen in Österreich mitzuarbeiten. 2020 absolvierten es rund 1 500 Freiwillige, davon waren 85 Pro­zent Frauen und nur 15 Prozent Männer.

Sie wurden fachspezifisch für die Arbeit mit älteren Menschen, mit Kindern, mit Men­schen mit besonderen Bedürfnissen oder in schwierigen Lebenslagen ausgebildet. Ein­satzstellen waren hauptsächlich Rettungsorganisationen wie das Rote Kreuz, der Sama­riterbund oder die Caritas. Über 95 Prozent der TeilnehmerInnen beim Roten Kreuz ab­solvierten ihr Freiwilliges Sozialjahr im Rettungsdienst.

Die Motivation dazu ist vielfältig. Neben dem klassischen Aspekt, nämlich des sozialen Engagements, versuchen sich TeilnehmerInnen zu orientieren, beruflich zu orientieren. Sie wollen Praxiserfahrung sammeln oder sie wollen ein Wartejahr überbrücken und für eine Ausbildung sinnvoll nützen. Außerdem gibt es ja für Männer die Möglichkeit zur Anrechnung als Zivildiensterfüllung. Ein Freiwilliges Sozialjahr trägt auch zur Persönlich­keitsbildung bei und nicht zuletzt auch zur Erlangung von Schlüsselqualifikationen für das spätere Berufsleben.

75 Prozent der Absolventen eines Freiwilligen Sozialjahres bleiben in dieser Branche, arbeiten dann darin weiter oder beginnen eine Ausbildung, ein Studium im sozialen oder medizinischen Bereich.

Junge Menschen für die Kultur zu begeistern, ja, das ist auch uns ein großes Anliegen. Ja, es ist ein Muss für unsere Gesellschaft, aber das sollte bitte früher beginnen – nicht erst mit 18 –, nämlich im Kindergarten, in der Schule und letztendlich auch im Eltern­haus. Danach steht doch einem freiwilligen, ehrenamtlichen Engagement in kulturellen Vereinen nichts im Wege. Ganz im Gegenteil: Es ist doch eine wichtige Facette in unse­rer Kultur.

Da wir auch am Thema Fair Pay arbeiten, weil es im Regierungsprogramm verankert ist und wir Verbesserungen in der Entlohnung im Kunst- und Kulturbereich erreichen wollen, wäre diese Öffnung, um erst recht wieder für Taschengeldentlohnung zu arbeiten, glau­be ich, nur kontraproduktiv.

Zusammenfassend: Das Bekenntnis von jungen Menschen zur Kultur ist ein wichtiges Ziel unserer Partei. Kulturelle Bildung muss früh beginnen. Dem steht entgegen, dass uns auch die Coronakrise gezeigt hat, wie wichtig die freiwillige Unterstützung im so­zialen Bereich gerade ist, dass die Arbeitsmarktsituation im sozialen Bereich angespannt ist und der Bedarf nicht immer gedeckt werden kann, letztendlich also definitiv freiwillige Helfer notwendig sind. Deshalb tut es uns leid, aber wir können diesen Antrag, das Frei­willigen Sozialjahr auf den Kulturbereich auszuweiten, nicht unterstützen. – Vielen Dank. (Beifall bei der ÖVP sowie der Abg. Disoski.)

11.37

Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort ist dazu niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist damit geschlossen.

Wie vereinbart verlegen wir die Abstimmung an den Schluss der Vorlagen des Kulturaus­schusses.