17.46

Abgeordnete Dr. Gudrun Kugler (ÖVP): Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kolle­gen! Zuerst einmal möchte ich meiner Freude Ausdruck verleihen, dass wir im Men­schenrechtsausschuss wieder sehr, sehr gut miteinander gearbeitet haben und heute hier zwei Vorlagen diskutieren, die beide von allen Parteien mitgetragen werden. Dafür möchte ich den Menschenrechtssprecherinnen und -sprechern aller Parteien ganz herz­lich danken, aber ganz besonders Faika El-Nagashi, die bei diesen Anträgen sehr viel mitgearbeitet hat. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

Ich möchte zum ersten Antrag, FGM – weibliche Genitalverstümmelung – ein paar Ge­danken zum Ausdruck bringen: Weibliche Genitalverstümmelung – manche nennen es weibliche Genitalbeschneidung – ist keine religiöse Praxis. Sie ist manchmal mit Religion vermischt, ist aber eine sehr alte Tradition, 2 300 Jahre alt, sagt man; eine Tradition, die in manchen Kulturen tief verankert ist.

In der internationalen Bekämpfung dieses Menschenrechtsverbrechens gegenüber Frauen gibt es zwei wichtige Wege. Der eine Weg ist, mit den Religionsgemeinschaften zusammenzuarbeiten, um dieses Problems Herr zu werden, und der andere Weg ist, mit den Communitys zu arbeiten. Das wird, auch mit der Hilfe Österreichs, ganz intensiv gemacht. Obwohl wir heute hier über Österreich sprechen – dazu komme ich noch –, möchte ich auch die Arbeit der ADA loben, der Austrian Development Agency, die vor Kurzem 1 Million Euro für Projekte in den diversen Ländern, wo dieses Problem stark vorherrschend ist, freigegeben hat, damit man dort helfen kann.

Eines dieser Projekte, das von Österreich finanziert wird, wird von einer Australierin in Äthiopien betrieben. Diese Frau lebt seit 30 Jahren in der Community vor Ort. Sie hat eine Geburtsklinik gegründet und sie sagt: Unser wichtigster Ansatz ist es, der Dorfge­meinschaft Lesen und Schreiben beizubringen und die Frauen in ihrer Gesundheitsvor­sorge zu unterstützen.

Sie senden Teams von Frauen aus, die von Haus zu Haus gehen und die Familien und die Frauen beraten, nämlich über die gesundheitlichen Folgen von FGM, über die Rechte der Frau, über den Umgang mit Gewalt. Dieses Projekt wird von der ADA unterstützt. Ich finde das sehr schön, und das hilft den Leuten vor Ort enorm. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

Wir müssen aber auch auf Österreich blicken, denn Österreich ist keine Insel. Wir wis­sen, dass in Österreich Tausende von betroffenen Frauen leben. Die einzige Zahl, die wir haben, ist 15 Jahre alt, und sie besagt, dass 8 000 Frauen in Österreich betroffen sind. Betroffen zu sein bedeutet unerträgliche Schmerzen, eine starke Einbuße der Le­bensqualität; es bedeutet aber auch medizinische Komplikationen bei normalen Vorgän­gen des Lebens, aber auch beim Geburtsvorgang.

Wir haben in Wien drei spezialisierte Kliniken und in Salzburg eine weitere, aber mehr gibt es in Österreich nicht. Wir wissen nicht, wo der Bedarf besteht, wie viele Frauen wo betreut werden müssen. Wir brauchen dazu Zahlen, Daten und Fakten, und das ist auch Gegenstand unseres Antrages, den wir hier heute gemeinsam beschließen. Allein im AKH in Wien, wo es eine spezialisierte Ambulanz gibt, werden pro Jahr 40 bis 50 Frauen betreut.

Ich möchte dafür danken, dass wir uns dieses Themas gemeinsam annehmen. Ich finde es wichtig und halte es für ein schönes Zeichen. Ich möchte ganz besonders auch Kollegin Petra Bayr danken, die seit Jahren an diesem Thema arbeitet. Ich danke für die konstruktive Zusammenarbeit. Für die kommende Sitzung des Menschenrechtsaus­schusses haben wir wieder so eine Art von Zusammenarbeit und Anträge, die wir ge­meinsam beschließen können, geplant. – Vielen Dank. (Beifall bei ÖVP und Grünen so­wie bei Abgeordneten der SPÖ.)

17.50

Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Abgeordnete Bayr. – Bitte.